Thomas Natschinski/Christine Dähn 31.03.09 in Dresden
in Konzertberichte Ostrock allgemein 01.04.2009 00:21von Mary (gelöscht)

RE: Thomas Natschinski/Christine Dähn 31.03.09 in Dresden
in Konzertberichte Ostrock allgemein 01.04.2009 12:41von Mary (gelöscht)

Wer Veranstaltungen in der Bibliothek im WTC ab und an besucht, weiß, man braucht nicht zu früh da sein. Es standen also nur wenige Interessierte am Eingang, als Thomas Natschinski und Christine Dähn kamen. Letztere etwas besorgt: „…Ihr werdet doch nicht die Einzigen sein…“ Natürlich nicht, die Leseabteilung der Hauptbibliothek war zum Veranstaltungsbeginn gut gefüllt, aber nicht ausverkauft. Mich verwundert das etwas, denn wo und wann bekommt man so kostengünstig „wirkliche Kultur“ geboten…?!
In freudiger Erwartung betrachteten wir (im „4er Pack“ angereist, aber ohne Forenmitglieder… - leider), die kleine Bühne, die mit Klavier, Piano, Tisch und Sessel bestückt, einen abwechslungsreichen Abend in Aussicht stellte. Von anderen hatte ich ja schon über diese Veranstaltung gehört und gelesen, ich erlebte Natschinski letztes Jahr im Programm mit Aurora Lacasa und trotzdem…, der Abend im WTC war die Überraschung für mich!
Der Leiter der Musikbibliothek eröffnete, sehr gut vorbereitet(!), diesen Abend, Christine D. und Thomas N. wurden mit stürmischem Beifall begrüßt und Natschinski begann, wie könnte es anders sein, einen Teil von „Berührung“ auf dem Piano zu spielen.
Christine Dähn, an der die Zeit fast spurlos vorüber gegangen zu sein scheint, führte durch das Programm, las Auszüge aus dem Manuskript und Buch „Verdammt, wer hat das Klavier erfunden“, erzählte und plauderte so frisch und munter, dass man einfach stundenlang zuhören kann.
Thomas Natschinski, bescheiden, immer lächelnd, musizierend mit Mundharmonika und Gitarre, an Klavier und Piano, Lieder seiner CD „weit, weit und wild…“ vortragend, ein Musiker, dem das Herz einfach zufliegen muss. 500 Songs hat er für andere Solisten geschrieben und endlich 2007, 12 Titel nur für sich, für seine 1. eigene CD "weit, weit und wild". Warum erst jetzt, fragt er sich selbst. Die Titel der CD (Texte Christine Dähn) sind rundum gelungen, geben Einblicke in sein Leben. „Wilder Mohn, hast mich geweckt“ ist ein Teil Lebensgeschichte, sanft und ehrlich erzählt. „Ein seltsames Paar“ erzählt von Hund und Katze im Hause Natschinski…, „Männer weinen nicht“, die Erkenntnis eines 61 jährigen…(?!)
Das Publikum wurde einbezogen, klatschte mit und "sang" einen Titel von "Team 4", Natschinskis erste Band, in dem nur eine Textzeile vorkam, „Sie kommt heute Abend zu mir“. Lachend berichtete der Musiker, dass dieser Titel 5 Minuten dauerte, wenn sie ihn live spielten. Andere Bands und Musiker wurden „gestreift".
„Wer die Rose ehrt“ gespielt auf dem Piano wurde Cäsar gewidmet und ich hatte auf einmal einen Kloß im Hals. Am 08.05.07, vor fast 2 Jahren, saß ich genau an dieser Stelle und lauschte Peter(Cäsar)Gläser, der hier im WTC sein Buch vorstellte und musizierte. Cäsar ist nicht mehr…, aber es tut gut, zu wissen, er lebt in den Herzen der Fans und seiner Musikerkollegen weiter. Danke Thomas Natschinski, für dieses kurze Gedenken!
Aber ich war ja eigentlich wegen dem Buch „Verdammt, wer hat das Klavier erfunden“ hier im WTC.
Ich habe schon unzählige Lesungen erlebt, aber diese am gestrigen Abend übertraf alles bisher erlebte. Christine Dähn verstand es, dieses Musikerleben unbeschreiblich witzig zu Papier zu bringen und den Leuten vorzutragen. Und trotzdem hatte man nicht das Gefühl einer Comedysendung beizuwohnen. Es war ein ehrliches und herzliches Lachen, was hier erklang.
Schon beim Lesen der Einleitung, schreit das Innere des Lesers, ich will mehr!
Auszug aus „Verdammt, wer hat das Klavier erfunden“ S. 09:
„Ich über mein Ich
Rosen sind für mich wie Erbsen.
Ich bin ein Faultier und fleißig wie eine Ameise.
Bowlen mag ich nicht.
Schrill wäre ich gern gewesen.
Salsa tanze ich federleicht wie ein Grizzly.
Ich trage keinen Bierbauch vor mir her wie eine späte Rechnung…“
Nach diesem letzten Satz verlangte das Publikum nach Tatsachen und Natschinski zeigte stolz seinen Bauch, der nicht über dem Gürtel hängt.
Eine kleine Pause unterbrach das Programm, in der Bücher, CDs und andere Raritäten (ich erhielt eine ganz persönliche Widmung..., siehe Fotos) unterschrieben wurden. Der zweite Teil der Veranstaltung war nicht weniger kurzweilig und informativ wie der erste. Es ist einfach nicht in Worte zu fassen.
Man muss es erleben! Ich kann nur jedem empfehlen, wenn Ihr die Möglichkeit habt, besucht diese Veranstaltung, Ihr werdet es nicht bereuen!
Termine unter: http://www.thomas-natschinski.de
Wie Christine Dähn sagte, gibt es Terminplanungen der "Musik-Lesung" schon bis 2011!
Der gestrige Abend hat mich wieder einmal bestärkt, hier bei uns sind nicht nur gute Musiker "gewachsen", sondern auch Menschen, die das "Menschsein" nicht verlernt haben.
DANKE FÜR DIESEN WUNDERVOLLEN ABEND!
Ich höre die CD "weit, weit und wild" rauf und runter und ich habe „Verdammt, wer hat das Klavier erfunden“ unter dem Kopfkissen „geparkt“, griffbereit als Bettlektüre.
Für alle, die mehr von Christine Dähns Schreibkünsten wollen..., es ist eine weitere autorisierte Biografie geplant... - Karat.

