Thorsten Czarkowski titelt in der Ostsee-Zeitung:
Konzert in der Stadthalle
"Maschine intim“: Dieter Birr servierte in Rostock Puhdys-Hits und Solo-Songs
und schreibt:
Am Freitag (25. Oktober) ist der ehemalige Puhdys-Frontmann Dieter Birr in der Rostocker Stadthalle aufgetreten. An seiner Seite: Silly-Gitarrist Uwe Hassbecker. Eine Kombi, die den rund 1000 Fans ordentlich eingeheizt hat.
Rostock Der Titel der Show in der Rostocker Stadthalle kommt etwas merkwürdig daher: „Maschine intim – Lieder für Generationen“. Und doch ergibt er Sinn: „Maschine“ ist der Spitzname von Dieter Birr. „Intim“ hieß 1986 sein erstes Solo-Album. Und „Lied für Generationen“ ist ein Titel von den Puhdys.
Die Puhdys gibt es seit 2016 nicht mehr. Dieter „Maschine“ Birr macht seitdem sein eigenes Ding, veröffentlicht Solo-Alben, hält Lesungen ab und gibt Konzerte. Am Freitag (25. Oktober) also auch in Rostock, als Unterstützung ist Silly-Gitarrist Uwe Hassbecker dabei. Die Musiker verstehen sich bestens. Beide spielen Gitarre, Dieter Birr singt, hin und wieder unterstützt durch Soundzuspielungen aus der digitalen Konserve. Und manchmal greift Uwe Hassbecker zur Geige.
Ex-Puhdy Dieter „Maschine“ Birr (l.) am 26. Oktober in der Stadthalle Rostock, an seiner Seite Silly-Gitarrist Uwe Hassbecker.
Quelle: Bert Scharffenberg
Zwar liegen Birr (80) und Hassbecker (63) altermäßig ein bisschen auseinander, doch die beiden haben mit ihren Bands (Ost-)Rockgeschichte geschrieben. In diesen Fall gibt Dieter Birr den Ton an und das Repertoire vor: So beginnt der Abend mit dem melancholischen Puhdys-Titel „Was bleibt“, in dem eine Art Lebensbilanz gezogen wird. Also sehr nachdenklich.
Titel wie „Hiroshima“ spiegeln Kriegsgefahr wider
Dennoch wird es im weiteren Verlauf ein munterer Abend, was auch an der Redseligkeit der beiden Musiker liegt. Beim Titel „Boote der Jugend“ beispielsweise tauschen sie sich über das Verhältnis von Eltern zu Kindern aus. „Am Ende muss jeder seine Fehler selber machen“, meint Hassbecker lapidar. Dieser Puhdys-Song ist inzwischen 40 Jahre alt, wie auch „Das Buch“, ein Titel, der angesichts der Kriegsgefahr eine erschreckende Aktualität bekommen hat. Auch die Coverversion von „Hiroshima“, die die Puhdys 1983 aufgenommen haben, findet sich in diesem Themenbereich wieder. Da wird die Stimmung in Saal wieder nachdenklich.
Akustische Gitarren dominieren in der Rostocker Stadthalle
Dennoch bleibt es entspannt, es ist wie ein Unplugged-Konzert der beiden Musiker, die akustischen Gitarren dominieren. Auf diese Weise bekommen die meisten Titel neue Arrangements, auch die alten Hits wie „Wenn ein Mensch lebt“, „Geh zu ihr“ oder „Alt wie ein Baum“. Auch „Hey John“, die musikalische Verbeugung vor John Lennon, ist Teil des Programms.
Lieder und Anekdoten von Dieter Birr und Uwe Hassbecker
So wird der Abend von Oldies bestimmt, auch wenn Birr seine Solo-Songs platziert, etwa „Bessere Tage“ oder „Große Herzen“. Silly-Songs sind ebenfalls im Set, zum Beispiel „Bye-Bye“, gesungen von Dieter Birr. Uwe Hassbecker spielt auch ein Silly-Instrumental, das aus dem Film „Der Mond und andere Liebhaber“ stammt, an dem die Band einst mitgewirkt hat. Zwischendurch packt auch Uwe Hassbecker
Anekdoten aus: Als der Musiker in der Corona-Zeit zur Untätigkeit verurteilt gewesen sei, habe er auf seinem Grundstück auf Rügen den Jägerzaun gestrichen. Diese handwerkliche Tätigkeit habe der Künstler als sehr befriedigend empfunden.
Silly-Gitarrist Uwe Hassbecker spielte an der Seite von Dieter „Maschine“ Birr.
Quelle: Bert Scharffenberg
Auch mit solchen Plaudereien steuern die Musiker nach zweieinhalb Stunden auf das große Finale zu, in dem der Song „Alt wie ein Baum“ zu einer wahren Mitsing-Orgie ausartet. Eine musikalische Reprise von „Was bleibt“ beendet den Abend und schließt den Kreis. Die beiden schüttelten zum Schluss von der Bühne aus noch jede Menge Hände.
Eine „intime“ Angelegenheit
Die Atmosphäre ist am Ende wie in einem Club-Konzert gewesen. Schließlich war versprochen worden, dass diese Angelegenheit „intim“ wird. In der geschickt platzierten Bestuhlung konnte das Publikum eine Nähe zu ihren Idolen erleben. Und wer es bis dato noch nicht wusste: Dieser Mann namens Dieter Birr lässt sich zwar „Maschine“ nennen, hat aber jede Menge Gefühle. Und er kann sie in Musik verpacken.