#1

Gundermann Party in der Kufa Hoyerswerda 18.02.12

in Konzertberichte Ostrock allgemein 19.02.2012 12:58
von PM | 4.235 Beiträge | 5060 Punkte

Das war wieder mal so eine Mugge, wo man nicht weiß, wo anfangen und wo aufhören zu erzählen.
Wir haben mal wieder was erlebt und es ging nicht alles glatt und hier beim Schreiben muss ich noch lachen, was uns wieder mal so alles Komisches passiert ist.
Dabei sah es gar nicht nach „Ungewöhnlich“ aus. Auf der Homepage der Kufa in Hoyerswerda stand:
Karten an der Abendkasse und für mich kein Grund, das anzuzweifeln. Wir waren ja schon oft in Hoyerswerda zur Gundermann Party unter dem Motto: Hier bin ich geborn…
Dort spielte Haase, Polkaholix, Klartext und gerade die Atmosphäre dort und das „Fachpublikum“ wusste ich zu schätzen.

Als ich mit Tina um Acht dort erschien, stand ein freundlicher Herr vor der Tür und erklärte uns, dass schon überfüllt ist und keine Karten mehr verkauft werden… wir könnten aber warten bis 22.30 Uhr, da spiele noch eine Band und da würden bestimmt einige Leute gehen und man könne vielleicht noch rein. Na klasse.
Aber ganz nebenbei, wenn Veranstaltungen ausverkauft sind, sollte man sich ja freuen, das passiert inzwischen in unserer Szene selten genug.
Was war nun der Grund für den Ansturm? Der Schauspieler Thomas Rühmann und sein Gitarrist Rainer Rohloff spielten Gundermann.
Es waren viele „Seriengucker“ erschienen, die ergründen wollen, wie ihr Idol singen kann.

Aber diese Erkenntnis brachte uns auch nicht weiter. Tina ist mutiger als ich – sie marschierte einfach rein mit der Begründung, zur Band zu müssen und ließ mich als „Pfand“ draußen.
Nach einiger Zeit erschien sie wieder an der Tür, im Schlepptau Soldi von Wunderbuntd.
Bei Kartenverkauf konnte auch sie nichts ausrichten, wir wurden zum Chef geschickt.
Wir zwei immer brav hinter Soldi her. Wie peinlich, die Künstler in Bewegung setzen, um rein zu kommen, das ist mir auch noch nicht passiert … Die Frontfrau von Wunderbuntd führte dann sofort ein Argument ins Feld, was tatsächlich zog. Uns wurden noch Karten verkauft weil Soli meinte, wir schreiben ja immer drüber beim Puhdys – Forum oder bei Deutsche Mugge.
Und nun muss ich also schreiben.

Thomas Rühmann hatten wir schon zur Gundermann Veranstaltung 08 in Berlin gesehen. Nun brachte er hier ein komplettes Programm zum Thema Neil Young und Gundermann. Letzterer hat ja musikalische Anleihen bei Neil Young genommen und diese Titel standen im Mittelpunkt. Rainer Rohloff ist übrigens ein überragender Gitarrist und es wurde sich hier mal von einer ganz anderen Seite aus dem Schaffen vom singenden Baggerführer genähert.

Wer mich kennt, ich bin harmoniebedürftig und habe hier noch nie den Satz gesagt: Gefällt mir nicht.
Aber man sollte ehrlich zu sich selbst sein, diesmal sag ich ihn, lege mich flach auf den Boden, nehme die Hände über den Kopf und warte, was passiert…
Ich kann es nicht begründen, nur ganz einfach: Die Art der Interpretation hat mich nicht erreicht.
Es gab Andere, denen es gefallen hat und das akzeptiere ich so.

