Manche Erlebnisse sind schon lange vergangen, bevor ich dazu komme, sie aufzuarbeiten. Manchmal hat das auch sein Gutes, man denkt zurück, erlebt zum 2. Mal.
Bevor ich am Abend zum Konzert von „Stern akustisch“ in Weinböhla fuhr, setzte ich mich morgens nach dem Dienst erst einmal in den Zug nach Leipzig.
Dort angekommen, führte mich der erste Gang in ein Blumengeschäft im Leipziger Hauptbahnhof. Ich kaufte eine Rose. Etwas „Grün“? fragte die Verkäuferin, ich verneinte. Auch Verpackung wollte ich nicht. Ich nahm die Rose, so wie sie war und begab mich auf den Südfriedhof. Vor einer Woche jährte sich Cäsars Todestag. An diesem Tag hatte ich keine Zeit nach Leipzig zu fahren. Doch meine Rose wollte ich noch ablegen, wenn auch später.
Ich fand die Grabstelle sofort, sah die vielen Blumen, von manchen wusste ich genau, wer sie abgelegt hatte, Freunde, die vor einer Woche hier waren…, ich sah in das lachende Cäsar-Gesicht auf dem Stein und fragte mich wieder, WARUM? Ich war allein mit meinen Gedanken…
Friedhofsarbeiter fuhren mit lärmenden „Gerätschaften“ auf, um Ordnung zu schaffen. Mit einem „Danke Cäsar, für Deine Musik“, verließ ich den Friedhof.

Mein zweiter Weg in Leipzig führte mich zu „Lehmanns Buchhandlung“. Menschenmassen füllten den Verkaufsraum, standen als „Schlange“ schon auf dem Gehweg. Zum Glück fand ich Freunde, die weiter vorn standen. Peter Maffay signierte heute hier sein Buch, „Auf dem Weg zu mir“. Als er zu signieren begann, ahnten alle, die Zeit würde nicht reichen. Er hatte im Anschluss einen Termin beim MDR. Jeder hoffte im Stillen, hoffentlich komme ich noch dran. Und wir kamen dran, hielten glücklich unseren mit Widmung versehen „Buchschatz“ in den Händen. Nun hatten wir Zeit den Rummel ganz entspannt zu verfolgen. Immer wieder hörten wir: „Nur Fans mit Büchern! Nur noch eine Unterschrift!“ Peters Gesicht war angespannt, wer ihn kennt, weiß, seine Fans sind ihm „heilig“ – heute muss er sie enttäuschen… Man sieht ihn verbissen diskutieren, dann eine Durchsage und alle wissen, Maffay hat soeben seinen Fernsehtermin „platzen lassen“ für seine Fans! Maffay ist einer von den wenigen Großen des Showgeschäfts, der nicht vergessen hat, wem er seinen Ruhm verdankt. Gern wäre ich noch geblieben, aber die Abfahrt meines Zuges rückte heran…

In Weinböhla angekommen, hatte ich noch etwas Zeit, mich umzusehen, bevor sich die Türen des Zentralgasthofs öffneten. Ich sicherte mir einen Platz in der ersten Reihe, wollte noch mal ganz weit vorn sein, denn die Akustiker würde ich heute das letzte Mal erleben, was mich traurig machte. Konkurrenz sind die 5 Musiker für die „Stern Combo Meißen“ nicht wirklich, da das Publikum ein völlig anderes ist, jünger, wie ich für mich erkenne und ein paar, die wie ich, „doppelgleisig“ fahren. Ich werde diesen Streit nie verstehen, bin nach wie vor dafür, dass „unsere“ Musik ein Recht darauf hat, erhalten zu werden. Warum nicht aufgepowert für die nachfolgende Generation?! Ich mache mir nichts vor, irgendwann sind wir „Alten“ weg, wer hört dann noch „unsere“ Musik? Musikgeschmack wandelt sich, junge Leute wollen nicht mehr unbedingt „Werke“ hören, die mir noch Gänsehaut und mich glücklich machen.
Ich lausche den „aufbereiteten“ Songs, „Der weite Weg“, „Lass mich hier nicht liegen“…, „Was soll aus mir werden“, „Kampf um den Südpol“…, „Ich bin frei“… usw., sehe in die Gesichter von den Musikern vor mir, sehe die Spielfreude, weiß, sie hatten Pläne und bewundere sie…, „Der weite Weg“, er scheint abrupt zu enden, nur kurz gewesen zu sein – schade, denn „Stern akustisch“ darf es nur noch bis 31.12.09 geben.
Der Applaus will nicht enden! Die Musiker verlassen die Bühne mit den sinngemäßen Worten, „sonst fangen wir och noch an zu heulen…“
Nach dem Konzert stehen sie dem Publikum voll und ganz zur Verfügung, beantworten Fragen, signieren, lassen sich fotografieren, sind einfach da… Danke. Und alles Gute für Euch.