Wozu sind eigentlich Pläne da? Ganz einfach, damit man sie über den Haufen schmeißen kann;-). So ist es auch bei Tina und mir am Sonnabend geschehen. Unsere vorhergehenden Planungen eines gemeinsamen Konzertbesuches wurden gegen Mittag im beidseitigen Einvernehmen am Telefon außer Kraft gesetzt und rigoros geändert.
Wir hatten ganz einfach mal wieder Bock auf eine richtig krachende Rockschow.
Natürlich lag das Reiseziel mal wieder in der Ferne und zwar im Bundesland Brandenburg.Tina nahm mich in der Nähe von Dresden auf und wieder einmal ging es über das endlos lange, graue Band der Autobahn.
Ganz entspannt näherten wir uns Königs Wusterhausen und nach einer leichten Verwirrung des Navigationsgerätes fanden wir auch den Sportplatz im Ortsteil Senzig.
Dr. Kinski spielte an diesem Abend dort open air, doch bis dahin war noch etwas Zeit und wir schauten den Musikern etwas beim Soundcheck auf die Finger.Bei der anschliessenden Begrüßung bezeichneten uns die Musiker mal wieder spaßeshalber als „verrückt“, weil wir für eine gute Mugge so weite Wege in Kauf nehmen.
Zwischenzeitlich füllte sich der Sportplatz allmählich mit Menschen verschiedenen Alters.Auffallend viele Besucher trugen AC/DC-Shirts von der aktuellen „Black Ice“-Tour.
Es handelte sich also um fachkundiges Publikum, welches natürlich die Hits von AC/DC im Original kennt.
Gegen 21.30 Uhr startete die Show und der nette, ruhige Zeitgenosse Lars Sens mit dem ich vorhin noch geschwatzt hatte, verwandelte sich augenblicklich in den „irren“ Sänger Dr. Kinski. „Ihr seid doch alle wahnsinnig, ihr Patienten“ war sein Schlachtruf, den wir noch mehrmals am Abend hören sollten und „Hoch die Patschhändchen“, manchmal auch hoch mit den schmutzigen Fingern“*g*;-) Die folgsamen „Patienten“ kamen der Aufforderung natürlich nach und je länger die Mugge lief, umso mehr Fans spielten das Spiel mit.
Schlagzeuger Dicki Grimm spielte den opener „Hells Bells“ mit aufgesetzter Schutzmaske und der irre Doktor begann mit seiner Therapie. Es gibt sicher jede Menge AC/DC-Coverbands. Manche sind gut, manche weniger gut und die meisten lehnen sich auch optisch sehr an das Original an.
Durch ihren extravaganten Frotmann und ihrer eigenen Show unterscheidet sich Dr. Kinski deutlich vom Original, Das macht die Band auch unverwechselbar macht.
Die Dr.Kinski-Musiker sind allesamt Könner ihres Fachs und sie sprühten in Senzig vor Spielfreude.
Den härtesten Job dürfte wohl Schlagzeuger Dicki Grimm gehabt haben. Wuchtig, energiegeladen drosch er ständig auf sein Equipment ein, dass es einem um die guten Instrumente Angst und Bange werden konnte. Zeitweise spielte er mal mit brennenden Trommelstöcken, was im Halbdunkel natürlich gespenstisch aussah.
Überhaupt geizte die Band während der Mugge nicht mit Pyroeffekten. Zeitweise war als sechster Mann ein Feuerspuker auf der Bühne und der Dr.Kinski himself verschoß aus einer Panzerfaustattrappe bunte Papierschnipsel über das Publikum.
Die Setlist umfasste mit Zugaben 23 Titel und sie enthielt sowohl absolute AC/DC-Klassiker
Wie „Walk all over you“, „Sin City“,“Back in Black“ als auch Songs der letzten 2 Alben („Stiff Upper Lip“, Rock’n Roll Train“) der Australier.
Die beiden Gitarristen Michael „Lefty“Linke und Stefan Schirrmacher lieferten sich eine Wechselschlacht vom Allerfeinsten.
Was die beiden so aus dem Handgelenk gezaubert haben, steht den Originalen wohl in Nichts nach.Lefty hatte extra für diesen Abend eine seiner ältesten Klampfen reaktiviert, welche er jahrelang nicht mehr benutzt hat. Mit diesem Instrument hatte er auch 1986 die AMIGA-LP „MONOKEL – Fünf nette, junge Herren, die 1a Kraftblues machen“ eingespielt.
Ohne einen ordentlichen Bass kann so eine Rockband nicht funktionieren. Bei Dr.Kinski zeichnet Holly Burnette sich für die tiefen Töne verantwortlich.
Holly bildete zusammen mit Dicki Grimm am Schlagzeug eine treibende, rhythmische Einheit, die den beiden Gitarristen ein perfektes Fundament lieferte.
Aber den Frontmann Dr. Kinski setzt dem ganzen Gebilde wirklich die Krone auf. Mit „irren“ Blicken, Gesten und einem schmutzigen Grinsen, scheint er direkt der Hölle entstiegen zu sein. Der Mann gab nicht eher Ruhe bis auch der letzte im Publikum begriffen hatte, dass es hier um Wahnsinns-Rock’n Roll ging. Eine phänomenale Rockshow neigte sich aber langsam dem Ende zu.
Die Herren wollten sich nämlich wie AC/DC mit „For Those About To Rock(We Salute You)“ verabschieden, aber das Publikum wollte noch mehr und so gab es als Zugabe unter anderem auch noch „T.N.T“ zu hören.
Wir fanden den Abend mit der Band Klasse und wir machten uns zufrieden, mit einem breiten Grinsen auf den Heimweg.
Gruß Kundi