Nach einer kurzen Umbaupause kamen Wunderbuntd und brachten den Rio mit. Sofort Stimmung, viel Beifall und Spaß. Es blieben auch viele Leute da, um der 9 köpfigen Band zu lauschen.
Der Frontmann Jens war gesundheitlich ganz schwer angeschlagen und hat sich über die Runden gequält und Tee getrunken – ein völlig ungewohntes Bild bei einer Rockband.
Es war weit nach Zwölf, als sich die Wunderbutden verabschiedeten und das nicht, ohne für unseren lieben Kundi den „Junimond“ gespielt zu haben.

Beinahe hätten wir es verpasst. Es gab zum Schluss noch eine Ansage, dass ein privater Film über einen Betriebsausflug der Seilschaft nach Fresenhagen auf den Hof von Rio Reiser gezeigt würde.
Die Seilschaft nutzte dort das Studio und die Probenräume.
Neugierig wie wir sind, nahmen wir auch dieses Angebot noch an, ohne zu wissen, dass wir bis 2.00 Uhr Hoywoy treu bleiben würden. Und das war das eigentliche Highlight des Abends. Ein ehemaliger Techniker der Seilschaft (hoffe, ich habe das richtig verstanden) hatte einen privaten Film gedreht und hat diesen ungeschnitten gezeigt. Die Seilschaft vor 19 Jahren, Rio Reiser auf seinem Hof, Rios Schafe, denen von der Seilschaft die Klauen geschnitten wurden, ein Gundermann ohne Protokoll im Trainingsanzug und Badeschlappen – die Seilschaft an der Nordsee beim Spazieren gehen, bei Restaurantbesuch und natürlich bei den Proben zu Werkstücke 2 (?) . Immer mitten drin und mit vielen witzigen Sprüchen der ehemalige Puhdys Techniker Karsten Matschei. Richtig vom Hocker gehauen hat mich dessen Solo am Keyboard. Man konnte sehen, wie die Titel in Rios Studio entwickelt wurden und das war so was von interessant. Es gibt viele Aufnahmen mit Gundermann, Gundi auf Bagger, Gundi mit Baby, Gundi auf Bühne usw. Den Mensch Gundermann, habe ich noch nirgends so gesehen, wie in diesem Film.

Für mich besonders interessant, die noch lebenden Musiker der Seilschaft hatte ich vor 3 Wochen in Dresden erlebt.
Ganz einfach Danke an den Macher, dessen Namen ich nicht mal weiß.

Zu später Stunde machten wir uns auf den Weg nach Hause. Plötzlich fanden wir uns in einer Nebelwand wieder und vor uns ein schwerer Unfall. Straße gesperrt.
Unser junger Mitfahrer (übrigens kennen ihn einige noch aus dem Puhdyschat von 2005) meinte, ich glaub das Auto vor uns sind Jens und Soldi. Sie mussten auch warten, was sich dort tut. Und wieder wurden wir gerettet, denn ich hatte Hunger. Soldi brachte uns Wegzehrung und so konnten wir es locker verschmerzen, dass in DD McDonald um 03.00 Uhr geschlossen hatte, als wir dort ankamen.
Ihr seht, wenn einer eine Reise tut, dann kann man was erzählen.


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#2

RE: Gundermann Party in der Kufa Hoyerswerda 18.02.12

in Konzertberichte Ostrock allgemein 19.02.2012 13:40
von Kundi (gelöscht)
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Sehr schön geschrieben, liebe PM;-).

Der Techniker heißt übrigens Maik "Pille" Pillokat. Mit seiner Firma Pille-Ton sorgt er bei den Konzerten in der KUFA immer für einen guten Sound. Er ist ein alter Weggefährte von Gundi. Schon auf der Amiga-LP "Männer, Frauen und Maschinen" hat er beim Gesang mitgewirkt. Übrigens hat auch Cäsar mit seiner Gitarre bei dieser Platte geholfen. Pille war lange Jahre auch Techniker bei Gundi. Die CD, die bei Rio im April 1993 vorbereitet wurde, dürfte "Der 7te Samurai" gewesen sein.


