Verspätet aber umso umfangreicher meine Eindrücke vom Samstag:
PUHDYS – Das letzte gemeinsame Konzert im Freiberger TIVOLI am 21.11.2015
46 Jahre PUHDYS, und Freiberg nicht nur der Kreißsaal, sondern auch der von den PUHDYS am regelmäßigsten genutzte Konzertort im Ballhaus TIVOLI. Das wird am Ende der eindrucksvollen Bilanz der ostdeutschen Rockgrößen stehen bleiben.
Es ist angerichtet zum letzten Male ein PUHDYS-Konzert im TIVOLI. Vorher trafen sich ca. 45 Fans oben im Loft zum 3. Male hintereinander zum Fanstammtisch. Romy Löbel, auch Initiatorin der Banneraktion (dazu später noch mehr), organisierte wieder vor dem Konzert ein gemütliches Beisammensein mit Kaffee, Stollen und echter Freiberger Eierschecke vor dem Konzert.
Nun wurden alle 9 (neun!) PUHDYS-Banner ausgelegt, die seit dem 19.11.2014 zu vielen Konzerten von zahlreichen Fans unterschrieben wurden. Grob überschlagen sollen es insgesamt über 10.000 Unterschriften sein, die auf den Konzerten von den Fans hinterlassen wurden. Dafür legten diese 9 Banner ca. 25.000 km zurück. Das letzte ist erst kurz vor dem Konzert in Freiberg aus Kiel zurückgekommen. Nach dem einen und anderen Foto von uns wurden die Banner entlang der Empore des TIVOLI angetackert und noch umgeschlagen. Ziel sollte es sein, dann zur Gratulation alle 9 Banner zu öffnen und im TIVOLI , der letzten Station der Banneraktion nach einem Jahr, zu präsentieren. Dazu später an passender Stelle mehr.
Wir sicherten uns einen Platz in der Empore, mir wäre das unten zu eng auf dem Parkett. Der Saal komplett ausverkauft, klar, Freiberg, und dann obendrein noch letztes Konzert der PUHDYS. Hier hatten wir jährlich unsere Erlebnisse. Seit 1992 bin auch ich regelmäßig dabei gewesen, kenne auch die „besonderen“ Konzerte von 1994, 1999, 2009 und auch bei einigen Open-Airs in Freiberg (1994+1999) war ich dabei. Ebenso hatten Angela und ich das Glück, 2009 zur Pressekonferenz zum 40. beizuwohnen und das Rahmenprogramm mal aus der Nähe mitzuerleben. Immer wieder erleben wir das Engagement der Stadt Freiberg, dem dortigen PUHDYS-Fanclub und auch dem Team vom TIVOLI um Herrn Säurich, wie sie sich jedes Jahr etwas Neues ausdenken, um den Besuch der hohen Gäste aus Berlin so attraktiv wie möglich zu gestalten. Es gibt einen Baum, einen Gedenkstein, Einträge im Goldenen Buch der Stadt, nun auch bald eine Steinplatte im Boden der Kultstätte auf dem Obermarkt, wo es 1994 (und 1999) zwei denkwürdige Konzerte gab. Auch wurden sie mit Bergbaubräuchen beglückt, ihnen der Arsch (mit Arschleder) versohlt. Auch waren sie schon unter Tage „eingefahren“. Und auch das kulinarische Verwöhnprogramm des Küchenpersonals im TIVOLI und „Hotel Kreller“, der regelmäßigen Unterkunft der gesamtdeutschen Kultband, steigerte sich immer mehr. Keine Stadt kann in Sachen Rahmenprogramm für die PUHDYS dermaßen mithalten. Freiberg wird ein großes, wichtiges Kapitel fehlen, wenn die jährlichen Besuche der PUHDYS dann ausbleiben. Nicht umsonst werden wir seit 2012 zu den Konzerten mit dem Ortseingangsschild „PUHDYS-Stadt Freiberg“ begrüßt. Klingt doch viel besser, als Universitätsstadt oder so… Wir werden es vermissen… Wenn man über die PUHDYS spricht, denkt man sofort an Freiberg und natürlich auch an Kamenz. Unsere drei Feunde jedenfalls bereuen es nicht, dass sie nun auch letztes und dieses Jahr diese beiden Kultstätten besucht haben.
