#1

WunderbunTd 22.01.11 Kuppelhalle Tharandt

in Off-Topic 23.01.2011 02:18
von Kundi (gelöscht)
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Melde mich aus Tharandt zurück. Eine WunderbunTd(-e) Rio-Reiser-Nacht ging gestern dort in der Kuppelhalle über die Bühne. WunderbunTd aus Freiberg sorgte mit Liedern von den Scherben, von Rio Reiser und mit eigenem Liedgut für Stimmung. Es war einfach sensationell, was die Band musikalisch vom Stapel ließ und wie sie das Publikum in ihren Bann zog. Die Musiker spielten wieder mit Freude und viel Herzblut. Das Publikum und WunderbunTd feierten gemeinsam eine erfrischende Party. Rio lebt...WunderbunTd sei Dank. Mehr dazu in den nächsten Stunden bzw.Tagen.

Gruß Kundi

Angefügte Bilder:
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#2

RE: WunderbunTd 22.01.11 Kuppelhalle Tharandt

in Off-Topic 23.01.2011 14:29
von PM | 4.235 Beiträge | 5060 Punkte

Die Kuppelhalle in Tharandt ist für mich einer der schönsten Konzerttäume weit und breit. Auch diesmal steppte da wieder der Bär.( und natürlich die Jugendbigade "Rio"). Das Tharandter Publikum war klasse und es bedurfte keiner Aufwärmzeit, von der ersten Minute an sprang der Funke über.
Mit dem Song "Kein Platz für uns" erinnerte Soldi an den Verkauf des Anwesens von Rio Reiser in Fresenhagen.
Die Umstände des Verkaufs haben die Rio Fangemeinde sehr erschüttert.
Die Familie war nicht mehr in der Lage, die Kosten zu tragen, die mit dem Hof verbunden sind. Hilfe war nicht in Sicht.
Deshalb war man gezwungen, zu verkaufen. Rio Reiser muss nach Berlin umgebettet werden.
Sehr traurig das Ganze, war doch Fresenhagen ein Ort, an dem das Erbe von Rio auch mit Kulturveranstaltungen und einem kleinen Museum gepflegt wurde.
Hier einige Bildchen von Tharandt:


Klick mal druff hier:

zuletzt bearbeitet 23.01.2011 14:30 | nach oben springen

#3

RE: WunderbunTd 22.01.11 Kuppelhalle Tharandt

in Off-Topic 26.01.2011 21:41
von Kundi (gelöscht)
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Ich überlege noch, ob ich hier was Geschriebenes einstelle. Schließlich grüble und schreibe ich schon seit dem Wochenende. Wäre mal was Anderes als ein Konzertbericht. Momentan bin ich da aber aus verschiedenen Gründen sehr unschlüssig.

Aber paar Bildchen von der Mugge habe ich jetzt wenigstens noch.


Gruß Kundi

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#4

RE: WunderbunTd 22.01.11 Kuppelhalle Tharandt

in Off-Topic 27.01.2011 18:12
von PM | 4.235 Beiträge | 5060 Punkte

Kundi,gib deinem Herzen einen Stoß.
Ich hab auch noch was: "Kein Platz für uns" - wenn das Rio gewusst hätte, als er diesen Song schrieb..., welches Statement im Jahre 2011 in der auch so reichen Bundesrepublik damit verbunden sein würde.

http://youtu.be/vxdfkmCEloM


Klick mal druff hier:

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#5

RE: WunderbunTd 22.01.11 Kuppelhalle Tharandt

in Off-Topic 27.01.2011 18:56
von HH aus EE (gelöscht)
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Komm' Kundi, mach keine Mördergrube aus Deinem Herzen!

Ich hab' auch erst mal tief Luft geholt, als ich das gelesen hab' und im zweiten Gedanken war ich dann beim Gundi und Tamara. Was ist das nur für eine Welt?
Okay, sollst die Frage nicht beantworten, aber ein paar Worte zu RIO REISER aus Deinem Munde würden mich versöhnlicher stimmen.

Tu's einfach!

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#6

RE: WunderbunTd 22.01.11 Kuppelhalle Tharandt

in Off-Topic 27.01.2011 21:27
von Kundi (gelöscht)
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Ich hab die letzten Tage mal nachgedacht. Herausgekommen sind sehr persönliche Erinnerungen und Gedanken. Hier ist das Ergebnis. Es ist ein Versuch zu beschreiben, was mich speziell mit Rio Reisers und seiner Musik so emotional verbindet.

