„Who Do You Love“ - vor 40 Jahren starb Jim Morrison
„Wenn die Musik vorbei ist, dreh’ die Lichter aus.“ Heute vor 40 Jahren ist das mit JIM MORRISON geschehen, einfach so. Jim wurde nur 27 Jahre alt.
An eines kann ich mich noch gut erinnern. Ich konnte ich nicht fassen, dass der Tod seine Sense in die Reihen junger Rockmusiker schlug. Den von BRIAN JONES (1969), der die Rolling Stones mit gründete, konnte ich nicht glauben. Bei JANIS JOPLIN (1970) war ich fassungslos und bei JIMI HENDRIX (1970) hab’ ich einfach nur geheult. Als mich die Nachricht von Brian Jones’ Tod erreichte, saß ich mit Uniform in einem Kasernenzimmer und ich war mit meinen Tränen nicht allein dort. Sie alle wurden gerade mal 27 Jahre alt und als JIM MORRISON ebenfalls mit 27 in einem Hotelbett in Paris starb, war der „Klub 27“ gegründet. Später sollte ihm noch CURT COBAIN beitreten.
Jim Morrison, der Sohn eines Admirals, sah sich selbst als Poet. Er schrieb Gedichte und er vertonte sie. Es waren meist düstere Zeilen und oft bedrohliche Inhalte, die er in Worte fasste. Manches davon war so chaotisch und unglaublich, dass amerikanische Behörden auf die Musik der DOORS, die er gemeinsam mit RAY MANZAREK (keyb) gründete und zu denen ROBBY KRIEGER (guit) sowie John Densmore (dr) stießen, aufmerksam werden mussten.
Mit „(Come On Baby) Light My Fire“ gelang ihnen der internationale Durchbruch und mit „Riders On The Storm“ wurden sie berühmt. Jim Morrison, der Sänger und Frontmann, galt der Jugend jener Zeit als Sexsymbol, der seine Träume, Visionen und Ängste in Worte kleidete und damit exakt den Nerv von uns jugendlichen Rebellen, die wir zu sein glaubten, traf. Die überlange Version von „The End“ wurde Kult und die bürgerliche Welt der USA sah sich ihrer Scheinmoral entblößt, denn es ging um nichts geringeres als Inzest. Das durfte nicht sein und dass jemand davon öffentlich sang, erst recht nicht.
Der Generation der 68er aber wird Jim Morrison schon wegen seiner exzessiven Lebensweise zum Vorbild, so wie Janis Joplin auch. Die Musik der DOORS hingegen wälzte sich wie ein zähflüssiger kochender Blues in die Herzen der Menschen und Songs wie der „Roadhouse Blues“, „Ship Of Fools“ oder das legendäre „Waiting For The Sun“ fraßen sich in das musikalische Gedächtnis der sich liebenden Blumenkinder und wilden Jungrocker ein. Das provokante „Unkown Soldier“ wurde wie im Trance getanzt und „Hello, I Love You“ war wie ein Aufschrei, um auf uns aufmerksam zu machen. Ich kannte einige, die diese brodelnde Musik liebten und nicht wenige, die wie Morrison sein wollten – wild und beinahe unzähmbar, einfach nur provokant anders und gerade deshalb so faszinierend.
Wenn es je Idole in der Rockmusik gab, dann war JIM MORRISON ein solches Idol und eines von mir. So weit weg, aber durch seine Musik in mir und durch manches seiner Worte war er so, wie wir gern gewesen wären. Ich möchte auch nicht wissen, wie Jimi Hendrix heute Gitarre spielen und Janis Joplin den Blues aus sich heraus reißen würde. Sie sollen so in meiner Erinnerung bleiben, wie ich sie mir vorgestellt habe und aus dem gleichen Grund möchte ich auch nicht wissen, wie Jim Morrison heute auf einer Bühne aussehen könnte. Für mich wird er immer langes wirres schwarzes Haar und später einen Bart haben. Er wird enge schwarze Lederhosen tragen, sich lasziv tänzelnd auf der Bühne bewegend uns seinen „Alabama Blues“ erzählen. Er wird schwitzen und stöhnen und wenn ich dann genau hinhöre, höre ich ihn flüstern „when the music is over, turn out the lights“. Das werde ich machen, aber vergessen – niemals!
(HH, 03.07.2011)