Tja, was man nicht so alles findet, wenn man mal ein paar Tage wegen starken Erkältungserscheinungen nicht zum Dienst kann.
Da stöbert man schon mal in uralten Unterlagen, Fotoalben, Plattensammlungen usw. Dabei fiel mir doch tatsächlich eine handschriftliche
Ausfertigung des Ergebnisses der Hitparade von Radion Luxemburg vom 6.10.1968 in die Hände.
in diesen Jahren gab es noch keine privaten Radiosender und die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten taten sich sehr schwer
mit der Ausstrahlung von Schlager- Beat- Rock- und Popmusik.Wollte man auf dem laufenden sein, mußte man Radio Luxemburg einschalten. Chefsprecher
war damals ein gewisser Frank Elstner.
Der Empfang über Mittelwelle war von keiner besonders guter Qalität. Neben dem Kofferradio stand immer ein Koffertonbandgerät mit
Mikrofon, um im Bedarfsfall ein Lied aufzunehmen.
Sonntags ab 14 Uhr wurde dann die wöchentliche Hitparade ausgestrahlt. Maßgebend für die Platzierungen war die Anzahl der Hörerstimmen, die zur
damaligen Zeit noch per Postkarte abgeschickt werden mußten.
Internet, Handys, Smartphone etc. gab es damals natürlich nicht. Zu der Zeit gab es noch nicht mal die Telekom.
Die Telefone kamen von der Post und hatten alle eine Schnur.
Ja, 1968, da gab es noch nicht mal die Puhdys, zumindest nicht in der heutigen Formation und einige hier im Forum
waren noch nicht mal auf der Welt. Andere wiederum waren vielleicht noch im Kindergartenalter. Ich selbst war damals 12.
Natürlich will ich Euch das Ergebnis der damaligen Hitparade nicht vorenthalten. Einiges davon kennt man noch heute als "Oldies".
Überraschungen sind garantiert.

20. France Gall - Computer Nr. 3
19. The Doors - Hello, i love you
18. Tom Jones - Help yourself
17. The Love Affair - A day without love
16. Vicky - Bunter Luftballon
15. Arthur Brown - Fire
14. Adamo - Eve´suere´la mer
13. Uschi Glas - Cover Girl
12. Leapy Lee - Little Arrows
11. Mary Hopkin - Those were the Days
10. Bata Illic - Mit verbundenen Augen
9. Beach Boys - Do it again
8. Peter Alexander - Komm und bedien Dich
7. Cliff Richard - London ist nicht weit
6. Beatles - Hey Jude
5. Mirielle Matthieu - Sweet Souveniers
4. Heintje - Ich bau Dir ein Schloß
3. Bee Gees - I gotta get a Message to you
2. Freddy - Meine Welt, Deine Welt
1. Heintje - Heitschi bum beitschi

Ja, wer hätte so ein Ergebnis gedacht? Die jüngeren bestimmt nicht und die älteren werden sich wohl wieder erinnern, als
Heintje alle Mütterherzen zum schmelzen brachte. Und keiner hätte damals daran gedacht, daß der Abschied der Beatles
auch nicht mehr lange auf sich warten ließ.

Oh ja, die RTL-Hitparade, ich glaube Sonntags wars. In der "Zone" nur über KW zu empfangen, mit zig Hintergrundgeräuschen in sauschlechter Qualität. Viele Briefe mit AG-Wünschen und Karten mit Votings verschickt, keiner weiss, was davon überhaupt ankam. Feedback oder ein erfüllter AG-Wunsch kam jedenfalls nie an. Aber die Stasi hatte eben auch was zu lesen haben wollen... Nagut, deswegen wurden wir aber nicht nachts aus der Wohnung geholt...
War ne schöne spannende Zeit und anhand deiner Liste sah man, dass damals genau so viel Schmalz im Radio lief wie heute. Und immer wieder mal einen Beatles-Song dabei. Bis es dann mit "Hey Jude" einer der letzten (oder sogar der letzte) war.

Ja Bernd, ein paar wenige Titel der Beatles folgten nach "Hey Jude" noch.
Ich erinnere mich noch gut an "Get back" und "come together", dem man später nachsagte,
daß in dem Lied schon Abschiedsgedanken zu entnehmen waren. Ich weiß jetzt nicht ob "obladi oblada" danach noch kam oder schon vorher
auf dem Markt war. Und stimmt, rückblickend war es eine total spannende Zeit. Auch deshalb, weil man all die technischen
Möglichkeiten noch nicht kannte und mit, für heutige Verhältnisse, primitiven Mitteln auskommen mußte.

Oblati-Oblata - waren das nicht die "Marmelades" (ich glaube, die wurden so geschrieben) ?
Irgendwie wollten wir ja auch mal die neuen Titel hören.

Zitat von Bernd im Beitrag #4

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Oblati-Oblata - waren das nicht die "Marmelades" (ich glaube, die wurden so geschrieben) ?
Irgendwie wollten wir ja auch mal die neuen Titel hören.