Bei den fett geschriebenen Begriffen handelt es sich um Ton Steine Scherben oder Rio Reiser- Songtitel

Lieber Rio,

Du bist zwar leider nicht mehr unter uns und wir kannten uns nicht persönlich, aber ich schreibe Dir trotzdem diese Zeilen. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich das heute tun muss.
Vielleicht möchte ich mir mit diesem Brief ja auch nur was von der Seele schreiben. Die Idee kam mir, als ich am vergangenen Wochenende von einem Konzert in Richtung Heimat fuhr.
Wie komme ich eigentlich dazu Dir zu schreiben? Das ist eine lange Geschichte und die Kurzversion lautet, sie hat etwas mit mir, einem untergegangenen Land, mit der Musik von TSS und natürlich mit Dir zu tun. Vielleicht nimmst Du Dir ja die Zeit und liest noch etwas mehr, lieber Rio.

Es war um 1990 herum, die Zeit war aus den Fugen und ich war damals verwirrt, denn das „Zauberland“ Jenseits von Eden“ war plötzlich und unerwartet seit einigen Monaten am Abbrennen. Um mich herum war nichts mehr wie es war. Ich war zufällig ein Kind der DDR. Dass ich hier zur Welt gekommen bin, konnte ich ja nicht beeinflussen. Doch ich hatte bis dahin gern und gut in diesem Land gelebt. Wohl behütet bin ich im „Tal der Ahnungslosen“ aufgewachsen. Ich hatte eine schöne Kindheit und Jugend. Nichts hatte ich vermisst. Computer, Nintendos und all so ein Zeug gab es in unserer Kindheit nicht. Unsere Freizeit verbrachten wir als Bengels am liebsten an der frischen Luft. Cowboy- und Indianer-Spiele, Fußball, Roller und Fahrrad waren da unsere Lieblingsbeschäftigungen. Später als Jugendlicher trafen wir uns an unseren Stammplätzen um zu blödeln, den Mädchen zu imponieren und Musik aus der Kofferheule bzw. vom Kassettenrecorder zu hören.

Wir hatten auch nur zwei Fernsehprogramme und im Radio genügten uns die Jugendsendungen von Stimme der DDR, Berliner Rundfunk usw. und den anderen staatlichen Radiosendern. Später gab es ja dann sogar den Jugendsender DT 64, der wirklich ein jugendgemäßes Programm und tolle Musik hatte. Unser Leben war auch nicht so grau und eintönig, wie es uns heute manche „Aufklärer“ einreden wollen. Mich ärgert es, wenn mir solche Leute vorschreiben wollen, was ich in Hinblick auf die DDR und mein eigenes Leben zu denken habe. Sicher war damals nicht alles ideal, vieles war fehlerhaft und es ist auch erhebliches Unrecht geschehen. Das streite ich ja gar nicht ab. Anzumerken ist, dass wir von vielen Ungerechtigkeiten erst nach der Zeitenwende erfuhren. Doch man muss bei der geschichtlichen Einordnung dabei auch die Gesamtumstände würdigen. Dazu gehört für mich auch der historische Kontext, beginnend mit der Befreiung vom Faschismus am 08. Mai 1945, der Aufteilung des Landes in Besatzungszonen und der späteren Gründung der beiden deutschen Staaten. Osten =schwarz und Westen = weiß ist mir persönlich da zu unausgewogen und unzureichend. Eine vorurteilslose Erforschung der gesamten deutsch-deutschen Geschichte wäre sicher die bessere Wahl, denn aus Fehlern kann man auch lernen.

Dass ich mich von der engstirnigen Funktionärskaste der DDR im Nachhinein missbraucht sehe, steht auf einem anderen Blatt. Nein, ich möchte hier weder etwas beschönigen, noch verklären. Ich will nur mal versuchen, darzustellen, was mich damals so bewegt hat und was das mit Dir und Deiner Musik zu tun hat.

