Chorus interruptus - mein erstes Regenkonzert 2011
Das begann ja schon am Tag zuvor im Entenfang von Torgau. Da öffnete gegen Abend der Himmel seine Schleusen, dass es ein wahren Vergnügen war, unter dem Bühnendach sitzend und mit trockenen Füßen zuzusehen. Die hohen alten Bäume sorgten zusätzlich dafür, dass die Nässe sich nicht breit machen konnte. Es hätte deutlich schlimmer und nasser werden können.
Am nächsten Frühstückmorgen, es ist natürlich Sonntag und sogar zaghaft schönes Wetter, entstand dann die Idee, dass einige ihr Wochenende mit dem CÄSAR-Fanclub am Abend gemeinsam ausklingen lassen könnten. Eine bessere Idee hätte keiner haben können. Das Wetter verhieß nur Gutes und Kachelmann hätte auch nicht viel anders entschieden.
Die Zeit bis zum Abend nutzte jeder auf individuelle Weise. Die einen besuchten Karli, um sich von seiner Genesung zu überzeugen, andere fielen wie nasse Säcke nach einer Dusche in ihre Betten. Beides war so sinnvoll wie notwenig. Danach der Umstieg ins Auto und Aufbruch Richtung Großenhain. Das Stadtfest in der Sachsenstadt ging zu Ende und die STERN COMBO MEISSEN auf der großen Bühne des Marktplatzes sollte der krönende Abschluss werden. Ein paar bekannte Gesichter würde man also treffen.
Doch es kam, wie es kommen musste. Die Band um Martin Schreier betrat die Bühne und dunkle Wolken kamen hinter den Häuserdächern hervor. Da half auch „Der lange Weg“ nicht, den die STERN COMBO mit purer Spielfreude über den Marktplatz donnerte. Die Wolken da oben hatten auch so einen langen Weg hinter sich und ausgerechnet diese Stadt ausgesucht, um sich abzuregnen. Beim ersten Song des Abend fielen auch die ersten Tropfen auf das Pflaster und unsere Köpfe. Als dann Norbert Jäger die Moritat vom „Alten und der Müllkippe“ sang, zog ich den Verschluss meiner Jacke zu und schlug den Kraken hoch. Regen gehört vielleicht zu so einem Lied und der auf der Müllkippe hatte es sicher auch nicht immer leicht. Also Augen zu, Ohren auf und durch!
Von der Bühne klangen die Tasten und kündigten „Die Sage“ an. Die Faszination und die Eindringlichkeit der Komposition lassen mich immer wieder erschaudern. In dem Maße, wie sich die Keyboardklänge auftürmten und der Chorus immer wuchtiger wurde, nahm die Leistung der Wolken zu und zum Sound der STERN COMBO MEISSEN mischte sich das Rauschen der Wasserstrippen von oben.
Bei der Ankündigung von „Was bleibt“ gab sich Larry große Mühe, uns zu begeistern und er gab auch zu, stolz auf uns und unser Durchhaltevermögen zu sein. Ich mache also ein paar Fotos, lasse mir den Kraken vom Bühnendach voll schütten, setze mich wieder auf die nunmehr klatschnasse Bank und nehme mir zitternd vor, durchzuhalten. Der Song und die Melodie gehen tief unter die Haut, dorthin, wo die Nässe längst angekommen ist.
Nur keine Schwäche zeigen, auch wenn meine Müdigkeit vom Fanclubtreffen und das Frösteln der Haut gerade einen ungleichen Kampf ausfechten.
Als die beiden Tastenmänner da oben die Adaption von Vivaldi’s „Der Frühling“ über den Marktplatz zirpen und sprudeln lassen, treffen die Töne auf immer mehr Regenschirme und nunmehr auch leere Plätze. Auch ich stehe inzwischen. Kleine Rinnsale laufen mir vom Rücken über den Po in die Hosenbeine, bis sie endlich in den Schuhen angekommen sind.
Eigentlich war ich gekommen, um das (Wieder)Erscheinen der Hammond-Orgel auf der Stern-Bühne zu erleben und mich an ihren Klängen zu berauschen. Sorry Thomas, sorry Larry und ihr liebe Sterne aus Meissen, da wurde mir klar, dass man’s nach einer Fanclub-Fete, einer angebrochenen Nacht im Zelt und mit klatschnassen Klamotten am Leib nicht übertreiben soll. Bei den Ausschnitten vom „Weissen Gold“, ein paar Minuten vorher, war mir noch wohl, aber zu den Klängen des Frühlings zu zittern, macht nicht wirklich Spaß. Der Abschied von Freunden und von der Bühne war kurz, aber notwendig, doch spätestens beim Stadtfest in Dresden will ich euch wieder sehen und hören.
Zu Hause im warmen Wasser der Badewanne kamen die Lebensgeister langsam wieder. Trotz des abgebrochenen Regenkonzerts hatte ich eine tolles Wochenende unter Freunden, mit Weggefährten des Cäsar-Fanclubs und einer emotional aufspielenden STERN COMBO aus MEISSEN am Sonntagabend in Großenhain. Wir hätten alle zusammen wirklich besseres Wetter verdient gehabt! Es wird ein nächstes Mal geben und darauf freue ich mich.