Die Session am 2. Weihnachtsfeiertag im Kunsthofgohlis in Dresden, zu der die Musiker eingeladen sind, die das Jahr über dort spielten, ist eine schöne Tradition... und reizte mich auch in diesem Jahr. Nicht, weil ich dort musiziert habe (lach), sondern, weil ich mein "Kunsthofgohlis-Jahr" auch 2010 gern mit dieser Veranstaltung beschließen würde.
Zeitmangel ließ mich zweifeln, dass ich in diesem Jahr dabei sein kann, aber manchmal muss man einfach wieder andere Bilder sehn...
"Besucherpflichten" zogen mich am 26.12. nach Dresden/Friedrichstadt und danach entschloss ich mich kurzerhand, nach Gohlis zu fahren. Schließlich war es von Dresden/Friedrichstadt nur noch der halbe Weg. Der Beginn der Session war für 19 Uhr angesetzt, eine gute Zeit, wenn man den folgenden Tag zum Dienst muss. Ich brauchte also nicht um meinen Nachtschlaf bangen...
Tief verschneit empfing mich der Ortsteil Dresden/Gohlis. Ich versank in einem Schneeberg, als ich aus dem Bus stieg... und hatte trotzdem oder gerade deshalb sofort gute Laune, spürte endlich wieder so etwas wie Vorfreude auf einen schönen Konzertabend. Die wenigen Autos, die meinen Weg kreuzten, bevor ich in die stillen Winkel einbog, waren wunderbar leise..., gedämpft durch den Schnee. Ich genoss das Knirschen des Schnees unter meinen Schuhen, hielt inne und erfreute mich am herrlichen Glitzern der weißen Pracht im mageren Laternenlicht. Eine Familie auf Skiern kreuzte meinen Weg..., übermütig griff ich in das kalte Weiß und ließ den Schnee in meiner Hand tauen.
Wie wenig man doch braucht, um "abzuschalten"...
Auch vor dem Kunsthof türmten sich Berge von Schnee, fleißig hatte man hier geschippt, Weg und Hof für die Besucher beräumt.
„Achtung Glastür…!“ und herzliches Lachen empfing mich. Der „Stammtisch“ war versammelt… und ich war glücklich meiner "Eingebung" gefolgt zu sein, hier den 2. Weihnachtsfeiertag zu beschließen.
Der Beginn allerdings verschob sich „weit nach hinten“ – nach 22 Uhr. Unter den hier Anwesenden sieht kein Zweiter so oft auf die Uhr wie ich, alle haben „Weihnachtsfrei“…
Diese Veranstaltung besucht man vor allem, um Spaß zu haben. Man scherzt, erzählt und lacht…, nichts wird „vorgegeben“ und irgendwann dann völlig ungezwungen füllen die anwesenden Musiker den Raum mit Tönen, die man so nur hier hören kann. Bunt gemischt spielt man zusammen, oft völlig spontan.
Axel Stiller, der Liedermacher aus Dresden, eröffnet den Abend. Mit seiner Akustikgitarre steht er meist allein auf der Bühne. Heute bekommt er Verstärkung durch Matthias Wetzlich mit seinem Cajon und Rüdiger Weisheit mit Cello. Noch vor Ende des ersten Titels greift auch Kowa zur Gitarre. Geprobt wird hier nicht, man setzt sich zueinander und los geht’s… Egal, ob ein internationaler Song, ein Gundermann-Titel oder Axels eigene Stücke erklangen, die 4 Musiker „fanden sich zusammen“, ließen einfach ihrer Spielfreude freien Lauf.
Nach einer kleinen Pause betrat Daniela Frei die Bühne, hatte einen Gitarristen mitgebracht und erfreute die Besucher mit internationalen Songs. Auch hier stiegen nach und nach die vorher genannten Musiker ein, verstärkten den Sound durch E-Gitarre, Cajon und Chello. Die teilweise sanften Titel luden zum Träumen ein…, nur ich konnte das nicht wirklich, mir saß wieder einmal die Zeit im Nacken. Inzwischen war es 23:30 Uhr. Ich sollte längst auf dem Heimweg sein und kam doch nicht los…
Geschichten um den Blues erzählt er wie kaum ein anderer…, Lutz „Kowa“ Kowalewski. Viele Storys habe ich von ihm so oder ähnlich schon gehört und höre immer und immer wieder fasziniert zu. Von B.B. King sprach Kowa, bevor er mit „The Thrill Is Gone“ seinen Part begann. Natürlich bekam auch er Unterstützung von Cajon und Cello, auch Axel Stiller ließ hier seine Gitarre klingen. Blues, der ein wenig den Ruf „trauriger Musik“ hat, kann voller Lebensfreude sein. Die Besucher spendeten reichlich Applaus. Und mir tat doppelt weh, den Kunsthofabend vorzeitig verlassen zu müssen.
Bis zum Ende von Kowas Musikteil konnte ich nicht bleiben, mein Bus würde nicht auf mich warten… Gegen 0:30 Uhr machte ich mich auf den Heimweg
Schweren Herzens verabschiedete ich mich, ohne zu wissen, welchen Lauf das Programm weiter nehmen würde.
Der Schnee knirschte wieder unter meinen Füßen, es war kalt draußen, viele Lichter leuchteten in den Fenstern der Häuser, es war der 2. Weihnachtsfeiertag und mir wurde irgendwie warm…
Nach 1:30 Uhr war ich daheim, schlafen lohnte nicht mehr…, aber ich bereute diesen Ausflug keine Minute.