Unter den reichlich 16 Millionen Leuten gab es nicht wenige, die glücklich und zufrieden lebten. Die kleinen Alltagsprobleme(die meistens Versorgungsprobleme waren) trugen wir mit Humor. Viele dieser kleinen Problemchen lösten wir ziemlich kreativ. Tauschgeschäfte und kleine Besorgungen unter Familie, Freunden und Bekannten waren an der Tagesordnung. Wir kannten es ja auch nicht anders. Irgendwie stärkte das sogar das Zusammengehörigkeitsgefühl. Eine Ellenbogen-Mentalität war den meisten von uns auch fremd. Richtige Sorgen um die Zukunft brauchten wir uns nicht zu machen. Arbeit war ja da für alle und ein gesichertes Einkommen war für jeden möglich. Von den ganzen sozialen Errungenschaften will ich jetzt gar nicht reden.

Auch wenn der Herr Knabe nicht müde wird uns ständig zu erzählen, dass die „Stasi“ allgegenwärtig war und wir alle Tag und Nacht überwacht wurden. Ich habe das damals nicht so empfunden und habe auch nicht in ständiger Angst gelebt. Die Jungs von Horch und Guck konnten nicht alles wissen und auch nicht jeden beobachten. Wenn dem nämlich so gewesen wäre, hätten sie auch mich gegriffen und viele aus meinem Umfeld. Ich war nämlich auch nicht immer brav und auch ich hatte meine Flegeljahre. So manche Gurke, die ich drehte, hätte vermutlich gereicht, wenn es raus gekommen wäre. Ein vorlautes Maul hatte ich zu der Zeit auch manchmal. So allumfassend scheint bei mir zumindest die Überwachung nicht gewesen zu sein. Oder war ich vielleicht auch nur nicht wichtig genug? Kann auch sein, dass nicht wichtig genug war oder ich einfach nur Glück hatte. Jedenfalls kann ich mich auch nicht erinnern, dass in meinem Freundes- und engeren Bekanntenkreis mal einer Probleme mit „Memfis“ hatte.

Die Enge der DDR hatte ich bis dahin nie so empfunden. Man konnte sich im Land von Hammer, Zirkel, Ährenkranz seine eigenen Freiräume schaffen. Es war vieles möglich und nicht jeder persönliche Fehltritt oder jedes Ausbrechen aus vorgezeichneten Bahnen führte gleich ins Gelbe Elend oder gar nach Hohenschönhausen. Das gehört für mich auch zur Wahrheit. Manches sah ich durchaus auch damals schon kritisch Aber für mich überwog das Positive. Übrigens wurde die ideologische Keule auch nicht pausenlos geschwungen und nicht jeder war ein Genosse oder musste mit Genosse angeredet werden. Ich selbst hatte mit dieser Anrede aber keine Probleme. Was man heute dazu in mancher Fernsehproduktion sieht, die sich mit der DDR beschäftigt, ist sehr oft völlig überzogen.

Damals spielte schon die Musik in meiner Freizeit eine große Rolle und ich war sehr oft auf Konzerten von Kerth, Engerling, Prinzip, Puhdys, Karussell und vielen anderen. Wir kannten jeden Dorfsaal in der Gegend und es verging auch keine Woche ohne Disko. Feten haben wir auch gefeiert ohne Ende. Dabei hörten und sangen wir auch die Lieder von den offiziell geschmähten Kiss, Renft, Bettina Wegner, Nina Hagen, Lindenberg usw. Nein, wir waren keine Widerstandskämpfer, wollten wir auch gar nicht sein. Wir hörten nur das, was uns gefiel und vielleicht wollten wir mit dem Übermut der Jugend auch ein klein wenig provozieren. Das wars dann aber auch schon.

Ja, ich fühlte mich wohl in diesem Land. „Bleib wo du bist“ und nähre dich redlich, dann wird es dir an nichts mangeln hieß die Devise. Ich hatte nach der Schule einen Beruf gelernt und später sogar studiert. Meine Welt war bis zum Herbst 1989 völlig in Ordnung. Doch dann kam die Zeitenwende wie ein „Erdbeben“ über mich. Es ging alles Schlag auf Schlag. Als dann die Grenze geöffnet wurde, verstand ich die Welt zeitweise gar nicht mehr.

