#1

GABY RÜCKERT & INGO KOSTER - ein Abend im Clack-Theater

in Konzertberichte Ostrock allgemein 17.04.2010 15:17
von HH aus EE (gelöscht)
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Blitze, Balladen & Erinnerungen - Gaby Rückert und Ingo Koster live

Manchmal gibt es Tage, an denen geschehen einem so klitzekleine Dinge, die sich dann hartnäckig im Hinterkopf halten, so dass man den ganzen Tag glattweg unter dieses eine Thema stellen könnte, obwohl natürlich völlig andere Ereignisse viel wichtiger waren. Es gibt Geburtstage, Hochzeitstage und Feiertage. Ich hatte gestern meinen Blitzlicht-Tag.
Schon wenige Kilometer nach dem Start mit dem Auto in Richtung Wittenberg, wir durchfuhren gerade eine der schönen waldreichen Gegenden in unserer Umgebung, da kam plötzlich von rechts aus dem Waldrand so ein kleines, markant rotes Vögelchen geblitzt. Bei 120 km/h hab’ ich natürlich nicht sofort an den neuen Bußgeldkatalog gedacht. Die Idee kam erst 50 Kilometer weiter. Zum Glück hatte ich meine persönliche Therapeutin neben mir sitzen und so wetterte ich mir erst mal den ganzen Frust um das teuer erfahrene Passfoto von der Seele. Nun gut, dieses Jahr werde ich wohl nicht mehr „beglückt“ werden, sagt die Statistik. -

In der Lutherstadt Wittenberg gibt es mit dem CLACK-THEATER eine kleine aber feine Spielstätte, in der GABY RÜCKERT und INGO KOSTER sich als Gäste angekündigt hatten. Diese Duo-Variante einmal live erleben zu dürfen, hatte ich mir schon lange gewünscht und nun war es endlich an der Zeit, einen entspannten Musikabend mit Freunden zu verbringen.
Doch so mancher Konzertbesuch ist nicht einfach nur ein angenehm verbrachter Abend, nein, manchmal wird daraus für Momente einer Tonfolge eine Reise in das eigene ICH, in eine frühe Gefühls- und Erlebniswelt. Das bleibt nicht aus, wenn man die alten Lieder hört und die Künstler trifft, die seit Jahrzehnten mit diesen Liedern unweigerlich in Verbindung gebracht werden.

Einst besang INGO KOSTER als Sänger in der Band von Thomas Natschinski eine Episode in der „Mokka-Milch-Eisbar“ im Rhythmus eines Beatles-Klassikers und später die Liebe zu einem Mädchen namens „Maja“. Beides Lieder, mit denen er hierzulande Musikgeschichte schrieb und sich unvergessen machte. Gleiches gilt natürlich für die folgenden Jahre mit BROT & SALZ sowie mit der Gruppe DREI und den Partnern Carsten Görner und Burkhard Neumann.
Ganze zehn Jahre nach „Maja“ sang GABY RÜCKERT mit „Berührung“ eines der schönsten Liebeslieder, das noch heute in den Köpfen vieler Menschen hier fest eingebrannt ist und bei vielen noch immer für einen eigenartigen Glanz in den Augen sorgt. Deshalb, und in Erwartung neuer Lieder, waren wir nach Wittenberg gefahren.

Wir hatten in dem kleinen Theaterraum einen schönen Platz direkt am Podium gefunden. INGO und GABY saßen etwas abseits, eine Gelegenheit, die beiden kurz zu begrüßen und höflich nachzufragen, ob denn Fotos gemacht werden dürften. Ein klaren JA von Ingo und eine Bemerkung vom Veranstalter, doch bitte das Publikum mit Blitzlicht nicht zu stören. Da hätte ich stutzig werden sollen!

In kurzen Abständen ertönt drei Mal ein Gong und mir ist, als würde ich nun tatsächlich in eine ältere Zeit zurück gebeamt, fast wie im Kino. Vor einem samtroten Vorhang im Hintergrund, beginnen GABY RÜCKERT & INGO KOSTER die musikalische Reise in eine Welt von Liebesliedern und Balladen: „Irgendwann willst du mal dort sein, wo du nie gewesen bist.“, singt Gaby in „Einmal hin und zurück“ und ist schon mit ihrem ersten Lied mitten im neuen Album „Lebenswert“ und gleichzeitig auch mitten im Hier und Heute.