Kai Suttner betrat die Bühne und stellte den aktuellen Merchandise vor. Neu war seit diesen Tagen in Freiberg (an den beiden Konzerten die beiden Tage zuvor auch) die Broschüre von Chr. Hentschel und Rolf Henning zum Abschied der PUHDYS in einem neuen PVC-Beutel und dem passenden Poster als Beigabe. Ich hatte gestern abends bereits die ersten 95 Seiten gelesen und muss sagen, sehr fesselnd geschrieben und immer wieder der Blick zurück, das eine und das andere selber erlebt zu haben. Eine Empfehlung, die niemand aus dem PUHDYS-Fanlager bereuen muss. Ich hoffe, dass diese Broschüre auch noch andere Vertriebswege nehmen wird, als nur den Fanstand. Sie ist es unbedingt wert, von vielen erreicht zu werden! Hier muss unbedingt noch etwas geschehen, dass es dieses Heft nicht nur zu Konzerten geben wird, wenn man im Nachhinein betrachtet, dass viele PUHDYS-Fans bereits ihr letztes Konzert erlebt haben und von der Existenz dieser Broschüre somit noch gar nichts wissen.
Inzwischen ab sofort im Fanshop erhältlich! http://www.puhdys.com/php-programme/webs...x.php?pinfo=306
Wir saßen nun oben seitlich in der Empore und hatten einen guten Blick zur Bühne. Lediglich die Hängeboxen störten den seitlichen Blick zur LED-Wand, auf der vor Konzertbeginn Grussbotschaften eingeblendet wurden und Bilder aus vergangenen Tagen und Jahren in Freiberg. Schade, dass wir das von oben recht wenig mítbekommen haben. Aber man kann nicht alles haben. Kurz nach 20:00 Uhr begann das Konzert nun endlich. Mit Hockern im Sitzen! „Was bleibt“ als Opener, emotionaler geht wirklich nicht. Mit „An den Ufern der Nacht“ als zweiten Song war jedem klar, dass heute Abend vieles anders sein wird! Heute werden viele von uns zum ersten Male wirklich realisieren, dass es bald Schluss, Aus, Vorbei sein wird. Nicht nur ich habe das Thema „Abschied“ nach vorne verdrängt und verschoben. Immer mit optimistischen Blick voraus gesagt, dass es ja noch Zeit ist.
Die Hocker schnell weggeräumt, Dieter MASCHINE Birr begrüßt die Fans unter frenetischen Jubel mit „Hallo Freiberg“, während im Hintergrund das Schiffsintro und nun sticht „Unser Schiff“ in den See.
Und wenn das Meer dann unsere Geschichte erzählt
Vom Lachen, vom Lieben, vom Leben
Dann kann uns keine Macht dieses Wunder mehr nehmen
Das Lachen, das Lieben, das Leben
Uns hat es nicht umsonst gegeben.
Gleich danach folgerichtig der „Paul & Paula“-Klassiker „Geh zu ihr“! Der Saal bebte, und sicher im Parkett auch körperlich spürbar an der Vibration des Parkettes. Rhythmisches Klatschen, textsicheres Mitsingen der meisten im Publikum– ein phantastischer Anblick von unserer Vogelperspektive aus.