Ich erlebte seltsame Monate zwischen „Himmel und Erde“. Manche Türen öffneten sich plötzlich und andere schlossen sich für immer. Die Tragweite des Ganzen war am Anfang überhaupt nicht zu erfassen. „Normal“ war das alles jedenfalls nicht. Das geflügelte Wort „Die letzte Schlacht gewinnen wir“ schien aus meiner Sicht jedenfalls nicht mehr zu gelten. Es stürzte so viel Neues auf mich ein, jeden Tag gab es andere Nachrichten bzw. Gerüchte und da war zum ersten Mal im Leben auch so etwas wie Angst vor der Zukunft da. Das war ein bisher unbekanntes Gefühl für mich, denn bis dahin lebte ich mein Leben für meine Begriffe glücklich und zufrieden. Nun war ich etwas über Mitte 20 und sollte mein bisheriges Leben in eine Mülltonne werfen, weil „Alles Lüge“ war und es plötzlich hieß „Alles ist richtig“ was früher falsch war. Dazu war ich nicht bereit. Mit wehenden Fahnen plötzlich von links nach rechts zu schwenken, war nicht mein Ding. „Alles verändert(-e) sich“. Mir war manchmal kotzübel und ich stellte mir mehr als einmal die Frage „Warum geht es mir so dreckig“?

„Geld“ und „Gold“ sollten plötzlich das Maß aller Dinge werden und die „Menschenfresser“ aus dem Pleitegeier-Land sollten uns „Schritt für Schritt ins Paradies“ führen? Da wäre mir „Keine Macht für Niemand“, durchaus lieber. Ich fühlte mich zeitweise wie in der „Irrenanstalt“ in der die Ärzte und Patienten gemeinsam um das Goldene Kalb aus Bananen, Bild-Zeitung und D-Mark tanzten. Wie ein „Blinder Passagier“ beobachtete ich das alles aus weiter Ferne. „Der Turm stürzt(-e) ein“ und ich wusste, „Der Traum ist aus“. Kann sein, dass ich mich deshalb zeitweise sogar gehen ließ. „Ich geh weg“spukte es durch meinen Kopf. Die Kraft „Durch die Wüste“ womöglich „Bis ans Ende der Welt“ zu ziehen oder sogar „Übers Meer“ zu schippern bis „Land in Sicht“ war, hatte ich aber nicht. Mancher, dem es genauso ging, gab seinem Freund in ähnlicher Situation den Rat „Halt dich an deiner Liebe fest“ und dieser sagte dann in stiller Stunde zu seiner Liebsten „Laß uns `n Wunder sein“.

Ich flüchtete mich oft in die Musik, kaufte endlich die Tonträger im Original, die mir vorher offiziell immer verwehrt wurden und bei mir oft nur als qualitativ schlechte Kopien auf Musikkassetten (die Musiktauscherei funktionierte damals untereinander) vorhanden waren. Renft gab es plötzlich im Plattenladen um die Ecke und auch die „Paule Panke“ von Pankow stand nicht mehr im Giftschrank bei Amiga. Udo Lindenberg, Accept, DTH und viele andere kaufte ich mir im benachbarten fränkischen „Ausland“. Deine erste Soloplatte Rio I. mit meinem Lieblingslied „Junimond“ war übrigens auch unter meinen damaligen Neuerwerbungen. Für diese Einkäufe beging ich sogar das eine oder andere Devisenvergehen und tauschte mein in der DDR verdientes Geld schwarz in westdeutschen Banken zum Horrorkurs von 1:5 um. *schäm*. Aber da juckte mich nicht wirklich, denn Kohle hatte ich genug um mir diese „Kleine(-n) Freuden“ zu gönnen. Ich konnte ja auch nicht einfach in den Laden gehen und sagen „Gib mir was ab“. Zum „Nulltarif“ gab’s die Schätze nämlich nicht.

In dieser Zeit waren meine „4 Wände“ oft meine letzte Zuflucht, denn eine „Arche B.“ gab es ja nicht und ich hörte stundenlang meine alten lieb gewonnenen Alben von Berluc , Karussell, Silly und Co. und auch die neu erworbenen Schätze. Bei Tag und „Bei Nacht“ grübelte ich dabei und fühlte mich dabei „So allein“. „Ich musste einen Weg durch diese Misere für mich finden. Eines stand schon mal fest, „König von Deutschland“ wollte ich nicht werden. Auch zum „Sklavenhalter“ oder „Manager“ taugte ich nicht. „Manche dieser Stunden kam ich mir wie im „Fieber“ vor. „Lass mich schlafen“ flehte ich manchmal. Vom „Guten Morgen“ bis zum „Feierabend“ ging ich ansonsten meiner Arbeit nach, die eigentlich längst schon keine Zukunft mehr hatte.