Die beiden singen erstaunlich offen und frei aus ihrem eigenen Leben, aus den letzten Jahren, in denen das neue Album entstand. Sie offenbaren dabei ihre Gefühle und ich kann Gedanken lesen, die ich auch als meine eigenen erkenne. „Von aller Heimat“ ist ein solches emotionales Kleinod, von Kindheitserinnerungen aus anderen Zeiten, die untrennbar zu uns gehören.
Wie man es von GABY gewöhnt ist, trägt sie die Songs mit der ihr eigenen Emotionalität in der Stimme vor, berührt die Herzen und weiß sich darüber zu freuen.
INGO’s Gitarrenspiel, mal dezent im Hintergrund, mal kräftig und rhythmisch, passt perfekt zu den Liedern und wenn er, meist die zweite Stimme, singt, dann klingt alles warm und aus einem Guss.
Singen beide mal ganz leise, ist man gezwungen, sehr genau hinzuhören. Dann erschließen sich nicht nur die Schönheit der Kompositionen, die klangvollen Melodien, sondern auch die nachdenklichen Worte. Viele von Gaby selbst geschrieben und auch von Gisela Steineckert.
Und dann erklingt nur seine Gitarre und sein Gesang. INGO KOSTER, dessen Stimme noch immer weich nach „Maja“ klingt und in ihrer Intensität nichts, aber auch gar nichts, eingebüßt hat. Dann endlich sitzt er allein im Scheinwerferkegel, singt und zufrieden lächelnd genieße ich die Stimme, die einst einer „Maja“ das klangvolle Gesicht gab. Mensch Ingo, davon solltest DU viel mehr schreiben und singen!

Natürlich erwarten die Gäste vor dem Podium auch die großen Hits aus alten Zeiten, schließlich schrieb Ingo einst einen wichtigen Teil Rockgeschichte in deutscher Sprache, als er die „Mokka-Milch-Eisbar“ besang und Gott sei Dank, hat der Song nichts von seinem Glanz verloren. Gleiches gilt für „Teil mit mir“, jenem Glücksgriff von Thomas Natschinski, der die meisten Songs für Gaby schrieb. Im Laufe des Abends outen sich beide außerdem als Katzliebhaber: „Wenn du eine Katze siehst, gewinne sie für dich und liebe mich.“ Diese Liebe haben sie mit Barbara Kellerbauer gemeinsam.

Allein zur Gitarre hören wir von Ingo „Nicht mehr siegen“ in einer Weise, dass all die neuen Superstars vor Scham im Boden versinken müssten. Kunst kommt noch immer von Können und Gefühl aus dem Herzen!
Endlich ist es Zeit für „Berührung“, jenen tollen Song, mit dem wir alle unsere eigenen Erinnerungen und den Namen GABY RÜCKERT verbinden. Zu recht, denn das Lied ist unser aller Deja Vu in Sachen Jugendliebe und das alles ohne jeden Schmalz, schlicht und ehrlich.
Mit „Eines Tages wirst du gehen“ klingt der Abend langsam aus, sehr nachdenklich und beinahe zu gefühlsschwer. Eine berührende Melodie und Worte, die sehr nachdenklichen machen und ein weiteres Deja Vu verursachen, denn der diese Zeilen schrieb, erfand einst auch die Worte für die „Mokka-Milch-Eisbar“, Hartmut König. Oups, er schreibt wieder!
Ganz zum Schluß noch ein Lied zur „Gute Nacht“, das uns mit einem Augenzwinkern sagt, dass ein schöner Liederabend zu Ende gegangen ist. Licht an, Spot aus und der rote Hintergrund hört auf zu leuchten.

So eine Liedernacht lässt man noch langsam ausklingen, trinkt sein Glas in Ruhe aus, sucht und findet Gespräche, um seinen Gefühlen Raum und auch Zeit zu geben. Schön, zwei Weggefährten von einst wieder live erlebt zu haben und die Vorfreude auf weitere neue Lieder mitzunehmen.

Natürlich möchte man von so einem Abend nicht nur klangliche Erinnerungen mit nach Hause nehmen. Ein paar Fotos sollten auch sein, zumal sie sich gut als Ergänzung zum geschriebenen Wort machen. Doch schon nach den ersten Blitzen meines Billigknipsers wurde ich nachhaltig darauf hin gewiesen, das Publikum nicht zu stören, ohne Blitz zu agieren und das bitte nur aus einer einzigen Richtung – das kam mir von der Straße her bekannt vor und dies wiederum tat meinem Blutdruck nicht gut!
Es war wohl doch mein Blitzlicht-Tag, so oder so. Dieses Frust-Erlebnis hätten mir die beiden vom Clack-Theater ersparen sollen und können. Mit 60 und nüchtern ist Mann weit davon entfernt, den kreischenden Fan raushängen zu lassen! Nur dumm, dass wie aus Trotz von den wenigen Schnappschüssen noch weniger brauchbar geworden sind. Da hat mein blöder Knipsapparat auch noch geschmollt.

