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In ERINNERUNG an den "Rattenfänger"

in Off-Topic 18.07.2010 10:39
von HH aus EE (gelöscht)
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Erinnerungen an den Rattenfänger – Chrispian St. Peters

Man muss Musik, gleich welcher Art, nicht unbedingt wie ein Wissenschaftsobjekt erklären können, um sie zu verstehen. Jedenfalls denke ich so, obwohl es natürlich sehr zum Verständnis beiträgt, die Notenlinien schon mal gesehen zu haben oder zu wissen, wo dort diese kleinen Noten hingehören.

Beim „Verstehen“ von Beat- und Rockmusik allerdings hat sich bei mir in all den Jahren nahezu alles über ein unheimlich großes und überwältigendes Gefühl zwischen Bauch und Schädeldecke abgespielt und eines dieser sehr frühen Beispiele war ein Liedchen vom „Pfeiffen-Pfeifer“, würde man es wörtlich übersetzen. Aber „Pied Piper“ ist der englische Ausdruck für Rattenfänger und müsste rückübersetzt dann wahrscheinlich „Rats Catcher“ heißen. Das klingt aber ziemlich doof.

Es war meine Pennezeit und ich ein Schüler der 10. Klasse, also 1966, als dieser „Pied Piper“ von CHRISPIAN St. PETERS aus Richtung Westen durch die Äther gejagt wurde. Es war ein Song von vielen, die uns damals fast tagtäglich neu elektrisierten, aber dieser „Pfeiffen Pfeifer“ hatte etwas besonderes und die markant hüpfenden Flötentöne dieses Liedchens haben sich bis heute in meinen Gehörgängen festgefressen.
Erst viel später bekam ich mit, dass dies eine Coverversion war und das Original von den CHANGIN’ TIMES aus Amerika stammte, hinter denen sich ARTIE KORNFELD verbarg, der drei Jahre später einer der Initiatoren des legendären Woodstock-Festivals wurde. Wie in vielen anderen Fällen auch, war die englische Version von St. PETERS die deutliche bessere, wohl sicher auch deshalb, weil sie die Stimmung des Originals adäquat in das Gefühl des Britischen Beats übersetzen konnte.

Der „Pied Piper“ von CHRISPIAN St. PETERS, der vielleicht die Türen für manch andere Sounds späterer Jahre öffnete, war das, was man ein One-Hit-Wonder nennt, wenn man mal von “You Were On My Mind” absieht. Vielleicht lag das u.a. auch daran, dass ein Mann namens Jimmy Page für diesen Song die Gitarre einspielte. Jedenfalls hab’ ich meinen Herrn Papa, seines Zeichens ein Schulleiter der sozialistischen DDR, so lange bekniet, bis der mir aus Polen eine jener viereckigen Plastikplatten besorgte, auf der neben „Sloob John B.“ von den Beach Boys der „Pied Piper“ zu hören war. Dieses Wunterteil habe ich noch immer und die beiden Lieder klingen sogar noch auf dem Plattenspieler.

CHRISPIAN St. PETERS war 10 Jahre älter als ich. Nachdem seine beiden o.g. Hits die Hitparaden vor allem in Europa unsicher gemacht hatten, verschwand der Mann ziemlich schnell wieder irgendwo im Nichts und es wurde still um ihn. Dieses Schicksal teilte er mit unendlich vielen anderen Stars und Bands vor allem der 60er Jahre. Als weiteres Beispiel fällt mir auf Anhieb Keith West mit seiner Mini-Teenage-Opera vom „Grocer Jack“ ein. Ich finde es bis heute schade, denn die Stimme von CHRISPIAN St. PETERS und seine Art, eigene Lieder zu schreiben, hatten etwas, das sicherlich für mehr getaugt hätte. Nach der Wende kaufte ich mir ein Stück Vinyl mit seinen schönsten Songs und manchmal lege ich die Scheibe auch noch auf.

In den letzten Jahren war CHRISPIAN St. PETERS sehr krank und sogar an einen Rollstuhl gefesselt. Vor einigen Tagen bekam ich mit, dass er am 8. Juni 2010 für immer von uns gegangen ist und niemandem im medialen Blätterwald, jedenfalls ist mir nichts aufgefallen, war dies Anlass für einige würdigende Formulierungen und Worte der Erinnerung. Mir ist es ein Bedürfnis, dem PIED PIPER noch ein Mal zu erwähnen und seinem lockenden Flötenspiel zu lauschen: „You, with your masquerading, and you always comtemplating … hey come on babe, follow me, I’m the Pied Piper …“.

Angefügte Bilder:
St. Peters Polen.jpg
St. Peters.jpg
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