Jetzt wirst Du vielleicht denken, „Mensch Meier“, was will der Typ mir eigentlich mit seinem Brief sagen. Doch keine Bange, lieber Rio. Bevor Du auch noch „Jetzt schlägt’s dreizehn“ murmelst, möchte ich Dir erzählen, dass wir uns doch begegnet sind. Nein, nicht in „Frankfurt“ oder in der „Sonnenallee“ und es war auch nicht an einem „Aschermittwoch“. Es war im Juni 1990 und es schien ein „Heißer Sommer“ zu werden. Du warst gerade auf DDR-Tournee und eine der Stationen der Tour war die Stadthalle „Krone“ in Bautzen. Der Zufall wollte es, dass ich gerade im Lande war und auch eine Eintrittskarte für Dein Konzert hatte. Heute weiß ich nicht einmal mehr, wie ich an diese Karte gekommen bin. Du wirst mich unter den vielen Fans sicher nicht wahrgenommen haben, aber ich Dich dafür umso mehr. Ich saugte jedes Deiner Lieder auf wie ein trockener Schwamm das Wasser. Ich stand halb rechts vor der Bühne so etwa in der 12. oder 14. Reihe und plötzlich begann ich etwas zu begreifen. Ich musste mich gar nicht „Über Nacht“ verbiegen, ich brauchte nur mir selbst treu zu bleiben und die anderen Gedanken purzelten auf einmal wie „Sternschnuppen“. Du und die Lieder waren der beste Beweis für mich. Während dieses Konzertes begann ich erstmals seit langen Wochen wieder klarer zu sehen und ich verstand jetzt erst auch manche Lieder richtig, obwohl ich sie schon länger kannte und mochte. Bei „Zauberland“ hatte ich Tränen in den Augen, denn ich hatte begriffen, dass es hieß Abschied zu nehmen von meinem alten Leben und vom Land meiner Kindheit und Jugend. Vielleicht hatte ich in diesen Stunden noch nicht alles zu Ende gedacht, aber instinktiv hatte ich für mich die Entscheidung getroffen nicht aufzugeben. „Der Kampf (meines eigenen Lebens) geht weiter“, denn auch „Mein Name ist Mensch“.
Lieber Rio, Du weißt wahrscheinlich gar nicht, wie sehr Du mir mit den Liedern der Scherben und Deinen Solo-Songs damals geholfen hast und mir auch noch heute immer wieder mal hilfst. Dafür danke ich Dir wirklich sehr.

Was ich Dir noch schreiben wollte, als ich die Idee hatte diesen Brief zu schreiben, kam ich gerade von einem Konzert. Es war nicht irgendein Konzert, sondern einer Rio-Reiser-Nacht. Ja, so etwas gibt es heute, lieber Rio. Du bist nämlich nicht vergessen. Deine Lieder sind es ebenso wenig. Da gibt es zum Beispiel eine Band aus Freiberg in Sachsen. Sie nennt sich WunderbunTd und diese Truppe habe ich am vergangenen Sonnabend nicht zum ersten Mal gesehen. Ich bin überzeugt, die Band würde Dir gefallen…

So, jetzt lass ich Dich aber wieder in Ruhe. Grüße bitte Tamara, Gundi, Cäsar und all die anderen da oben von mir.


Herzliche Grüße von

Kundi

zuletzt bearbeitet 15.03.2011 19:51 | nach oben springen

#7

RE: WunderbunTd 22.01.11 Kuppelhalle Tharandt

in Off-Topic 27.01.2011 22:02
von HH aus EE (gelöscht)
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WOW - RESPEKT !

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#8

RE: WunderbunTd 22.01.11 Kuppelhalle Tharandt

in Off-Topic 28.01.2011 08:48
von Gelöschtes Mitglied
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lieber kundi,

ich habe gerde deinen "brief an rio" gelesen. absolut schön und jetzt halte dich fest...
ich hatte entenparker pur. auch wenn ich nicht rio reiser fan bin, so kann ich dich und
deine gedanken voll verstehen. ich war damals 11 jahre jung und hab ja auch ein stück
meiner kindheit in der ddr verbracht. so schlecht wie dir ging es mir nach der wende
gefühlsmäßig nicht, wie auch?
das aber musik in manch schwerer stunde hilft und treuer wegbegleiter ist, kann man gut
in deinem brief erkennen. genauso geht es auch mir an manchen tagen. da höre ich ein
paar songs und alle ollen gedanken fallen ab.