Die PUHDYS werden uns jetzt einen Mix ihres umfangreichen (ca. 300 Titel) umfassenden Repertoires präsentieren. Ältere und aktuellere Songs im gemischten Ablauf. Ist schon erstaunlich, dass die PUHDYS trotz ihres in den Jahren gewachsenen Equiments immer noch diese relativ kleine Bühne regelmäßig bespielen. Und da kennen sie zur Genüge breitere Bühnen wie Wuhlheide, Kamenz, Mercedes-Arena, Waldbühne. „Melanie“ und „Kühle Lady“, immer wieder wunderbar mit einem Gitarrenpart von Maschine überbrückt. Auch die überdimensionale Puppe passte noch auf die Bühne des TIVOLI.
Rechts hinter der Boxen hat Lukas sein Synthesizer/Keyboardaufbau und begleitet eher unauffällig mit. Er ist seit einiger Zeit auch zur Akustisch – Tour dabei und wechselt sich regelmäßig mit Conrad Oleak ab. Er wird am Abend mehrfach die PUHDYS im akustischen Teil begleiten.
„Wenn Träume sterben“, ein zeitloser Text vom Soundtrack unser Jugend, Dieter QUASTER Hertrampf wieder mit seiner Talkbox, die die Gitarrenklänge verzerrt. Auf der LED-Wand wechseln aktuelle Bilder von der Bühne mit bewegten Bildern aus den vielen PUHDYS – Jahren, zudem wirken bei dezentem (!) Nebel auch die Lichtwechsel besser auf das Publikum, und man sieht die PUHDYS auch von weiter hinten noch gut auf der Bühne und muss sie nicht suchen.
Quaster konnte nun auch unter großem Beifall endlich seinen Song aus dem vorletzten Studio Album vortragen: „Die Welt ist ein Wunder“. Auch er beabsichtigt ja nach dem Ende der PUHDYS und nach der Rocklegenden Tour 2016 mit einem Soloprojekt durchzustarten.
Feine Idee, auch mitten im Konzert noch einen akustischen Teil einzubauen, endlich wieder zum Abschiedskonzert „Abenteuer“ zu sehen und zu hören. Es ist einfach passend zu diesem Abend, dieser musikalische Rückblick. Folgerichtig, im Anschluss vom Album „Es war schön“ den Titelsong zu spielen. Erste feuchte Augen bei vielen im Publikum. Wir hatten den Eindruck, dass an diesem Abend mehr ältere Fans und Besucher anwesend waren. Was 2012 noch vehement bestritten wurde, ist nun Realität. „Es war schön“ ist nun der „Abschiedssong“.
… Winde drehen, Menschen gehen,
was war, kann uns keiner mehr nehmen…
heisst es im Text. Wie wahr !
Die Hocker schnell wieder weg und vom Album „Heiss wie Schnee“ erklingt nun „Bis ans Ende der Welt“ und für das P der PUHDYS, das Urgestein Peter EINGEHÄNGT Meyer war es nun Zeit, zum Saxophon zu greifen. Und weil es so schön war, durfte er gleich noch ein solistisches Stück anhängen. Maschine übernimmt Peters Keyboard, nachdem Techniker Florian Maschines Gitarre auch heute Abend wieder sicher fing.
Für KLAUS Scharfschwerdt, der Mann ohne Spitznamen war nun das Drum Solo angesagt. Und er zeigte mit seinen 60 Jahren, dass er immer noch sein Instrument perfekt beherrscht. Er aber auch, wie in der aktuellen Broschüre von Chr. Hentschel beschrieben, jeden Tag seine Übungen am Schlagzeug macht, um sich für diesen schweren Job fit zu halten.
Peter BIMBO Rasym (Bimbo – Bin Im Moment Bassmäßig Orientiert – für alle, die es noch nicht wissen) sieht man auch oft am Mikrofon mitsingend und gerne für den einen oder anderen Spaß zu haben.
„ Für alle Leute, die auch mal jung waren“ (O-Ton Maschine) gab es die „Boote der Jugend“, vorgetragen von den beiden Sängern.
Von der „Rocklegenden“-CD (2014) folgte der PUHDYS-Beitrag „Sternenstunden“, welcher den 9. November 1989 thematisiert.