RE: Thomas Natschinski/Christine Dähn 31.03.09 in Dresden
in Konzertberichte Ostrock allgemein 01.04.2009 18:01von HH aus EE (gelöscht)

Habe mich beim Lesen Deiner Zeilen wieder nach Woltersdorf in die Walkmühle versetzt gefühlt, als ich die beiden im vergangenen Jahr dort erlebte und mich die eigenen Erinnerungen überrollten (hier im Forum nachzulesen). Für mich war's lebender Musik-Geschichts-"Unterricht" und eine Begegnng mit zwei liebenswerten Persönlichkeiten, so wie gestern in Dresden offensichtlich auch.
Meine Empfehlung: Nutzt die nächsten Termine, es wird keiner bereuen! Hab's gestern nicht geschafft, bin mir aber sicher, daß ich einen zweiten Termin finden werde.

RE: Thomas Natschinski/Christine Dähn 31.03.09 in Dresden
in Konzertberichte Ostrock allgemein 01.04.2009 19:04von Mary (gelöscht)

@Petra: Ja, die Zeilen wurden "freiwillig" geschrieben, von Christine Dähn. Ich habe nur mein "altbewährtes Büchel", mancher kennt es ja schon, hingehalten und um einen Eintrag gebeten. Als ich mich bedankte, meinte Christine D., "... und das meine ich wirklich so..."