Ein weiteres rotes und blitzendes Vögelchen vom Straßenrand ist mir auf der Heimfahrt erspart geblieben und so wird wohl der Landkreis mit nur einem Starfoto von mir Vorlieb nehmen müssen, trotz Blitzlicht-Tag.


http://www.lebenswert.gabyrueckert.de/Da...Lebenswert.html

Angefügte Bilder:
01 Rückert Ticket_800_583.jpg
02 P1060946.JPG
03 P1060954.JPG
04 Rückert_Koster (2)_800_600.jpg
05 Rückert_Koster (5)_800_600.jpg
06 Rückert_Koster (3)_800_600.jpg
07 P1060957.JPG
08 P1060976.JPG
09 P1060978.JPG
10 P1060998.JPG
11 P1070002.JPG
12 P1070020.JPG
13 Rückert CD_800_711.jpg
zuletzt bearbeitet 18.04.2010 07:49 | nach oben springen

#2

RE: GABY RÜCKERT & INGO KOSTER - ein Abend im Clack-Theater

in Konzertberichte Ostrock allgemein 17.04.2010 18:56
von Peg (gelöscht)
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Lieber Hartmut!
Danke, dass Du Deine Eindrücke über den gestrigen Auftritt von Gaby und Ingo hier verewigt hast. Du schaffst es mit Deinen so unvergleichlich lebeendigen Schilderungen immer wieder, einem beim Lesen das Gefühl zu vermitteln, als hätte man selbst mit im Publikum gesessen. Ich habe Deinen Bericht mit großer Begeisterung und Freude gelesen, aber auch mit etwas Wehmut.
Auch ich habe schon ziemlich lange den Wunsch, Gaby Rückert mal live erleben zu wollen. Am 20.04. gäbe es ganz in meiner Nähe - in Taucha - Gelegenheit dazu. Vermutlich wird aber nix draus werden, leider. Denn bis jetzt konnte ich noch niemanden aus meiner Familie, Bekannten- und Freundeskreis dafür begeistern, mit mir hinzugehen. Und mich (trotz Ellchens guter Begleitung) ganz allein bis zum Auftrittsort durchzufragen, das traue ich mir ehrlich gesagt nicht zu...
Bleiben der Trost und die Hoffnung: Irgendwann und -wo wird sich auch dieser Wunsch vielleicht erfüllen lassen.
Liebe Grüße - Peggy

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#3

RE: GABY RÜCKERT & INGO KOSTER - ein Abend im Clack-Theater

in Konzertberichte Ostrock allgemein 20.04.2010 08:40
von toms-daddy | 73 Beiträge | 98 Punkte

danke dir, weiser weißer Mann für deine Zeilen !
Ein Lied von / für Gaby ( naürlich komponiert von Thomas ) heißt: "Lass einen Freund nicht vor der Tür stehn" - und genau dieses Gefühl stellt sich bei mir jedes Mal ein, wenn ich Gaby und Ingo live erleben kann. Da legen uns zwei hervorrragende Künstler, die zurückhaltend, beinahe schüchtern auf der Bühne agieren, in einer bezaubernden Art ihre Herzen offen, wie es heutzutage selten geworden ist. Da gibt es keine affektierten Sprüche, keine beifallsheischenden anbiedernden Gesten oder Pausen, wie man es von anderen kennt.
Ich finde, dass sich Gaby jetzt sicherer als je zuvor ihrer Stimme bedient, dass sie sogar an Ausdrucksstärke gewonnen hat.
Und ihre Augen sagen uns ohnehin, dass sie sich mit dem, was und wie sie es tut, sehr wohl fühlt.
Ingo überrascht mich immer wieder - ja Hartmut, "Nicht mehr siegen" ( geschrieben von Pete Wyoming Bender ) ist ein wirklicher Kracher, sowohl von der textlichen Aussage als auch von der weit ausladenden Melodie, und Ingo gelingt der gesanglich schwierige Spagat zwischen Sanftheit und Wucht exzellent.
Nach dem Konzert nehmen sich die beiden immer die Zeit für ein Glas Wein und ein paar Worte,
wollen wissen, wie das Konzert angekommen ist und sind dabei nicht nur auf Streicheleinheiten aus.
Vielleicht mag ich sie auch deshalb all die Jahre, weil sie wie viele von uns sind, die sich der Kälte und der Oberflächlichkeit der heutigen Zeit nicht anschließen mögen - und dieses Gefühl gern mit uns teilen.

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#4

RE: GABY RÜCKERT & INGO KOSTER - ein Abend im Clack-Theater

in Konzertberichte Ostrock allgemein 20.04.2010 11:11
von Bimbo (gelöscht)
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Ich hätte da auch noch ´ne Anmerkung, für alle die es interessiert:

Gaby Rückert & Gisela Steineckert

So. 26.12.
Einlass: 17.30 Uhr
Beginn: 19.00 Uhr

Neu-Helgoland
Neuhelgoländer-Weg 1
12559 Berlin

Karten über Eventim

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