Gedanken für Amy Winehouse
Es ist schon verdammt schön, grotesk und gefährlich, dass Freiheit es ermöglicht, das eigene Leben selbst in die Hände zu nehmen, zu reisen und zu genießen, Talent zu entwickeln, damit haufenweise Geld zu machen, auf der einen Seite, so wie Freiheit allgemein gern interpretiert wird, und dann doch nicht die Reife, Größe, Kraft und Unterstützung zu haben, mit Freiheit auch verantwortungsbewusst und vorbildlich umzugehen. Dieses Dilemma besang schon JANIS JOPLIN in „Me And Bobby McGee“: „Freedom is just another word for nothing left to lose“ (Freiheit ist nur ein anderes Wort für nichts mehr zu verlieren). Von dieser Art frei sein zu wollen und auch zu können, hat sich jetzt auch AMY WINEHOUSE etwas gegönnt. Ein einziges Mal ein Stück Freiheit zu viel. Sie hat es nicht überstanden oder vielleicht gar auch nicht überstehen wollen, wer weiß das schon.
Ich gehöre nicht zu jener Generation, für die Amy Winehouse auf die Bühne ging und ihren weißen Soul, diese unbeschreibbare Mischung aus Jazz, Blues und Motown, sang. Für mich sangen und spielten einst Brian Jones, Jimi Hendrix, Jim Morrison und last but not least Janis Joplin. Für die Generation nach mir gab es Curt Cobain. Jetzt hat die nächste Generation ihren Vertreter im „Club 27“ und damit ihr Idol im Himmel.
Der Mensch wird nicht als Säufer geboren und kommt nicht drogensüchtig auf die Welt. Er wird dazu in einem Umfeld des Konsumwahns verleitet, animiert, verführt und im schlimmsten Falle süchtig gemacht, denn mit Drogen macht man Millionen, wie mit Brandy auch. Es ist niemals eine freiheitliche Entscheidung eines einzelnen, sondern auch das Mittun des Umfeldes und die Hatz der Show, die angeblich weiter gehen muß. Auch das ist in den Liedern, nun auch in denen von Amy Winehouse, nachzulesen und zu hören: „Love Is A Loosing Game“, „Tears Dry On Their Own“ oder „You’ re Wondering Now (What To Do Now You Know This Is The End)”.
Man hätte das Gefühl bekommen können, daß sich die Künstlerin auf der Bühne zum Schauobjekt machen wollte, sich ausstellte und dennoch kam es mir immer nur wie ein Hilferuf vor, den jeder hätte sehen und hören können. Es gibt zu viele Fotos und Szenen solcher Situationen und zu wenig helfende Hände, denen sie vielleicht vertraut hätte. Ihr Leben in der Achterbahn ist am Ende und wie bei anderen vorher auch, wird man es postum vermarkten und zu Geld machen wollen. An der Klasse der Lieder, die sie mit ihrer einzigartigen Stimme interpretierte, wird das nichts ändern und die Fans werden dennoch vergeblich auf das nächste richtige neue Album warten, denn sie wusste „am Ende nicht, was sie hätte tun sollen“.