Muss man eigentlich Ahnung von der Musik haben, wenn man ein Konzert besucht und dann auch noch so dreist ist und drüber schreibt?
Ich sehe schon manche Häupter hier bedenklich wackeln – hab mir aber hier inzwischen so viel Frechheit erarbeitet, darüber großmütig hinweg zu sehen.
Aus meinem Blickwinkel ist es so, wenn man Musik hört und sie erreicht das Herz, ist es egal, ob man da über großes Hintergrund Wissen verfügt, denn selbst mit selbigen ist es nicht zwingend gegeben, dass von den gehörten Tönen eine Spur bleibt.
Bei uns ist es mein Mann, der Irish Folk besonders mag und ich trab dann eben mal mit und sag meist : Ganz hübsch.
Bei Larkin ist das anders. Dazu konnte ich mir eine Beziehung „erarbeiten“ – ich hab die Gruppe voriges Jahr in Biesdorf gesehen zur Geigenrocknacht mit unserem Lieblinsgeiger Hans die Geige und war von der ersten Minute an fasziniert. Dort hatten sie größtenteils ihre eigenen Titel gespielt und weniger in die Irish Folk Richtung. Hatte mir sofort die CD „Ab in den Pub“ gekauft und die ist seit dem ein treuer Begleiter bei meinen vielen Fahrten zu den Ostrock Muggen. Die Lieder machen einfach gute Laune und sind textlich so interessant, dass man sie immer wieder hören kann. Es werden in den bandeigenen Songs einfach Geschichten erzählt, aus der Vergangenheit aber auch ganz aktuelles und eben das spricht mich besonders an, auch weil es in Deutsch ist.
Nun war Larkin endlich mal in Sachsen und zwar in Markkleeberg im Rathaussaal zu einer Irish Folk und Celtic Rock Nacht.
Markkleeberg hat einen ganz gepflegten Rathaussaal mit schönen Emporen und einer großen Bühne.
Die Einheimischen scheinen das noch nicht so richtig bemerkt zu haben, es hätten ruhig einige Leute mehr sein können.
Und es ging gleich lustig los, als ob sie geahnt hätte, sie sollen heute im Puhdys Forum Erwähnung finden, gab es eine dreiviertel Stunde Puhdys Musik in flüsterleise. Die ganz ollen Kamellen wurden ausgekramt.
Dann war man direkt froh, was ordentlich auf die Ohren zu bekommen.
Die Berliner Folk Rock Band Seaman war sozusagen der „Beifang“ und nicht mal ein schlechter.
Die Seemänner spielen auch in die Irish Folk Richtung und das ganz rockig. Naturgemäß gehört auch ein Geiger dazu, den ich auch klasse fand. Aber das muss nichts besagen, ich finde ja fast alle Geiger klasse.
Larkin brachte in Markkleeberg ihr Irish Folk Programm zu Gehör. Was mir auch an der Band gefällt, sie machen eine tolle Show setzen alles gekonnt in Szene. Es beginnt schon bei den Kostümen und findet seine Fortsetzung bei der Stöckchenakrobatik des Schlagzeugers. Der Frontmann unternimmt ausgiebige Ausflüge ins Publikum, steigt auf Stühle, eben so wie es sich für einen richtigen Rocker gehört.
Larkin, das sind Attila Radna als Frontmann, Geiger und Songschreiber. Am Schlagzeug Tommy Schütze, Gitarre und Mandoline spielt Stefan Hübschner, am Bass der nennt sich Möter und mir hat ganz besonders am Piano Andre Krohs gefallen. In dieser Besetzung können sie auch Klassisches spielen. Dies taten sie auch mit den 4 Jahreszeiten von Vivaldi. Genau das war für uns Beide das Highlight des Abends.
Der Attila spielt verschiedene Geigen, dabei ein „Gerät“ was auf den ersten Blick gar nicht wie Geige aussieht und sieben Saiten hat. Was er diesem Instrument entlocken kann, ist genial.
Nachschub für meinen Player musste auch besorgt werden. Der große Meister meinte zu der CD „Totentanz“ sie sei etwas düster – klar, hab ich auch grad gemerkt. Aber zum ältere Damen erschrecken taugt sie nicht. Gaube mal, kann mich damit noch anfreunden. So leicht beeindruckbar wie das ältere Ehepaar neben uns in Biesdorf sind wir ja nicht. Als Larkin dort seine Geschichte von den Würmern und Maden auf dem Friedhof zu Besten gab, sprangen sie entsetzt auf und suchten das Weite.
Wir sind jedenfalls geblieben und werden auch garantiert wieder kommen.