Das kleine Städtchen Limbach war vorige Woche in aller Munde, nicht weil dort in der Stadthalle einer der besten Barden Deutschlands zu Gange war, sondern wegen einem spektakulären Verkehrsunfall. Sensationell fand ich aber beides und versuche hier mal die Kurve zu kriegen, die der arme fliegende Autofahrer nicht gekriegt hat.
Limbach Oberfrohna hat eine tolle Stadthalle und wenn da mal gerade keine Volksmusik ist, widmet man sich auch den etwas anspruchsvolleren Künstlern.
Wer Waderfan ist, kommt an Wecker nicht vorbei. Ich finde beide klasse und kenne und liebe viele Lieder der Beiden. Wader hatten wir voriges Jahr gesehen, nun war mal Konstantin Wecker daran, den wir das erste und sicher nicht das letze Mal live erlebten. Begleitet wurde er von Jo Barnickel am Keyboard.
Die Stadthalle war fast ausverkauft. Das Publikum gemischt, Junge und Alte und alle zusammen überaus diszipliniert, für jemanden der Rockkonzerte gewohnt ist, fast zu brav.
Wecker kam oft hinter seinem Flügel vor, auch um seine Wortspiele an den Mann zu bringen, so zum Beispiel den Spruch:
„Vor 40 Jahren bin ich angetreten, mit meinen Liedern die Welt zu verändern – aber wenn ich mir die Welt jetzt so anschaue – ich war`s nicht.“
Viel Beifall gab es für „Genug ist nicht genug“ und natürlich seinen super aktuellen Hit „Wenn die Börsianer tanzen“.
Auch mein Lieblingsweckersong „Sage nein“ war im Programm.
Dem Publikum erklärte er den Unterschied zwischen bekannt und prominent und spielte damit schlitzohrig darauf an, warum er mal „Juristisch verhindert „ war.
Wie es alle 40 jährigen nun scheinbar machen – es gab einen Streifzug durch das Schaffen. Es waren auch recht skurrile Frühwerke dabei, wie das vom abgehackten rechten Arm.
An Wecker mag ich, dass er laut und deutlich sagt, was hier in diesem Lande im Argen liegt. Wir brauchten mehr Künstler von dieser Sorte.
Zum Schluss kam er von der Bühne runter ins Publikum und drehte eine Runde durch den Saal. Es waren etliche Zugaben nötig, ehe ihn die Limbacher gehen ließen. Ich weiß nicht, was mich an Wecker am meisten fasziniert, die markante Stimme, seine Künste am Flügel oder der Wortwitz. Sei es wie es sei, es war ein unvergesslicher Abend.
Als wir die Stadthalle in Limbach verließen, stand aber nicht mehr Wecker im Mittelpunkt des Interesses, sondern der berühmteste Unfallort Sachsens.
Genau neben der Stadthalle ist die Kirche und auf deren Dach hatte es einen jungen Skodafahrer unverhofft verschlagen.
Ich hab einige Bildchen für euch von der Unfallstelle gemacht. Der Bruchpilot hatte nicht erfasst, dass man auf dieser Straße entweder rechts oder links abbiegen muss.
Er fuhr in Affenzahn gerade aus, durchbrach ein Geländer. Eine kleine Schräge wurde zur Sprungschanze, er streifte noch einen Baum und flog dann 33 m weit in 9 Meter Höhe auf das Kirchendach und landete glücklicher Weise genau zwischen den Sparren. Die Kirche nutzte das geschickt als Werbung und brachte dort ein Transparent an: „Zweifeln und Staunen“
Helle wie die Sachsen sind, haben sie schon ein neues Verkehrsschild erfunden.
