Eisbrenner und Frauendorf im Kunsthofgohlis 29.07.2011
Ein Bericht lieber spät als nie...
Als ich die Ankündigung las, stand für mich sofort fest, da geh ich hin. Ich mag ihn, diesen Tino Eisbrenner, nicht nur, weil er vor Jahrzehnten als rotbemützter junger Bursche mit der Band Jessica den Ohrwurm „Ich beobachte dich“ sang, nicht nur, weil er, wie ich, von Kindesbeinen an Indianer verehrt und den „DDR-Indianer“ Gojko Mitic liebt, sondern weil sein Programm von Jahr zu Jahr Neues verspricht. Er ist nicht stehen geblieben, ruht sich nicht auf den „Jessica-Lorbeeren“ aus, sondern bewegt sich seit langem in den Spuren der eher anspruchsvollen Musik stetig vorwärts.
Zu seinen Programmen begleiten ihn stets wechselnde Musiker. So erlebte ich ihn unter anderem mit Alejandro Soto Lacoste und Cristian Carvacho zur „La-Tino-Tour“, bei „Wege übers Land/Songlines“ mit Andre Drechsler (ehemals auch bei Jessica), aber auch rockig und wild mit „Police Attack“ ebenfalls mit André Drechsler, sowie Oliver Siegmann und Mathias Fuhrmann.
Nun stand ein neuer Name am Plakat, Frauendorf. Die Tour „Heut ruht der See“ wird von Heiner Frauendorf am Akkordeon begleitet. Eisbrenner entführt uns hier in die Welt der Chansons. Frauendorf zaubert mit seinem Akkordeon so etwas wie französisches Flair in den gut gefüllten Kunsthofgohlis. Der Titel „Heut ruht der See“, der dieser Tour den Namen gab und den Konzertabend eröffnet, stammt von der 2001 erschienen CD „Lust“, die Eisbrenner zusammen mit Georgi Gogow produzierte. Melancholisch klingt der Titel nur mit Akkordeonbegleitung. Danach begrüßt Eisbrenner sein Publikum und hangelt sich munter plaudernd von Song zu Song. Er streift mit seinem Programm an diesem Abend verschiedene CD’s seines Schaffens, z.B. „Strom ab“ mit „Eisernes Reich“, Eisbrenner schlägt hierzu den Rhythmus, bläst Mundi, Frauenhof lässt sein Akkordeon klingen. „Stark sein“ mit „Fuß ohne Schuh“, „M.A.N.G.O“ mit „Mango“, auch aus der 2. CD der Eisbrenner/Gogow Zusammenarbeit „Grönland – Hawai“ erklingt ein Titel, „Alte Lieder“. So könnte ich die Liste noch fortführen. Bekannte Titel bekommen durch die Akkordeonbegleitung ein ganz neues Gesicht.
Der Abend war in zwei Sets geteilt, den zweiten Teil des Konzertabends eröffnete Heiner Frauendorf mit seinem Solo-Wunschtitel, bevor sich auch Tino Eisbrenner wieder auf die Bühne begab. Der Applaus nach jedem Titel war anhaltend und trotzdem schien das Publikum auf etwas zu warten… Kreischend wurde der Titel „Ich beobachte dich“ begrüßt. Eisbrenner unterbrach seinen Gesang mit den Worten, „Als ich dieses Lied 1984 mit meinen Freunden von Jessica schrieb, hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich es eines Tages zum Akkordeon singen würde“. Lautes Gelächter, bevor Eisbrenner weitersang und das Publikum klatschend und singend einstimmte. „Ich beobachte dich“ gehört zu Eisbrenners Laufbahn wie die rote Mütze, die er bei „Jessica“ trug. Doch „neue“ Besucher seiner Konzerte sollten ihn nicht mehr daran festmachen, sein musikalischer Anspruch ist heute um ein Vielfaches höher…
Das Event „Eisbrenner/Frauendorf“ war ein wunderbarer Konzertabend im Kunsthofgohlis.