Schwitz- und Musikstadt Dresden 2010
Tausende und tausende von Menschen. Dicht an dicht. Verschwitzt, redend, schubsend und ich mittendrin. Natürlich auch total verschwitzt, das Shirt klatschnass und der Schweiß rinnt mir von der Stirn.
Ich weiß auch nicht, warum ich mir das heute angetan habe. Okay, die Musik von THOMAS STELZER hat den Blues, den richtigen aus New Orleans und er hatte eine super Band auf der Bühne, einschließlich BERND AUST, um den Dresdnern in die Gesichter zu bluesen und zu blasen, während der Planet von oben die menschlichen Birnen weich brannte. Es war trotz der brennenden erbarmungslosen Sonne Stimmung vom Feinsten.
Ich hab’ vor dieser Bühne geschwitzt und daneben auch. Das Radler zu trinken, was eine Eingebung und ein Riesenfehler. Danach lief die Brühe erst recht. Der warme Wind war auch keine Erfrischung, sondern die Ankündigung, daß vielleicht eine Gewitterwand im Anmarsch sein könnte. Irgendwo weit draußen, hinter den Bergen, die das Dresdner Elbtal umschließen.
Im Durchgang unter der Brühlschen Terrasse fand ich dann Schatten und einen Typ, der die großen Bühnen dieser Welt gesehen und hinter sich gelassen hat. JIMMY KELLY allein mit Gitarre, Mundi und einer Stimme, die das Straßensingen vom Urschleim gelernt und mit der Muttermilch aufgesogen hatte. So wie Jahre zuvor die Beatles auch. Diesen Musikus dort erlebt zu haben, war jedes Schwitzbad und jeden geschwollenen Fuß wert, den ich mir erlaufen hatte. Da stand ein KELLY, der mir sofort sympathisch war, der eine Folk-Musik machte, wie ich sie mir schon immer vorgestellt hatte. JIMMY KELLY kann’s noch immer, auch ohne die ganze Family.
Gib’ den gecasteten „Superstars“ von heute eine Gitarre und den gleichen Platz in Dresden und seid gewiß, sie werden sich bis auf die Knochen blamieren. Von wegen Musikanten!
Meine Füße sind noch immer geschwollen und Menschenmassen, wie ich sie heute sah, mag ich auch noch immer nicht. Hitze ist was feines, aber Großstadthitze ist eine Belastung. Auch mit einer Bratwurst in der Hand wird sie nicht besser! Ich hab’ dem schönen Elbflorenz den Rücken gekehrt und mich auf den Weg in mein Provinznest gemacht.
Der Heimweg führte mich über die Dörfer und am Horizont sah ich die Wolken, wie sie sich aufschichteten und die Hitzeglocke drunter ausbrüteten. Wie schön ist doch ein Gartenschlauch, wenn er dieses frische und kalte Nass über den Körper verteilt. Danach fühlte ich mich besser und konnte die Musik von der CD mit JIMMY genießen. Ach ja, signiert hat er sie auch…..
…….. und jetzt laß’ ich mir ein kühles Blondes durch die Kehle rinnen!