Ich werde bei Gelegenheit auch noch meinen Senf zum gestrigen Abend dazugeben

Gruß Kundi

zuletzt bearbeitet 19.02.2012 13:41 | nach oben springen

#3

RE: Gundermann Party in der Kufa Hoyerswerda 18.02.12

in Konzertberichte Ostrock allgemein 19.02.2012 14:31
von Gelöschtes Mitglied
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Vielen Dank für Deinen so tollen Bericht,liebe Petra!
Es hört sich so an,als ob man selbst mit dabei gewesen war!
Man kann sich gut darin reinversetzen!

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#4

RE: Gundermann Party in der Kufa Hoyerswerda 18.02.12

in Konzertberichte Ostrock allgemein 19.02.2012 20:04
von Kundi (gelöscht)
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Zunächst gibt es heute von mir etwas optischen Senf vom gestrigen Abend;-)

Gruß Kundi

Angefügte Bilder:
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#5

RE: Gundermann Party in der Kufa Hoyerswerda 18.02.12

in Konzertberichte Ostrock allgemein 19.02.2012 20:13
von Kundi (gelöscht)
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WunderbunTd(-e) Fotos von der Gundi-Party in Hoywoy.

Gruß Kundi

Angefügte Bilder:
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#6

RE: Gundermann Party in der Kufa Hoyerswerda 18.02.12

in Konzertberichte Ostrock allgemein 19.02.2012 20:31
von wir 2 (gelöscht)
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ich hab auch noch ein paar Fotos von gestern

Angefügte Bilder:
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#7

RE: Gundermann Party in der Kufa Hoyerswerda 18.02.12

in Konzertberichte Ostrock allgemein 19.02.2012 20:34
von wir 2 (gelöscht)
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und noch ein paar Fotos von WunderbunTd

Angefügte Bilder:
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#8

RE: Gundermann Party in der Kufa Hoyerswerda 18.02.12

in Konzertberichte Ostrock allgemein 19.02.2012 20:38
von PM | 4.235 Beiträge | 5060 Punkte

Toll geworden, die Fotos von euch Beiden.


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#9

RE: Gundermann Party in der Kufa Hoyerswerda 18.02.12

in Konzertberichte Ostrock allgemein 22.02.2012 21:16
von Kundi (gelöscht)
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Heute möchte ich meine lose Folge von Konzertberichten mit einer kurzen Darlegung meiner Eindrücke von der GUNDERMANN-Party am vergangenen Sonnabend in Hoyerswerda fortsetzen. Diese Veranstaltung beginnt in Hoywoy zur Tradition zu werden und sie findet seit ein paar Jahren zeitnah zum 21. Februar, dem Geburtstag von Gundi statt. Sie wird gemeinsam vom Kulturfabrik e.V. (www.kufa-hoyerswerda.de), dem Soziokulturellen Zentrum für Hoyerswerda und Umgebung, in Zusammenarbeit mit Gundermann’s Seilschaft e.V. (http://gundi.de) organisiert. Im Gundi e.V. engagieren sich übrigens seit 1999 Freunde und Fans von Gerhard GUNDERMANN um sein künstlerisches Werk lebendig zu halten. Wer mehr Informationen möchte, kann gerne den obigen Links folgen. Selbstverständlich erst, wenn mein Bericht zu Ende gelesen wurde *g*;-).

GUNDERMANN-Party’s gibt es aber auch immer mal wieder und zu unterschiedlichen Terminen in anderen Städten. Meine erste Veranstaltung dieser Art besuchte ich zum Beispiel am 16.11.2002 im Klubhaus „Peter Edel“ in Berlin. Da ich damals noch nicht an der Leine ins weltweite Datennetz hing, hätte ich von diesem Ereignis womöglich nichts erfahren, wenn nicht eine mir bestens bekannte Band dort gespielt hätte und im Vorfeld mit dem berühmten Zaunpfahl allerdings nur in Streichholzgröße gewunken hätte. Gundermann-Party - was soll das denn werden? Die schlichte Neugier und „meine“ Band trieben mich damals dann doch nach Berlin. Der Abend hat sich dann sehr nachhaltig in mein Gedächtnis eingegraben und weitere GUNDERMANN-Party’s folgten.

