DDR-Rocker gehen's ruhiger an
Interview mit Eingehängt, dem Gründungsmitglied der Pudhys, die am 25. November in Singen gastieren
DDR-Rocker gehen's ruhiger an
Peter Meyer, Klaus Scharfschwerdt, Dieter Birr, Peter Rasym und Dieter Hertrampf (von links) sind die Puhdys. Ihre Akustik-Tour 2011 führt sie am 25. November in die Stadthalle Singen. Peter Meyer fand Zeit für ein Interview mit dem SÜDKURIER.
Bild: Veranstalter
Eingehängt hat Peter Meyer nicht, als der SÜDKURIER zum Interview angerufen hat. Er ist „Eingehängt“, Gründungsmitglied und das „P“ im Namen der legendären Ost-Rockband „Die Puhdys“.
Herr Meyer, wieso „Eingehängt“?
Wissen Sie, ich bin gefühlte 100 Jahre alt, seit mindestens 90 Jahren melde ich mich so am Telefon. Das bleibt hängen.
Seit womöglich ebenso langer Zeit machen sie Musik, davon über 40 Jahre mit den Puhdys. Wie gelingt es da, sich immer wieder neu zu erfinden?
Das ist nicht einfach. Aber wir haben mit Maschine einen kreativen Mensch, der neue Lieder macht und neue Ideen entwickelt. Wir haben so viel Unterschiedliches gemacht, bis hin zu Weihnachtskonzerten mit den Bands unserer Kinder. Und jetzt arbeiten wir schon wieder an unserem nächsten Album.
Bekommen ihre Fans in Singen davon auch schon Kostproben zu hören?
Wir probieren mit unserer laufenden Akustik-Tour ja wieder etwas Neues. Dabei spielen wir neben unseren Hits und alten Liedern – neu arrangiert – auch neue Songs.
Wie ist es euch gelungen, im System der DDR genauso euren Weg zu finden, wie nach der Wende?
Wir hatten immer das Glück, nichts machen zu müssen, sondern immer nur, was uns Spaß macht. Schon seit 1976 konnten wir auch im Westen auftreten. Am Anfang waren die Westkonzerte meist sogar viel euphorischer, als die Auftritte vor Stuhlreihen im Osten.
Gibt es heute Unterschiede zwischen dem Publikum im Westen und Osten?
Das Publikum ist toll – egal ob Ost oder West. Wir haben eine Marktlücke gefüllt – auch durch die Zusammenarbeit mit bekannten Lyrikern beim Texten.
In Singen könnten Sie auch wieder vor Stuhlreihen auftreten.
Das ist bei unserer Akustik-Tour auch so beabsichtigt. Es ist alles kleiner und ruhiger. Und wir haben die nächste Generation als Gastmusiker dabei: am Klavier, an der Gitarre und Percussion.
Habt ihr als Rockband mit Westauftritten nie mit dem Gedanken gespielt, der DDR den Rücken zu kehren?
Nein. Ich habe immer erklärt, dass das für mich nicht in Frage kommt, weil es in meinem Berliner Heimatbezirk Rahnsdorf so schön ist. Auch das menschliche spielte eine Rolle. Viele, gute Freunde, die verlässt man nicht einfach so. Aber im Ernst: Wir haben ja gut gelebt in der DDR. 1989 haben wir sogar unsere Abschiedstournee gegeben – gemeinsam mit den „Lords“. Und dann kam die Wende und es wurde wieder spannend – und schwieriger. Plötzlich konkurrierten wir mit Rockbands aus aller Welt. Das machte die musikalische Arbeit wieder interessant.
Bis heute…
Ja, bis heute. Interessant ist es vor allem, Neues auszuprobieren. Wie mit unserer Akustiktour, die uns auch in kleinere Hallen führt – und nun eben auch nach Singen.
Fragen: Matthias Biehler