RE: Thomas Natschinski/Christine Dähn 31.03.09 in Dresden
in Konzertberichte Ostrock allgemein 02.04.2009 20:10von Belinda •

(Sächsische Zeitung)
Eine geballte Ladung Nostalgie mit Schwiegermutters Liebling
Von Thomas Neumann
Thomas Natschinski stellte in Dresden seine Biografie vor und spielte Musik dazu.
Thomas Natschinski ist bekannt als Songschreiber, Rockmusiker und Filmkomponist.
Mehr als 500 Songs und 150 Filmmusiken hat Thomas Natschinski geschrieben. Er ist die fleischgewordene Geschichte der ostdeutschen Beatmusik und hat als einer der Ersten Rock mit deutschen Texten versehen. Nun sitzt er zwischen Sachbuchregalen und Stadtteilzeitungen auf einer Bühne. Die 61 Jahre sieht man ihm wirklich nicht an.
Es ist Dienstagabend und der erste echte Frühlingstag in der Stadt. Thomas Natschinski und Christine Dähn haben die Sonne mitgebracht. Die Dresdner Stadtbibliothek hat zu einer Lesung mit Musik geladen. Denn Thomas Natschinski hat seine Biografie „Verdammt, wer hat das Klavier erfunden?“ veröffentlicht. Geschrieben hat sie Christine Dähn, seinerzeit Frau Metronom bei DT 64.
Knapp 100 Besucher haben sich eingefunden. Natschinski greift in die Tasten und Frau Dähn zum Manuskript. Ein Abend voll geballter Ostalgie, der den Nerv des Publikums trifft. Die gute alte Zeit wird herbeigezaubert. Christine Dähn liest, und Thomas Natschinski illustriert die Geschichten mit seiner Musik. Das muss man schon mögen, sonst wär man ja nicht hier. Der Team-4-Geist wird beschworen, die Revolte der Beatmusik ist nicht das Thema. War auch nie Natschinskis Thema, das gibt er ehrlich und vielleicht auch ein wenig kokett zu. Natschinski war immer der nette Junge von nebenan, eben Schwiegermutters Liebling. Dabei immer mit dem Blick fürs Wesentliche im Leben, die Musik. Einer, der angesichts der Kraft der Töne schon mal vergisst, den Ofen zu heizen.
Christine Dähns Moderation und Lesestil allerdings versprühen derweil den etwas betulichen Charme der Fernsehstudios des Mitteldeutschen Rundfunks. Eine gewagte Mischung aus Grundschullehrerin und Seniorenbetreuung. Viel Huldigung und wenig Esprit. In ihren Redepausen präsentiert Natschinski eigene und fremde Kompositionen. Als begnadeter Sänger erweist sich der Mann mit dem Herzen voller Töne dabei nicht zwingend, und so hat sein Vortrag häufig eher dokumentarischen Wert. Berührende Ausnahme von der Regel ist dabei „Clown sein“, seinerzeit für Jürgen Walter geschrieben.
Was bleibt, ist ein Buch, in dem Thomas Natschinski seine Geschichte und gleichzeitig deutsche Zeitgeschichte erzählen lässt. Teilweise amüsant zu lesen, aber in erster Linie Nostalgie pur.
Heute sind Thomas Natschinski und Christine Dähn in Zittau (Christian-Weise-Bibliothek, 19Uhr), am 17.April in Kamenz (Stadttheater).

RE: Thomas Natschinski/Christine Dähn 31.03.09 in Dresden
in Konzertberichte Ostrock allgemein 02.04.2009 20:59von PM •


Wir brauchen Deine Hilfe!
![]() |
Wir hoffen, dass dir unser Forum gefällt und du dich hier genauso wohlfühlst wie wir. Wenn du uns bei der Erhaltung des Forums unterstützen möchtest, kannst du mit Hilfe einer kleinen Spende dazu beitragen, den weiteren Betrieb zu finanzieren. Deine Spende hilft! Spendenziel: 18€
103%
|
![]() 0 Mitglieder und 6 Gäste sind Online |
![]()
Das Forum hat 9819
Themen
und
100315
Beiträge.
Heute waren 4 Mitglieder Online: Besucherrekord: 2000 Benutzer (08.01.2015 07:34). |