Woran das liegt? Eigentlich ist das ganz einfach. Diese Veranstaltungen sind sehr abwechslungsreich, informativ und spannend. Sie haben nichts mit sinnloser Abfeierei oder Anbetung eines verstorbenen Antistars zu tun. Diese Party’s sind eher ein Treffpunkt vieler interessierter Menschen, die sich aktiv mit Gundi’s Gedankenwelt und seinem künstlerischen Schaffen auseinandersetzen um es somit für die Zukunft zu bewahren. Auch für Leute, die bisher keine oder wenig Berührungspunkte mit Gerhard GUNDERMANN hatten, sind diese Events eine gute Möglichkeit ins Thema einzusteigen. Jede Party ist inhaltlich etwas anders aufgebaut und es sind keine reinen Musikveranstaltungen. Es gibt dabei Vorträge, Filmvorführungen, Gesprächsrunden, Ausstellungen und natürlich auch die Livemusik. Übrigens haben die musikalischen Gäste nicht immer „nur“ GUNDERMANN-Songs im Programm. Auch das finde ich sehr gut, denn frischer musikalischer Wind aus anderen Richtungen hat noch keinem Menschen geschadet.

Am 18. Februar 2012 strömten viele Menschen in die Hoyerswerdaer KUFA. Ausverkauft konnten die Veranstalter mittels Hinweis an der Eingangstür noch weit vor Beginn der musikalischen Beiträge stolz vermelden. Da der Saal zunächst komplett bestuhlt war und dadurch weniger Menschen aufnahm, wurden Wartende darauf vertröstet, dass in der Pause vor der letzten Band des Abends dann die Stühle entfernt werden und dann auch noch Platz wäre.

Den ersten Programmpunkt, einen Vortrag von Dr. Alexander Naumann(Vorstandsmitglied der Ernst Busch Gesellschaft e.V.) zum Thema „Gundermann und die Lieder von Ernst Busch“ in einem Nebenraum habe ich leider verpasst, weil ich mich im Saal mit Freunden, Bekannten und Musikern festgequatscht hatte. Dabei hätte der mich wirklich interessiert, denn GUNDI sang überzeugend Lieder von Ernst Busch und er experimentierte auch mit ihnen. Ich empfehle euch als Beispiel gerne das Lied „Old Dixie Down“ von der CD "Werkstücke II - Gerhard Gundermann & Die Wilderer“. Das Album erschien im Jahr 2004 und belegt das Schaffen von Gundi und den Wilderern zu Wendezeiten. Bei dem Stück„Old Dixie down“ verknüpft er das Originallied mit eigenen Gedanken sowie mit Textauszügen der „Internationale“ und dem „Lied der Jaramafront“ von Ernst Busch. Der Titel hat mich fast umgehauen als ich ihn erstmals hörte. Gundi’s Stimme, der schwer verdauliche Text und die musikalische Umsetzung durch die Wilderer hatten mich in gemeinsamer Wucht fast erschlagen. Eigentlich unbeschreiblich, das Lied hat mich auf Anhieb in der Seele getroffen und hat sich für immer dort eingenistet. Ich war aufgewühlt, sprach- und fassungslos und sogar heute noch überfällt mich oft ein Schauer, wenn ich „Old Dixie Down“ von Gundi höre. Es sind ganz persönliche Gedanken, Eindrücke und Erinnerungen, die ich mit diesem Lied verbinde.
Doch ich möchte jetzt fortfahren im Text und komme nun zum musikalischen Teil des Abends. Man könnte ihn auch überschreiben so überschreiben: Neil Young trifft Gerhard Gundermann und einen WunderbunTd(-en) Rio Reiser auf einer Bühne.

