Cäsar-Fanclub - Eisbeine im Entenfang
Laut Kalender haben wir Herbst und bis gestern war er noch golden. Der warme Wind trieb bunte Blätter vor sich her, die einst an den Bäumen waren. Die stehen jetzt beinahe nackig und recken ihre lange kahlen Äste in den Himmel. Lily rannte vor mir her, versuchte eines der Blätter zu haschen und rutschte dabei in einen angewehten Blätterhaufen. Ich mag es, wenn die kleine Fußhupe schnell und ausgelassen umher rennt, beim Hinterhersehen meine Gedanken in angenehme Richtungen zu lenken vermag. Wenigstens für die Dauer einer Hunderunde.
Inzwischen ist der Herbst nass, trübe und zu allem Überfluss regnet es auch noch ganz feine Regentropfen.
Wir, einige Unentwegte vom CÄSAR-Fanclub „Weggefährten“, leben inzwischen im Jahr „Drei“ nach seinem Tod. Wir leben und genießen die Chance, ab und an einige Stunden gemeinsam zu verbringen, ganz gleich, ob im Sommer die Sonne lacht oder ob ich bei diesem Mistwetter in Richtung „Entenfang“ nach Torgau fahre. Es ist die Vorfreude auf bekannte Gesichter, deren Stimmen und die gemeinsamen Stunden in der Kneipe unseres gemeinsamen Sommercamps.
Es ist auch die Erkenntnis, dass ich selbst inzwischen im Herbst meines Lebens angekommen bin und mich mit diesem Gefühl, verdammt noch einmal, in mir selbst ruhen kann. Nicht zuletzt auch deshalb, weil mich gute Musik und deren gierige Macher und Genießer es schaffen, mich von Steuer- und Endlagerdiskussionen ein wenig abzulenken, ohne mich gleich blind oder blindlings wütend zu machen. CÄSAR war auch so einer, HAASE ist so einer.
Nein, es muss nicht jedes Wochenende ein Konzert sein und ein Bericht darüber, wie es so war. Manchmal ist mir auch nur nach Gesprächen, so wie neulich vor dem Konzert der STERN COMBO in Dresden. Mir ist nach ruhigem Austausch von Gedanken und dem Prüfen einiger Ideen, die zukünftiges betreffen. Manchmal will ich einfach nur weg von der digitalen Ebene, vorbei am Gedränge vor der Bühne, dafür aber den klaren Blick in das Gesicht gegenüber. Den Worten lauschen und Gedanken weiter spinnen und manchen dann auch endgültig und für immer verwerfen, so wie erst neulich. So etwas geht nur, wenn man dem Klang von Stimmen lauschen und in Mimik und Gestik erkennen kann.
Der gemütliche ENTENFANG in Torgau ist ein prima Ort für solche Gespräche und ein EISBEIN ein prima Argument, sich zu überwinden. Inzwischen hatte auch das Wetter ein Einsehen und der Blick aus dem Fenster, weckt Erinnerungen an die Fan-Treffen unter den Bäumen.
Wir plaudern über einen Knoblauch-Schnaps und dessen verheerende Wirkung, darüber, wie es mit der Homepage der Gemeinschaft weitergehen soll und was man bei einem Wochenendausflug nach Belgien emotional erleben kann. Es wird viel gelacht und die freundlichen Wirtsleute Renate und Karli haben eine Menge vom Urlaub in Jelena Gora zu erzählen. Erst als die Teller mit dem leckeren Schweineteil und Sauerkraut eintreffen, wird es schnell leiser. Ja, wir sind Genießer und wir treiben es auch mit Genuß!
Am späten Nachmittag weiß ich, dass heute kein Konzert mehr stattfinden wird. Ziemlich zufrieden sacke ich in den Fahrersitz. An der Tanke lese ich 1,38 und weil ein paar Stunden vorher beim Start zu Hause noch 1,47 geschrieben stand, knalle ich den Tank jetzt voll. Insgesamt 0,9 Cent Preissturz in dieser kurzen Zeit! Ich denke, die glauben wirklich, wir würden uns die Hosen mit der Kneifzange anziehen und zwischen Elsterwerda und Torgau hätte man gerade ein riesige Erdölvorkommen entdeckt. Macht nur weiter so!
Das Treffen im Entenfang hat mich auch mal wieder emotional aufgetankt und Ruhe einziehen lassen. Das mit dem Sprit war leider nicht zu verhindern. Einen reichlichen Monat später wird dann mein Fahrziel ANKER heißen und es wird einen Abend mit der Musik von CÄSAR geben, „Semper Fidelis“ eben und darauf freue ich mich. Wir sehen uns also im Leipziger ANKER, Weggefährten und Freunde der Nacht!
Übrigens: Der neue Fanclub-Kalender für 2011 ist wieder ein Schmäckerchen geworden. Noch gibt’s welche.