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Tja, was man nicht so alles findet, wenn man mal ein paar Tage wegen starken Erkältungserscheinungen nicht zum Dienst kann.
Da stöbert man schon mal in uralten Unterlagen, Fotoalben, Plattensammlungen usw. Dabei fiel mir doch tatsächlich eine handschriftliche
Ausfertigung des Ergebnisses der Hitparade von Radion Luxemburg vom 6.10.1968 in die Hände.
in diesen Jahren gab es noch keine privaten Radiosender und die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten taten sich sehr schwer
mit der Ausstrahlung von Schlager- Beat- Rock- und Popmusik.Wollte man auf dem laufenden sein, mußte man Radio Luxemburg einschalten. Chefsprecher
war damals ein gewisser Frank Elstner.

Lieber Rolf,
entschuldige, aber ich darf Dich dahingehend etwas korrigieren, dass es damals noch keine öffentlich-rechtlichen Sender mit Pop-Hitparaden gab. Es gab nämlich schon seit 1965 von der Europawelle Saar (Saarländischer Rundfunk) mit Manfred Sexauer die Sendung "Hallo Twen". Freitags kam dann hier immer die Hitparade, die ich damals als Schüler und später als Student selten versäumt habe. Der Name "Hallo Twen" zeigt auch auf, dass Musiksendungen damals für etwas älteres Publikum gesendet wurden als heute. Die Teens hatten in der Regel noch weniger Geld als heute und daher auch nicht die mediale Ausstattung.

Hier noch ein interessanter Link, wo man auch die damaligen Hitparaden aufrufen kann:
http://www.chartsfreak.de/56.html

Liebe Grüße aus dem Saarland

Danke Egi für Deinen Hinweis und besonders den Link. Ich hab ihm mir angeschaut, da kommt man ja direkt ins schwärmen, bei all den bekannten Oldies.
Also zur damaligen Zeit, bis Ende der 60iger gab es hier bei uns in Hessen nur HR1 und HR2, wobei letzterer ein Sender für hauptsächlich klassische Musik ist. Hat sich auch bis heute nicht geändert. Erst Anfang der 70iger (1971 oder 1972) kam Bewegung in die Radioszene, als HR 3 neu an den Start ging und hier
durchweg populäre Musik gespielt wurde.
Die von Dir erwähnte Europawelle Saar war bis zu diesem Zeitpunkt so etwas wie ein Geheimtip in meiner hessischen Heimat. Allerdings war der Empfang über
Mittelwelle noch schlechter als der von Radio Luxemburg.
Und Manfred Sexauer hat dann ja auch eine prächtige Fernsekarriere hingelegt. Meine allererste Begegnung mit den Puhdys überhaupt war
1977 im Musikladen und Manfred Sexauer hatte die Puhdys anmoderiert (wenn ein Mensch lebt). Bis dato hatte ich nie etwas von den Pudys gehört und seitdem hat mich die Band nicht mehr losgelassen.
Wenn man so will, hat also alles mit einem Saarländer angefangen

Mensch Egi, das ist ja 'ne Fundgrube an Platten und deren Platzierungen
Ein Cover hat es mir angetan , wo ich sagen könnte : Hat AMIGA da die Idee geglaut
Aber schaut selbst, mit welchen Cover könnte man es gleich stellen, Reno nun bist Du gefragt.
+

Ja bei HR 3 war ich ende der 70iger auch dabei,war immer Donnerstags von19.30 -20.30 uhr.Und wenn der Titel glaub ich 5mal auf Platz 1 war,wurde er vin voller länge gespielt,z.B. Deep Purple. Ja und das mit dem Mikro kenne ich auch noch,Samstag abends den Kessel Buntes geschaut und Sonntags inder Wiederholung dann auf Tonband aufgenommen.Man o man das waren Zeiten,wenn man da die heutige Technik anschaut.

Hubert, natürlich ist mir Camillo Felgen noch bekannt. Soweit ich weiß, war er auch ein durchaus erfolgreicher Sänger
und ein erfolgreicher Texter, allerdings unter verschiedenen Pseudonymen.
Und Jan und Kjeld, die dänischen Boys in ihren weißen Anzügen und mit ihren Banjos, kenn ich auch noch.
Dazu noch Wencke Myhre, die norwegische Heulboje mit ihrem "knallroten Gummiboot" oder "ja, ich weiß, wen ich will".
Eines meines Lieblingslieder in der damaligen Zeit war "Balla Balla" mit den Rainbows.
Unvergessen auch Chris Howland mit seinem urigen amerikanisch-deutschen Kauderwelsch "dann hau ich mit dem Hämmerchen mein Sparschwein kaputt"
oder "Das wußt ich schon beim ersten Kuss".Genjauso unvergessen aus dieser Zeit auch Tony Sheridan mit "Skinny Minny".
Ja, es gab schon allerlei dolle Sachen in der damaligen Musikszene.
Und wie Fred richtig sagte, es gab auch schon damals guten und schlechten Geschmack. Wobei wir hier für uns natürlich
in Anspruch nehmen, einen ausnahmslos guten Musigeschmack zu haben