Den Anfang machten Thomas Rühmann und Rainer Rohloff mit ihrem Neil Young-Projekt „Jung und Young“. Ich mag Neil Young’s Musik, bin da jedoch kein ausgewiesener Experte. Auch Gundi bediente sich ja gerne mal bei den Melodien des Kanadiers. Aber wenn ich Livealben wie „Weld“ oder „Year of the Horse“ höre, wie der Meister da streckenweise mit dem „verrückten Pferd“ (Crazy Horse) durch die Songs galoppiert und kräftig-deftigen Gitarrenrock abliefert, tropft mir schlicht der Sabber der Begeisterung vom Kinn. Natürlich schätze ich auch die Balladen bzw. Hymnen wie „Heart Of Gold“, „Helpless“, „Old Man“ oder „After the Gold Rush”. Nun war ich gespannt, wie Rohloff und Rühmann sich der Lieder von Young annehmen würden.
Thomas Rühmann habe ich beim Gundermann-Tribut am 21.05.2008 in Berlin schon kurz als Musiker zusammen mit Tobias Morgenstern (L’ART DE PASSAGE) erlebt. Ansonsten ist der Mann Schauspieler und vielen sicher als Dr. Heilmann aus der TV-Serie „In aller Freundschaft“ bekannt. Ich gestehe freiwillig, dass ich davon noch nie einen Teil gesehen habe. Der Gitarrist Rainer Rohloff ist Gründungsmitglied von L’ART DE PASSAGE und er hat lange Jahre an Tonträgern von Mikis Theodorakis sowie dessen Tourneen mitgewirkt. Dazu kommen noch diverse eigene Produktionen und Projekte.

Nun saßen die zwei Künstler auf der Bühne der KUFA und waren von diversen Gitarren umgeben. Sie spielten natürlich viele Lieder von Neil Young. Dazwischen erzählte der Schauspieler, was er mit Neil Young verbindet zum Beispiel die Geburt seiner Tochter und andere Episoden. Außerdem wird „Das Buch der von Neil Young Getöteten“ von Navid Kermani in das Programm eingebunden. Kermani ist eigentlich Islamwissenschaftler und Publizist. Er zählt zu den führenden Iran-Experten in Deutschland. Rühmann erzählt zum Beispiel die Geschichte, wie ein nächtelang wegen Bauchkrämpfen geplagtes, schreiendes Baby und dessen Eltern endlich zur Ruhe kommen. Der kleine Schreihals wird ausgerechnet beim Hören des Liedes „The last Trip to Talsa“ von Neil Young ganz still und friedlich. Man merkt Thomas Rühmann an, dass er ein Profi des gesprochenen Wortes ist. Redetempo, Verständlichkeit und Betonung waren allererste Sahne. Rohloff würzt das Ganze spärlich aber sehr gekonnt mit Kommentaren. Das hat mir schon Spaß gemacht. Musikalisch kommen sowohl laute als auch leise Lieder von Neil Young zu Gehör. Man könnte auch sagen die Palette reichte vom sanften Rock mit Akustikgitarren bis zu hin zum lärmenden Rock mit 2 E-Gitarren. Rainer Rohloff spielte überragend seine Instrumente. Da durfte man ruhig mal staunen, was der Mann so alles anstellte und was er an Tönen aus den Klampfen holte. Er ist wirklich ein absoluter Gitarren-Tausendsassa und Saitenhexer.
Womit ich mich nicht so ganz anfreunden konnte, war die Geschichte, dass Rühmann und Rohloff einige von Gundi’s Liedtexten mit neuen Melodien von Neil Young-Liedern versahen. „Sehnsucht nach dem Rattenfänger“ erhielt die Noten und Töne von Greendale“ und „Steinland“ die von „ Crime in the City“. Das klang für meine Ohren, sagen wir es mal ganz vorsichtig, sehr ungewöhnlich. Nur bei „Alle oder Keiner“ brauchten sie die Musik nicht verändern, denn da hatte sich Gundi ja schon bei Neil Young’s "Rockin' in the Free World" bedient. Ich hätte es gut gefunden, wenn Rohloff und Rühmann den Originalrefrain von Young am Schluss des Liedes noch drangehangen hätten. Denn da hätte sich deutlich hörbar und sehr symbolisch der Kreis zwischen beiden Künstlern geschlossen. Aber insgesamt gesehen war „Jung und Young“ schon ein kurzweiliges und unterhaltsames Programm und die beiden Protagonisten hatten sich die Zugaben und den Schlussapplaus redlich erarbeitet.

