„Am Fenster“, ein Schlagzeug und CITY anno 1978
Eigentlich war nicht die Band das durchschlagende Ereignis, sondern der Song. Plötzlich wurde „ Am Fenster“ tagtäglich im Radio gedudelt und die Dorf-Disco, die nicht auch diese Bandaufnahme von DT64 mitgeschnitten hatte - an eine Platte war noch lange nicht zu denken, das kam erst viel später - die konnte eigentlich gleich einpacken. Der Song war Kult und die Band hatte urplötzlich in der ganzen Republik eine riesige Fangemeinde!
So hat’s bei mir auch angefangen, denn ich hatte die Bandaufnahme auf meinem „Qualiton“ (!!) und bin über die Dorfbühnen mit meiner Disco gezogen. Das muß so 1973/74 gewesen sein. Den „Laden“ haben Manne (Manfred Purple) und ich damals übrigens „College Disco“ genannt – warum wohl?
Schon so viele Jahre CITY ?? Gott, wie alt bin ich eigentlich ??
Dieser eine Song und diese Stimme haben mich seither begleitet, waren ein Teil des Soundtracks zu meinem ganz persönlichen Leben. Da hatte jemand in meiner Seele gekramt und meine Gefühle ausgesprochen sowie das ganze mit den Klängen einer Violine, meinem Instrument, unterlegt!
Egal ob nun mit dem „Fenster“ oder später mit „Wand an Wand“ oder gar mit meiner Lieblingszeile „……………is’ egal, da sind Löcher drin und so bleibe ich wer ich bin ………..“ …Das hatten außer RENFT, CÄSAR und LIFT nicht viele geschafft.
Ich war einer von denen, die „in der Kultur“ gearbeitet haben. Wie man diesen Begriff in Gesamt-Deutsch übersetzt – keine Ahnung.
Irgendwie war es logisch, dass ich dann selbst Konzerte organisieren wollte. Dieses besondere Gefühl des Lebens und Erlebens hinter der Bühne hat mich schon immer fasziniert.
Für meine/unsere Konzertreihe ROCK-MIX wollte ich unbedingt diese Band auf der Bühne zu haben. Es sollte etwas ganz besonderes werden – und genau das wurde es auch. In j e d e r Hinsicht!
Zunächst mussten im Saal ca. 500 Stühle schön in Reih’ und Glied gestellt werden. Das war wichtig, sonst hätte ich keine Veranstaltungsmeldung beim, VPKA durchbekommen (von den anderen Tricks ganz zu schweigen). Das sah zwar schön klar gegliedert aus, war aber eigentlich völlig unpraktisch, nahm viel Platz weg und im Falle des Falles wäre das Chaos perfekt gewesen.
Dann kamen irgendwann im Laufe des Nachmittags die Techniker, also die mit dem LKW und den großen Boxen (PA) sowie den vielen Kabeltrommeln. Das Durcheinander auf dem LKW wurde also schön gleichmäßig auf der Bühne und dann im Saal verteilt bis zu dem Moment, wo zum ersten Mal der Strom fließen sollte.
An diesem Apriltag, es war der 19.4.1978, kam es erst mal nicht dazu. Man brauchte Kraftstrom und das Netz im Gesellschaftshaus Elsterwerda war dafür nicht abgesichert. Ich kannte (zum Glück) den Stadtelektriker und Gerhard folgte meinem Notruf ziemlich prompt. Was genau dann passiert ist, kann ich heute nicht mehr sagen, ich weiß nur noch, dass irgendwann die Scheinwerfer strahlten und die Augen von Joro auch. Der war nämlich inzwischen eingetroffen und hatte mir erklärt, daß so was wie Kraftstrom für eine Band unerläßlich sei. Eine damals ebenfalls anwesende Dame namens Traudl war ziemlich sauer, was man ihr auch ansah.
Ich glaub’, ich bin wohl manchmal ziemlich blauäugig an all die Sachen rangegangen.
Aber es kam noch schlimmer:
Plötzlich stand Klaus vor mir mit der Nachricht „ Vom Schlagzeug fehlen Teile. Wir fahren mal fix nach Berlin, um sie zu holen! „ - Oups! -
Sicher kann sich noch jemand an den Zustand der damaligen Autobahnen erinnern und die Band fuhr (in meiner Erinnerung) einen Lada oder Schiguli. Als man losfuhr, war es eine Stunde vor Konzertbeginn und der Saal proppevoll – na Klasse. Wir haben’s einfach niemandem gesagt und irgendwann begonnen, das Publikum (und die mit der grünen Uniform da draußen) mit Hinweisen auf technische Probleme hinzuhalten.
Mir wird dieser Tag für immer in Erinnerung bleiben: CITY fuhr Schlagzeugteile zwischen Elsterwerda und Berlin „spazieren“ und wir haben derweil 500 Leute mit technischen Problemen vertröstet. Auch der freundliche ABV vor der Tür hat’s zur Kenntnis genommen. Das Konzert begann mit 4 Stunden Verspätung und keiner hat sich aufgeregt – geht heute sicher gar nicht, oder ??
Bei einem späteren Treffen mit CITY habe ich mir von Joro noch andere Begebenheiten über das Vergessen erzählen lassen – und ich dachte immer, die Sache damals wäre ein einmaliges und „unerhörtes Erlebnis“ gewesen.
Unvergeßlich war das Konzert trotzdem, vielleicht gerade auch deshalb.