Einige Freunde haben mich gebeten, hier wieder was zu schreiben. Freunden kann ich schwer "Nein" sagen und deshalb, und weil hier ein Bereich "Film & Co" kommen soll, schon mal vorab ein Hinweis auf einen Film, den ich mehrmals und gern gesehen habe. Später kann man ja den Beitrag dorthin verschieben.
„Ein Fall für die Borger“ oder „Wenn man gesehen wurde“
Im Haus einer Familie lebt, ohne dass die Bewohner auch nur den leisesten Schimmer davon haben, unter der Dielung die Familie Clock, eine Borger-Familie. Klein, noch kleiner, beinahe winzig, aber auch witzig und lebensfroh. Sie leben in einer kleineren und anderen Welt sowie von dem, was sie sich von der Familie über ihnen „borgen“ dürfen. Beim „Borgen“ von Gebrauchsgegenständen, von Lebensmitteln und anderen „tausend kleinen Dingen des täglichen Bedarfs“ dürfen sie aber von den „Besen“, so nennen sie die über ihnen wohnenden Menschen, nicht gesehen und entdeckt werden. Ansonsten würde es heißen: „Du bist gesehen worden“, was überhaupt nicht ehrenvoll wäre und außerdem zur Folge hätte, dass sie aus diesem Haus weggehen müssten. Doch das will kein Borger und deshalb passen sie auf.
Borger werden höchstens zehn Zentimeter groß, sie benutzen Stricknadeln wie Stöcke, Briefmarken werden zu Bildern an der Wand, Schnupftücher zu Tischdecken und die Nacht verbringen sie in den Socken der „Besen“. Einen Zwirnsfaden benutzen sie als Wäscheleine und ein Stück Würfelzucken reicht den ganzen Monat. Sie ernähren sich von Brotkrumen und Kuchenbröseln sowie all den anderen Rückständen, die sie sich hier und da ein wenig „borgen“. Die kleinen Schmarotzer sind ein liebenswertes Völkchen und machen das Leben der „Besen“ ab und an so richtig spannend. Bei den Borgern gibt es „Drinnis“, die in den Häusern ihrer „Besen“ leben, und „Draußis“, die ein Leben außerhalb bevorzugen.
Diese friedliche Koexistenz von Borgern und „Besen“ würde wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit so weiter gehen, wäre da nicht, wie im richtigen Leben auch, der fiese, hinterhältige Anwalt, der eines der Häuschen, wo Borger und „Besen“ miteinander in Eintracht leben, verschwinden lassen möchte, um irgend so ein Geschäftshaus auf dem Grund und Boden zu bauen. Von diesem Moment an beginnt die Suche und dann die Jagd nach dem Testament, das die Tante für die Bewohner irgendwo im Haus hinterlegt hat. Nur dieses Stück Papier kann verhindern, dass ein großes Unglück geschieht. Zufällig wird eines der Borger-Kinder von einem „Besen“- Kind entdeckt und zufällig entdecken sie auch den Ort, wo das Testament der Tante versteckt ist, nach dem auch der böse Anwalt sucht.
Von diesem Moment an wird aus dem lustigen Filmchen ein spannender Thriller mit vielen tollen Ideen, Gags und Handlungsabläufen. Ich liebe diese 90 Minuten Borger-Besen-Kooperation, weil sie nicht nur lustig und mit viel Hingabe gemacht ist, sondern auch, weil sie sich so nah am wirklichen Leben entlang hangelt und ich all den „bösen Anwälten namens Potter“ auch im richtigen Leben genau das gönne, was dem hinterhältigen Falschspieler, Intriganten und Menschenverachter im Film geschieht. Er ist nicht nur überführt und seine Taktik erkannt worden, sondern sein Tun findet am Ende der Geschichte, im Verlauf einer großartigen Überraschung, auch eine gerechte Strafe.
Es gibt noch immer zu viele Potters, die meinen, andere für sich ausnutzen zu können, die versuchen, sie über’s Ohr zu hauen, die meinen, ihnen unnütze Ratschläge geben zu müssen und sie mit ihrer hinterhältigen und scheinbaren Freundlichkeit vor den Karren ihrer eigenen Interessen zu spannen versuchen. Sie sind meist einfach nur falsch, gierig, lästig und vor allem ganz furchtbar dumm. Ein Schelm, wer da Parallelen im realen Leben oder hier gleich um die Ecke findet. Sie sind auch in diesem Film alle gewollt und nicht zufällig.