Während der nun fälligen kurzen Umbaupause wurde im Saal auch endlich die Bestuhlung fix entfernt. Einige ältere Besucher, die wahrscheinlich nur mal sehen wollten, was ihr geliebter „Dr. Heilmann“ aus der Flimmerkiste denn sonst so macht, schienen erleichtert zu sein, dass der Krach endlich aufgehört hat und suchten schleunigst das Weite. Dabei ging der Abend jetzt erst so richtig los. Die Musiker und Musikerinnen von WunderbunTd aus Freiberg standen endlich auf der Bühne im Schein des farbigen Lichtes. Die Band feiert dieses Jahr übrigens ihren 25. Geburtstag. Neben ihren ganzen anderen Programmen und Projekten sind sie mit der Rio-Reiser-Rocknacht auch schon 10 Jahre unterwegs. An diesem 18.Februar 2012 spielten sie ihre eigenen Lieder sowie die Songs von TSS und Rio Reiser auf der GUNDERMANN-Party in der KUFA. Ich war sogar ein paar Augenblicke gerührt als es mit dem WunderbunTd-Lied „Immer wieder“ losging. Das liegt wahrscheinlich daran, dass der Refrain auch wie die Faust aufs Auge zu den Freiberger Musikern passt:

„Wir müssen immer wieder und wieder von Neuem beginnen,
ich werde immer wieder und wieder hier stehen und singen,
und auch Scherben gibt es immer und immer wieder;
hier nimm mein Blut, meine Hoffnung, mein Leben!
Nimm meine Lieder!"

Ich habe ganz stark den Eindruck, dass diese Worte besonders Jens und Isolde „Soldi“ Lommatzsch aus dem Herzen sprechen. Ich beziehe das jetzt mal nur auf die Band, ihre Geschichte und auf das, was ich mit WunderbunTd die letzten Jahre erlebt habe. Dabei sagt das ganze Lied ja eigentlich noch viel mehr aus, denn jeder muss sich im Leben nach Tiefschlägen wieder aufrappeln und von vorn beginnen, wenn er nicht untergehen möchte. Den Text hat Soldi selbst geschrieben und der Frontmann singt den Refrain so ausdrucksstark und glaubhaft, dass es daran auch keinen Zweifel geben kann.

