Oh Gott, wie lange ist es her?
Der Saal in Berbersdorf – das war in der Szene der Konzertgänger zu Ostzeiten ein Begriff. Von 70 bis 74 war meine Zeit, wo ich auf den Sälen der Umgegend unterwegs war.
Und genau in diese Zeit fallen die Auftritte von Satori in Berbersdorf. Wenn man sich so mit den Leuten unterhält, die Tanzveranstaltungen mit Satori sind haften geblieben, denn die Gruppe war angesagt, auch wenn der Frontmann Stefan Gerlach um diese Zeit nicht mehr dabei war. Dass mir diese Auftritte bei meinem schwachen Gedächtnis noch gegenwärtig sind, will was heißen.
Und nun waren sie wieder in der Berbersdorfer Ecke, die Jungs von Wind Sand und Sterne, von denen 3 Musiker einst bei Satori gespielt haben( Michael Barth, Christoph Rottloff, Stefan Gerlach). In den Kalkbrüchen in Kaltofen spielten sie in einem Festzelt. Aus der Gegend hätten sich in dieser lauen Herbstnacht ruhig ein paar Leute mehr auf den Weg in die Kalkbrüche machen können, Schade eigentlich, denn sie haben was verpasst.
Es war trotz dem nicht schlecht besucht, denn Wind Sand und Sterne sind eine Band, wie sie sich ein Veranstalter nicht besser wünschen kann, sie bringen ihre zahlreichen Fans gleich mit.
Etwas ist geblieben, aus der wilden Zeit des Gasthofes Berbersdorf. Am Eingang saß ein Original, der Gerhard aus Berbersdorf. Er ist der, der immer im Gasthof Berbersdorf die Karten abgerissen hat, so wie Gerhard bringt das eben keiner und er ist mit seiner Erfahrung auch heute als Pensionär noch gefragt.
Es war ein ganz gemütlicher Abend in den Kalkbrüchen, viele nette Geschichten von früher machten die Runde.
Wind Sand und Sterne sorgte von der ersten Minute an für Stimmung. Der Satz: Es darf getanzt werden, muss bei dieser Band überhaupt nicht ausgesprochen werden, die Fans machen das unaufgefordert.
Vom Programm her ist die Gruppe sehr vielfältig und sie passen ihre Set List an die jeweiligen Gegebenheiten an. Diesmal stand das Schaffen von Bob Dylan und Eric Burdon im Mittelpunkt, die dieses Jahr beide 70 geworden sind. Es wird nicht nach Punkt und Komma gecovert, sondern die Lieder erscheinen sozusagen in einem Erzgebirgsmäntelchen. Und das steht ihnen ausgesprochen gut. Zum Einsatz kommen Konzertina, Mandoline, Mundharmonika, Akkordeon und die üblichen klassischen Gerätschaften einer zünftigen Rockband.
Kaum eine Gruppe habe ich bisher gesehen, die so inbrünstig die alten Songs zum Besten gibt. Sie leben den Folk Rock und zelebrieren jeden alten Hit auf der Bühne wie einen besonderen Schatz.
Auch eigene Sachen gab es, so in Mundart das Lied von der Hektik – ich hab ja Probleme diesen Dialekt aus dem Winkel zu verstehen, wo Erzgebirge und Vogtland aufeinander treffen, das ist wirklich für einen Erzgebirgsvorländer nicht einfach zu raffen. Mein absoluter Favorit ist aber „In meiner Spur“.
Damit transferieren sie nicht nur Worte, sondern auch Gefühle.
So heißt übrigens auch das Buch, das von Stefan Gerlach über seine Musikerjahre von 61 bis 69 geschrieben wurde. Wenn man den alten Kämpfer so sieht, will man nicht glauben, dass er schon 50 Jahre auf der Bühne steht, er hat sich ein unwiderstehliches jungenhaftes Lachen bewahrt.
Von dem Buch, das einfühlsam einen Landstrich beschreibt, die Menschen dort und die Anfänge der Beatmusik im Erzgebirge, wird es bald einen zweiten Teil geben.
Das zweite Buch wird über die Satori Zeit und über den Werdegang der Gruppe Wind Sand und Sterne berichten, der Autor sagte, dass es ungleich schwerer ist, die Zusammenhänge dort darzustellen, als im Buch über die frühen Jahre.
Es ist zu 90% fertig und könnte eventuell noch vor Weihnachten erscheinen.
Besonders gespannt blicke ich dem entgegen, da es dann ja um meine Jungendzeit geht und auch Orte, wie der Saal in Merzdorf, Erwähnung finden.
Gerlachs Untertitel des ersten Buches heißt „Als der Beat ins Erzgebirge und Vogtland kam“.
Im MDR wird es am 30.11.11 um 21.15 Uhr eine Reportage geben mit dem Titel „Wie der Beat nach Sachsen kam“. Lassen wir uns mal überraschen.
Dem Erfolgsrezept der Band bin ich in den Kalkbrüchen auch auf die Schliche gekommen. Es ist nicht nur die bodenständige Musik, es ist auch die kumpelhafte Art des Frontmanns und der Musiker. Sie sind in der Pause stets bei den Fans, haben für jeden ein freundliches Wort. Der Zusammenhalt derer die der Band nach reisen, fällt jedem Außenstehenden auf.
Am 15.10.11 gibt es in Marienberg, Baldauf Villa, ein Highlight von Wind Sand und Sterne, sozusagen ihr Heimspiel. Ich hab mir sagen lassen, die Auftritte dort sind etwas ganz Besonderes. Also, wer in zwei Wochen noch nichts vor hat….