toll dein brief!!!!

zuletzt bearbeitet 28.01.2011 08:49 | nach oben springen

#9

RE: WunderbunTd 22.01.11 Kuppelhalle Tharandt

in Off-Topic 28.01.2011 13:47
von Mary (gelöscht)
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Kundi hat sich Zeit gelassen...,
Kundi hat überlegt, ob er überhaupt ein paar Worte schreibt...
Kundi, Du hast richtig getan, diese Zeilen hier einzusetzen.
Danke.
In vielem sprichst Du mir aus der Seele!!!
Deine Worte kamen irgendwie zur rechten Zeit..., ich weiß wieder, ich bin hier zu Hause...

zuletzt bearbeitet 28.01.2011 13:48 | nach oben springen

#10

RE: WunderbunTd 22.01.11 Kuppelhalle Tharandt

in Off-Topic 28.01.2011 17:46
von toms-daddy | 73 Beiträge | 98 Punkte

in wenigen Stunden gehts ab in die Berge - aber so viel Zeit nehme ich mir noch :
Kundi, großes Schulterklopfen für deine Zeilen !
Ich habe sie wieder und wieder gelesen, bei vielen Zeilen heftig zugestimmt und mir gewünscht:
mehr davon !
Da reisst einer sein Herz gaaaanz weit auf und trift mich dabei tief in mein eigenes...
Gut zu wissen, dass wir uns noch trauen, so ehrlich ( und dadurch auch verletzlich ) zu sein.
Wenn ich bisher nur wenige Songs von Rio kannte - das wird sich wohl nun ändern ( müssen).
Danke, Kundi - wird Zeit für ein gemeinsames Tässchen ( je nach Witterung Tee oder Bier ).

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#11

RE: WunderbunTd 22.01.11 Kuppelhalle Tharandt

in Off-Topic 28.01.2011 22:07
von jolina (gelöscht)
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Respect mein lieber Kundi!!

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#12

RE: WunderbunTd 22.01.11 Kuppelhalle Tharandt

in Off-Topic 11.06.2012 12:37
von Schuhladen63 (gelöscht)
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Lieber Kundi,

besser als Du es getan hast könnte ich die Wende nicht beschreiben und die Gefühle dabei.
Nur war ich nicht im Tal der Ahnungslosen, eher gelebt im Osten und eingespielt mit dem Fernsehen aus dem Westen,
Familie in meiner Kindheit total ausgerichtet Richtung West.

Als dann Ost und West zusammen ein Land ergab, war es wieder anders, nach schon fünf Jahren war klar, das und so wollten wir das nicht.
Ältere Arbeiter auf einmal Arbeitslos nicht mehr gebraucht, jeder ob jung oder älter sich zum ersten mal sich sorgen machen mussten, was wird morgen sein.
Allein die Tatsache dieser Ellenbogen nicht gewachsen zu sein, ein Spruch von meiner Oma.
Sie war nicht glücklich mit der Wende, weil sie musste öfter rüber zu ihren Bruder nach dem Westen und sagte meist zu mir,
> Junge wenn die Nase an den Schaufenstern hast und kein Geld nutzt Dir das auch nicht <
Wie wahr und wir kannten Aktenzeichen XY ungelöst, das war auch so ein Ding, wo meine Oma immer meinte
> gehe mal im Westen auf die Strasse oder hier im Osten, wo biste sicherer.<
Wie Wahr!!!!

Lieber Kundi, besser wie Du es getan hast kann oder könnte ich es nicht beschreiben, die Gefühle der Unmacht und der Sorge was und wie wird es werden.
Heute wissen wir nach 22 Jahren, der Euro steckt in der Krise.
Was suchen wir mit unserer Armee in fremde Länder, wollen irgend was einführen.
Haben Probleme im eignen Land, Arbeitslosenzahlen werden oder durch Hartz IV beschönigt, wer nicht rechnen wie ich bekommt ganz andere Zahlen raus.

Aber Kundi es gibt Hoffnung und das sind Momente von Dir zu lesen und auch zu lernen.

Mein Respekt lieber Kundi, bleib Gesund.
Hoffe wir sehen uns noch mal wieder an irgend eine Bühne in unserem Land
In diesem Sinne Danke vielmals

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