Überhaupt sind mir die eigenen Werke der Band mittlerweile auch richtig ans Herz gewachsen. Mit den Texten kann ich was anfangen und sie stehen meiner Meinung nach ganz in der Tradition von Rio oder Gundi. Die haben nichts mit Wischiwaschi-Gelaber zu tun, sondern sie liefern Denkanstöße ohne Ende zu Fragen, Problemen von Mensch und seiner Welt. „Frontbrief“ und „Soldiers“ beispielsweise sind in Zeiten wo Kinder deutscher Eltern als Soldaten in Afghanistan sterben, sogar erschreckend aktuell. Natürlich packte die Band auch eine ordentliche Portion Scherben- und Rio-Songs drauf. Obwohl Jens gesundheitlich sehr angeschlagen war und mächtig mit einer Erkältung zu kämpfen hatte, gab er körperlich und stimmlich alles. Mir kam es so vor, als wenn er sich an den Liedern aufrichtete und aufpushte. WunderbunTd änderte trotzdem aus diesem Grund auch die Setlist während der Mugge, um es dem Frontmann etwas leichter zu machen. Trotz Handicap konnte Hoyerswerda bei „Der Turm stürzt ein“ abhüpfen, beim „Rauchhaus-Song“ den Refrain und bei „der Traum ist aus“ die Zeile “dieses Land ist es nicht“ lautstark mitsingen. Das „Zauberland“ brannte immer noch lichterloh und jeder konnte sich darüber seine eigenen Gedanken machen.
Die Band agierte mit Spielfreude und –stärke. Ich schreibe die nächsten wichtigen Worte, die WunderbunTd live treffend beschreiben mal in Großbuchstaben, weil ich sie kennzeichnend für die Auftritte der Kapelle halte: LEIDENSCHAFT, HERZBLUT und hohe MUSIKALITÄT. Das Gesamtpaket stimmt einfach bei WunderbunTd. Da werden einem die schönsten Gitarrensolos förmlich um die Ohren gehauen, dass es nur so kracht, die Bläser machen bei einigen Liedern Druck ohne Ende und der Rhythmusunterbau stimmt ebenfalls. Man sieht dem Ensemble auch die Freude und den Spaß an der Sache wirklich an. Lächelnde Gesichter, reichlich Action auf der Bühne und die großartigen Stimmen von Jens und Soldi reißen das Publikum immer wieder mit. Für Kundi gab es bei der Gundi-Party natürlich als Zugabe auch noch den „Junimond“. Obwohl die Band bis nach Mitternacht spielte, entschuldigte sich WunderbunTd noch beim Publikum, dass sie nicht die vollen 3 Stunden spielen konnten, aber Jens war stimmlich und körperlich total am Ende. Hoyerswerda dankte WunderbunTd trotzdem noch einmal mit reichlich Beifall.

Hier hätte der Abend eigentlich zu Ende sein können. Er war es aber nicht und das verdanken wir dem Techniker Maik „Pille“ Pillokat, der in der KUFA mit seiner Firma immer für den richtigen Sound sorgt. Pille war ja auch Techniker bei Gundi und hatte private Filmaufnahmen mitgebracht. In einem Nebenraum konnten wir dann daran teilhaben wie GUNDERMANN & Seilschaft im April 1993 in Fresenhagen auf dem Anwesen von Rio Reiser am Album „Der 7. Samurai“ arbeiteten und deshalb mehrere Tage dort verbrachten. Wir sahen die Band bei der Probe in Jogginghosen und Badelatschen, wir konnten sie beim Spaziergang am Strand der Nordsee und, beim Abschlussfestschmaus in der Kneipe beobachten. Auch Rio war mehrmals zu sehen sowie seinen Hund und seine Schafe. Es gab da auch sehr lustige Momente, zum Beispiel als die Musiker ein dänisches Ferienhaus bestaunten und sich dort an den Fensterscheiben die Nasen platt gedrückt haben oder wie Gundi eine neue Spielart von Billard erfand. Ich denke, solche tiefen Einblicke hinter die Kulissen bekommt man nicht noch mal geboten. Ich bin dann sehr nachdenklich Richtung Heimat gefahren. Ich dachte an diese Bilder und an viele(Ost-)Rocker, die nicht mehr unter uns weilen. Das sind mittlerweile leider ganz schön viele. Alleine in Pille’s Filmaufnahmen sah man mit Gundi, Rio Reiser und Thomas Hergert schon drei…

P.S. die kurze Darlegung ist am Ende doch etwas länger geworden;-)

Gruß Kundi

Angefügte Bilder:
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zuletzt bearbeitet 22.02.2012 21:36 | nach oben springen

#10

RE: Gundermann Party in der Kufa Hoyerswerda 18.02.12

in Konzertberichte Ostrock allgemein 22.02.2012 21:42
von Steine-Silke (gelöscht)
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..ohh mein Gott Kundi...was für ein Super "Kurzbericht".....man gut, daß ich nicht neugierig bin..das lese ich Morgen...

..wer von denen auf den Fotos ist denn Gundermann?

