Cäsar - dein dritter Todestag
Manchmal überlege ich, was sich in meinem Leben schon alles geändert hat und dann stelle ich fest, dass dieses Leben ein einziges Ändern ist. Jeden Tag neu, jeden Tag anders und nicht immer so, wie ich es mir gewünscht hätte. Leider.
Als mein Sohn geboren wurde und dann zwei Jahre später meine Tochter, da hat sich mein Leben von Grund auf geändert, so dachte ich damals. Ich bin trotzdem geblieben, der ich war, nur dass der Blick und die Reihenfolge im Leben andere wurden. Auch die Verantwortung, so sagt man, änderte sich. Zumindest tat ich so.
Als die Wendewochen das Leben vieler Menschen aufwühlten, wurde auch meines zerrissen. Von jetzt auf gleich und trotzdem, beinahe unmerklich, hatte sich alles verändert und weiß Gott, nicht alles zum Guten und gleich gar nicht nach Wunsch.
Als ich die „Fleppen“ mit über 40 Jahren in der Tasche hatte, gab es noch einmal so einen Ruck und aus dem Fahrrad- und Mopedfahrer wurde ein Außendienstler. Das war ein richtiger Schnitt im Leben. Ein Stück Freiheit, so meinte ein weiser alter Herr aus Göppingen, der mich viel lehrte über dieses andere Deutschland, das mir fremd war.
Als sich die Musikbranche von Vinyl auf CD umstellte und man nach und nach die geliebten Langspielplatten durch die Silberlinge ersetzte, blieb ich allerdings stur, so wie Ossis mitunter stur sein können. Bis heute kaufe ich eine CD nur als Notlösung oder weil es gerade kein Vinyl davon gibt. Da blieb ich auch wie ich war und der Markt musste lernen, dass es Unverbesserliche wie mich gibt. Nicht nur im Osten! Ich ticke eben gern gegen den Strom, nicht nur in Sachen Musik. Nur weil die Straße mit den Füßen Revolution eingefordert hatte, muss ich das Spiel der wirklichen Sieger nicht einfach so mitspielen, damals nicht und heute gleich gar nicht.
Als Cäsar uns wissen ließ, dass sich auch bei ihm der Krebs eingenistet hatte, ahnte ich, dass sich etwas sehr gravierend ändern könnte und als es dann am 23. Oktober vor drei Jahren geschah, blieb die Welt unverändert aber ihn mir tief drinnen, ging etwas mit ihm fort. Ein ganz kleines Stück meiner selbst, das ich seither vermisse, hatte mich ein Stück geändert. Ich hatte es ihm mittels meiner roten Rose auf seinen weißen Sarg mit auf die Reise gegeben.
Wie viele andere und Cäsar auch, habe ich immer versucht, aus den Brüchen in meinem Leben zu lernen. Nicht jede meiner Entscheidungen war, rückblickend gesehen, richtig und nicht alles bis zuletzt konsequent gedacht und getan. Aber nichts war wirklich gänzlich falsch oder Lüge. So zu denken, hat einer wie Cäsar mich bestärkt und die Musik, die er spielte, gab mir das Bauchgefühl, das es so war und noch immer ist – „wie’s nie kommt, kommt’s“ eben, ob man will oder nicht.
Bei allem eigenen Tun und Denken, kann ich mir heute eingestehen, dass auch Cäsar mein Leben verändert hat und daran denke ich nicht nur heute, aber heute ganz besonders. Wie schön wäre es, lieber Cäsar, jetzt mit Dir darüber zu reden. Da es nicht geht, schreibe ich ………….. Euch allen, die lesen und denken wollen.