Vor der Kulisse des wunderschönen Jugendstilbaus der leider stillgelegten Stadthalle, waren im Stadthallengarten harte Bassschläge, bissige Gitarrenklänge und auch ein paar sanfte Geigentöne zu vernehmen. Es war etwa 18.30 Uhr, als ich dort eintraf, lief gerade der Soundcheck. Die Leute, die vor den noch geschlossenen Toren geduldig warteten, sangen schon mal den einen oder anderen Titel mit und ich hörte irgendjemanden sagten: „… man, wie lange ist das her…“
Dann öffneten sich die Tore und allmählich füllte sich der Stadthallengarten mit bis zu etwa 100 neugierig und später begeisterten Zuschauern.
Kurz nach 20.00 Uhr legten die „OSSIS“ mit dem Berluctitel „Hallo Erde, hier ist Alpha“ los und überzeugten mit glasklarem Sound und perfekter Show. Weiter ging’s mit „Bleib cool“, „Jede Stunde“ und „Hallo Sonne“. Dann kündigte Acky mit einem Augenzwinkern ein selbst verfasstes Lied vom Baum an. Doch nach den ersten Tönen war klar, es konnte nur der Puhdysklassiker sein. Gefolgt vom „Blauen Planten“ einer interessanten Interpretation von „Wer die Rose ehrt“ ging es „Nach Süden“ in den kleinen Badeort „Casablanca“ . Den vorläufigen Schlusspunkt setzten sie mit „Batallion d’amour.
Nahtlos betrat Michael Barakowski die Bühne. Auf ihn habe ich mich persönlich am meisten gefreut, da ich ihn zuletzt in den Achtzigern bei einer Mugge (damals noch mit PERL) in Döbern gesehen habe. Er begann mit „Nie mehr“ und „König oder löhn ich“ Leider hatten seine Songs eher Schlager- als Rockcharakter. Es war auch sicher keine gute Idee auf das Vollplayback noch obendrauf zu singen. Ein gutes Halbplayback, mit einer, wegen mir, leicht verstimmten Gitarre und kratziger Stimme ist einfacher ehrlicher und macht ihn glaubhafter. Aber dann kam der Höhepunkt seines Auftrittes. Zunächst gesellten sich die die OSSI – Musiker zu ihm und dann stimmten alle gemeinsam, inklusive Publikum SEIN Lied an, der ganze Stadthallengarten brüllte mit, was die Dezibelmessung nahe des benachbarten Hotels erheblich in Höhe getrieben haben dürfte.
Nach einer Pause, sah ich hinter dem Backstagebereich einen Geigenbogen aufblitzen. Dann betrat natürlich Hans die Geige die Bühne und begann mit einem Instrumentalen Intro, gefolgt von seinem Kinderlied und dem legendären „Dust in the Wind“ von Kansas. Wofür die OSSIS den ganzen Abend gebraucht haben, braucht Hans nur einen Titel (so seine Ansage) und spielte die Hymne auf die Ostmusik „Unsere Zeit“. Da fiel mir wieder das Zitat von ihm ein: „Ich bin kein Sänger der geigt, sondern ein Geiger, der singt“. Dann überraschte er mich mit „Up where be belong“, den er leider allein singen musste, Jennifer Warnes auf dem kleinen Flugplatz in Görlitz nicht landen konnte… Bei den nächsten beiden Titeln ließ er nun endgültig die „Sau raus“ und fiedelte und feilte was der Bogen hergab um dann „Den Boxer“ zu präsentieren, den er mal für den „kleinen“ Klitschko geschrieben hat und dessen Thema ich immer noch im Ohr habe. Als vorerst letzter Titel erklang „Irish eyes“.
Aber irgendwie hatten alle das Gefühl, dass noch etwas fehlte… Es füllte sich zunächst wieder die Bühne und Hans spielte den Auftakt zu „Am Fenster“. Henne der Gitarrist der OSSIS spielte nun ebenfalls die „zweite“ Geige, doch nicht lange, dann stieg sein Instrument aus und Hans lieh ihm kollegialer Weise seine Geige.
Dann standen alle noch einmal auf der Bühne und sangen gemeinsam.
Hans die Geige wird ja gern als ein Urgestein der Rockmusik bezeichnet und ich habe dem nichts mehr hinzuzufügen außer zu sagen: Er IST ein Urgestein der Rockmusik.
Die OSSIS ließen den Abend mit ein paar Titeln unter anderem „Sagen meine Tanten“, gesungen von Henne (ehemals Scirocco), ausklingen.