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#11

RE: Gundermann Party in der Kufa Hoyerswerda 18.02.12

in Konzertberichte Ostrock allgemein 22.02.2012 21:48
von Kundi (gelöscht)
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Keiner, liebe Silke.
Gerhard Gundermann verstarb leider schon am 21.06.1998. Aber er lebt in seinen Liedern und in den Herzen vieler Menschen fort.

LG Kundi

zuletzt bearbeitet 22.02.2012 22:55 | nach oben springen

#12

RE: Gundermann Party in der Kufa Hoyerswerda 18.02.12

in Konzertberichte Ostrock allgemein 22.02.2012 22:25
von Maxi | 535 Beiträge | 800 Punkte

Ja, er ist leider schon vorausgegangen. :(
Ich hab mich damals im Zuge einer Hausarbeit zum Thema DDR-Musik an der Uni mit Gundermann beschäftigt. Jetzt beginnt bei mir so ne zweite Gundi-Phase. Ich entdecke seine Musik gerade wieder durch Youtube-Mitschnitte, auf denen er entweder selber zu hören ist oder gecovert wird. Hammermäßig umgesetzt zum Beispiel von Axel Prahl, wie ich finde. Auf YT findet man einen Mitschnitt aus dem Jahr 2008, AP in Begleitung von Andreas Dresen an der Gitarre, sie performen "Vater".
Thx für die Berichte und Fotos ;)

LG Maxi

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#13

RE: Gundermann Party in der Kufa Hoyerswerda 18.02.12

in Konzertberichte Ostrock allgemein 22.02.2012 22:54
von Kundi (gelöscht)
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Winnie, das dürfte dann ein Mitschnitt vom Gundermann-Tribut in der Columbiahalle Berlin anläßlich seines 10. Todestages sein.
Dort spielten unter anderem Toni Mahoni, HAASE und die Seilschaft, SILLY, die Randgruppencombo, Thomas Rühmann und Tobias Morgenstern den ganzen Abend lang Lieder von Gundi.
Einige user aus dem Forum waren dabe:
.
Gundermann Gedenkkonzert Columbiahalle Berlin

Gruß Kundi

P.S. Übrigens gibt es von diesem bewegenden Konzert auch eine offizielle DVD.

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#14

RE: Gundermann Party in der Kufa Hoyerswerda 18.02.12

in Konzertberichte Ostrock allgemein 22.02.2012 23:08
von Maxi | 535 Beiträge | 800 Punkte

Ja, Kundi, das meine ich. Das muss unglaublich toll gewesen sein. Aber davon konnt ich mich ja eben selbst durch deinen Link überzeugen ;)

Petra, was hat dir nicht so gefallen? Der Rühmann und seine Umsetzung von Gundermann und Young?

LG, Maxi

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#15

RE: Gundermann Party in der Kufa Hoyerswerda 18.02.12

in Konzertberichte Ostrock allgemein 26.02.2012 19:16
von PM | 4.235 Beiträge | 5060 Punkte

@Maxi : Schwer in Worte zu fassen, warum mich Rühmann nicht so erreicht hat - wenn man so viele Gundermann Cover Bands gehört und gesehen hat wie ich, da hat man vielleicht auch bestimmte Vorstellungen und das in Hoywoy passte bei mir irgendwie nicht. Ich weiß, dass beide bestimmt gute Künster sind - aber mich muss man eben auch emotional erreichen und das haben sie nicht. Da ist mir der Axel Prahl schon lieber.


Klick mal druff hier:

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#16

RE: Gundermann Party in der Kufa Hoyerswerda 18.02.12

in Konzertberichte Ostrock allgemein 26.02.2012 21:57
von Maxi | 535 Beiträge | 800 Punkte

Ja, sowas kenn ich auch. Wenns mich nicht ins Herz trifft, flashts mich einfach nicht.
Ich bin wirklich "verliebt" in die Prahl´sche Fassung von "Vater" ... das bringt mich Gundi wie gesagt grad wieder echt näher...

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