Elsterwerda &Leipzig, 07.01.2010
Lieber CÄSAR,
heute ist es genau ein langes Jahr her, dass wir, Deine Freunde und Weggefährten, im Leipziger „Anker“ Deinen 60. Geburtstag zwar nicht gefeiert, aber doch würdevoll und in Deinem Sinne begangen haben.
Wir standen vor dieser Bühne und haben Dir quasi in die Augen gesehen, Deiner Musik gelauscht und Deine Worte gehört, während wir uns manchmal an den Händen hielten und so manche Träne kullerte. Bei denen da oben auf der Bühne und bei uns da unten.
Siehst’e mein Alter, und heute nun ist es schon die 61. Wiederkehr des Tages, an dem wir gern mit Dir gefeiert hätten. Vielleicht würdest Du heute gern ein Konzert geben, mit Freunden und Weggefährten gemeinsam für uns musizieren, denn es ist Donnerstag und viele von uns würden sich, extra für Dich, am morgigen Freitag einen freien Tag zusätzlich gönnen. Was würde das für eine lange Nacht werden können, wie voll wäre der alte „Anker“ in der heutigen Nacht, wie viele Deiner Weggefährten hätten einen guten Grund, sich heute zu treffen. Wir könnten Dir die Hände schütteln, Dich umarmen, miteinander reden, glücklich sein.
Es fehlt uns ein wenig der Antrieb und auch der besondere Anlass, den Zündschlüssel zu drehen und die Piste in Richtung „Anker“ anzusteuern.
Keiner von uns würde ein Navi brauchen, denn jeder weiß, wo in Leipzig die RENFTstraße zu finden ist und wo man das Auto parken kann, auch wenn man früh am Morgen eine Beule in der ollen Karosse entdecken muss. Aber was ist diese Blechbeule schon gegen den Verlust der Chance, Dir an jedem 7. Januar ein Geburtstagsständchen singen zu können und gemeinsam ein paar ausgelassene Konzertstunden zu erleben.
Heute denkt jeder sicher auf seine, ganz individuelle, Weise an Dich, irgendwo zu Hause mit einer CD im Player oder dem alten Vinyl von Dir auf dem Plattenspieler. Vielleicht mit einem Gläschen in der Hand. Bei mir wird schwerer Rotwein drin sein, so wie sich meine Stimmung heute auch wieder einmal anfühlt, etwas schwermütig nämlich. Dieser verdammte Kloß im Hals ist auch wieder da. Ich werde vom Wein einen Schluck nehmen, die Süße schmecken und dabei den Klang Deiner Gitarre hören, den Blues fühlen, das Lied leise mitsingen und die dreckig-rotzigen Soli aufsaugen und genießen. Dann wirst Du da sein, mein CÄSAR.
Was würden wir dafür geben, Dein schelmisches Lächeln zu erleben, während DU zum Mikro gehst und die ersten Akkorde würden erklingen von „Geht es dir gut?“. –
Nein CÄSAR, es geht mir heute nicht gut! Aber mir ist warm um mein Herz, wenn ich an Dich denke und an die Zeit, die wir hier hatten und wenn ich den Weg zurück schaue, den wir ein Stück gemeinsam gehen durften. DANKE für die Zeit, die DU uns geschenkt hast.
Sei sicher, die Gedanken sind bei Dir,
HH