Fast möchte ich von einem WunderbunTd- Geheimkonzert schreiben, denn der gestrige Auftritt der Band wäre beinahe auch den eingefleischtesten Fans durch die Lappen gegangen. Dank der schönen neuen sozialen Netzwerk-Welten haben sich gestern aber doch noch acht Freundinnen und Freunde des guten Musikgeschmacks in der Bergstadt verabredet. Eigentlich hätte das Konzert eine größere Sache werden können. Immerhin läuft momentan die Festwoche 850 Jahre Freiberg und WunderbunTd spielte gestern auf der größten und besten Festbühne für die Feierlichkeiten auf dem Obermarkt. Auf dieser Bühne werden am Wochenende namhafte Künstler wie Andrea Berg stehen. Dafür wurde und wird ja auch schon kräftig geworben. Nur schade, dass von der WunderbunTd-Mugge nichts im offiziellen Festprogramm stand. Das Wetter und die familienfreundliche Zeit hätten vielleicht auch andere Leute angelockt. Auf der Homepage der Band stand der Termin auch erst als der Vertrag unterzeichnet war.
So waren es alles in allen rund 100 Menschen, die sich auf dem riesigen Platz verloren. Davon standen viele im Hintergrund an den Versorgungsständen, nur der harte Kern tummelte sich vor der Bühne. Leider klappte die Bühnenplanung wieder mal nicht. Die Technik der Band konnte erst 18.30 Uhr aufgebaut werden, weil vorher noch ein Akkordeon-Orchester unsere Geduld auf die Probe stellte.
Gegen 19.00 Uhr konnten wir endlich in die WunderbunTd(-e) Rio Reiser-Welt aufbrechen. Die 9 köpfige Band bestand diesmal nur aus 8 Musikerinnen und Musikern. Gitarrist Robert Troschnitz war leider verhindert. Drummer Mirko Gelbrich fehlte aus beruflichen Gründen. Für ihn sprang allerdings ein Schlagzeuger vom Freiberger Theater in die Bresche. Wenn ich richtig gehört habe, heißt er mit Vornamen Micha. Die Band konnte leider nur etwa ein Drittel ihrer Rio Reise-Nacht aufführen, also nur eine reichliche Stunde spielen. Wieder muss ich schreiben, leider nur. Denn auch beim unplugged-Gig des WunderbunTd-Trio’s am 08. Juni in dieser Stadt zur Nacht der Wissenschaft gab es Probleme bei der Bühnenzeitplanung. Egal, jetzt habe ich genug geschimpft.
Die Lieder von RIO REISER und TSS höre ich immer wieder gerne. Das hat mich letztendlich auch vor einiger Zeit zu WunderbunTd geführt. Rio war ein Ausnahmekünstler und für mich ist er ebenso wichtig wie GUNDI. Eigentlich sehe ich die beiden als Brüder im Geiste. Der eine machte nur seine Erfahrungen „drüben“ und der andere hier. Zu sagen hatten und haben ihre Lieder immer noch sehr viel.
An einem Wendepunkt meines Lebens spielte RIO REISER mit seinen Liedern eine ganz besondere und lebenswichtige Rolle. Auch wenn das in diesen Tagen 22 Jahre zurück liegt, ich werde es nie vergessen, was ich bei meinem einzigen Rio Reiser-Konzert im Juni 1990 gedacht und gefühlt habe. Die Tränen in meinen Augen damals bei „Zauberland“ waren wichtig, vielleicht sogar notwendig um mein Leben neu zu ordnen und dabei trotzdem Mensch zu bleiben. Oh Kacke, das habe ich doch schon mal letztes Jahr ausführlich geschrieben? Na ja, mir fällt eben auch nichts Neues mehr ein.
Also kommen wir zurück zu WunderbunTd. Bei dieser Band fühle ich die Liebe, das Herzblut und die Ehrlichkeit mit der sie RIO REISER und TSS begegnen. Besonders Soldi und Jens möchte ich da jetzt mal hervorheben. Die beiden halten das WunderbunTd-Schiff immerhin seit über 25 Jahren in allen Stürmen und auch an den Sonnentagen auf Kurs und ihre Leidenschaft für König RIO sowie für Musik treibt WunderbunTd immer wieder voran zu neuen Ufern.
Die Abendsonne lachte den Musikern auf dem Freiberger Obermarkt freundlich ins Gesicht und diese bedankten sich bei ihr mit einem kleinen Strauß bunter Melodien von TSS, Rio Reiser und WunderbunTd. Für diese reichliche Stunde hatten die Himmelswächter dem Geist Rio’s wohl
Ausgang gegeben und er hatte natürlich nichts Besseres zu tun als in Jens Lommatzsch schlüpfen.
Dabei war der Eröffnungstitel „Gaukler“ ein bandeigenes Lied. Der Laie kann das beim Konzert
manchmal sicher nicht unterscheiden, ob die Band gerade einen TSS-, Rio Reiser- oder eigenen Song spielt.
Der WunderbunTd-Frontmann durchlebt die Lieder mit ganzer Seele. Der Zuschauer hört es an der Stimme und sieht es am Auftreten des Sängers. Körpersprache, Handbewegungen, Gesichtsausdruck sind die sichtbaren Spuren der Liebe und Leidenschaft mit der Lommatzsch ans Werk geht. Die Band breitete dazu den musikalischen Teppich aus auf dem er sich austoben konnte. WunderbunTd rockt einfach! Diese Band ist live immer wieder eine Offenbarung. Die druckvolle Bläsergruppe beispielsweise bläst einem förmlich das (nicht vorhandene) Toupet vom Kopf. Trompete, Posaune und Saxophon machen das Kraut respektive den Sound, bei einigen Liedern wie „Keine Macht für Niemand“ oder den „Abendlied“ richtig fett.
Aber auch die leiseren Momente hatten es in sich. Die Balladen „Für immer und dich“, Zauberland“ und „Halt dich an deiner Liebe fest“ gingen wieder unter die berühmte Haut und erinnerten uns auch daran wie sensibel und verletzlich Rio sein konnte.
Zu Höchstform lief der Frontmann der WunderbunTden wieder bei „Alles Lüge“ und „der Turm stürzt ein“ auf. Ich sehe unheimlich gerne wie Jens diese Lieder zelebriert und es gehört auch irgendwie dazu um das satirische Element der texte zu unterstreichen.
Das Lied „Der Traum ist aus“ stammt aus dem Jahr 1972 und in ihm hat Rio damals seine Vision einer besseren Welt beschrieben. Leider ist eine Welt ohne Waffen und Krieg und ohne Hunger im Jahr 2012 immer noch eine Utopie und das im Traum erschienene Paradies ist immer noch nicht entdeckt. Mich rüttelt das Lied immer wieder auf und es weckt zum Schluss ja auch immer einen Funken Hoffnung. Was ist das doch für ein Wahnsinns-Lied, mir läuft jedes Mal ein kalter Schauer über den Rücken, wenn ich es bei WunderbunTd höre.
Eine reichliche Stunde ist nicht lang. Die Rathausuhr schlug aber zum letzten Lied schön im Takt mit. Was für ein schöner Zufall, dachte sicher nicht nur ich. Manchmal schreibt das Leben eben doch auch schöne Geschichten, wie zum Beispiel die von den 8 sozialen Netzwerkern, die sich kurzfristig zum WunderbunTd-Konzert in Freiberg verabredeten
Gruß Kundi
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