Zeit wird es nun, die Band mal vorzustellen. BIMBO, der Mann am Bass, für die tiefen Töne verantwortlich. KLAUS, der Ringo Starr, der bei Frank Schöbel schon getrommelt hat, als Frank Schöbel noch bei den Beatles spielte… Er sang wieder eine Strophe seines „Rundumschlages“ auf die damalige NDW - „TV-Show“. Nun war QUASTER an der Reihe. Er sang zuerst seine „Schaffnerin“, das Publikum wollte mehr, so gab es noch „Schau einer schönen Frau...“ und immer noch tobt die Meute, jetzt folgt überraschend, seit 1997 (?) zum ersten Mal wieder die „Lolita“. BIMBO muss das noch nie mitgespielt haben, er wusste offenbar nicht, dass er seinen Bass abhängen muss, als er mit MASCHINE und KLAUS auf die Bühne kam, um zu „2 Möwen, 2 Herzen…“ zu parodieren. Aber Maschine nahm ihn sein Instrument ab und übergab es an den Roadie Florian. Ich glaube mich jedenfalls nicht zu erinnern, dass es LOLITA nach der Ära Harry Jeske 1997 noch einmal gab. Peter Meyer ist natürlich wieder der Holzmeyer, der immer noch lebt. Und plötzlich noch das „schwule Pferd“ parodierte. Logischerweise ist dann der „…Vorgesetzte vom schwulen Pferd aus der ehemals besetzten sowjetischen Zone“ MASCHINE ! (O-Ton Quaster) „Ich bin der liebe Gott“ wurde gespielt.
Nun der Block mit den 3 bekanntesten PUHDYS-Liedern der Welt – „Wenn ein Mensch lebt“, „Lebenszeit“ und „Alt wie ein Baum“… Der Saal tobte natürlich, das kannte ja nun wirklich jeder.,
Wo bleibt das Medley mit dem Ikarus? Meine verblüfften, ratlosen Blicke wanderten zu Angela und zu unserer Freundin Martina… Man ist einfach zuviel Routine gewöhnt und es soll heute alles ganz anders werden… Denn die Eisbären blieben noch im Kühlschrank und zum zweiten Male hörten wir an diesem Abend „Was bleibt“, nur das dieses Mal das Publikum gefordert war, mitzusingen, während die Band das Podium verließ. Ich habe dieses Gänsehautfeeling bereits als Video auf einigen Plattformen gezeigt. „Was bleibt, sind Freunde im Leben“ schallte es synchron im ganzen TIVOLI – dieses Motto prangt auch auf unseren T-Shirts, die wir zu Zeiten meiner Administration im Puhdys-Forum von einer lieben Freundin anfertigen ließen. Wir wissen, dass wir an diesem Abend einige dieser Freund- und Bekanntschaften zum letzten Male erleben werden. Gedanken schießen durch den Kopf. Viele werden nach den PUHDYS andere, zum Teil völlig neue Wege gehen. Was bleibt, sind auch die Erinnerungen an diese verdammt geile Zeit mit euch allen!
Jetzt ist die Gratulationsrunde auf der Bühne. Wie zu jedem Geburtstag gab es reichlich Geschenke, von den Gastgebern auch Sekt für die ersten Reihen zum gemeinsamen Anstoßen, und für uns war es soweit, unseren Dank der Fans an die PUHDYS zu verkünden. Auf Ansage lösten wir die Fixierpflaster und die Banner waren nun im Ballhaus TIVOLI rundum sichtbar! Ich war sichtlich aufgeregt. Der historische Moment des Endes einer wunderbaren Aktion, die ein Jahr zuvor genau in diesem Haus seinen Anfang nahm. Danke Romy für diese wunderbare Idee und vor allem Umsetzung! Danke allen Bannerhelfern im ganzen Bundesgebiet, die an vielen Konzertorten „Flagge zeigten“. 25.000 km für 10.000 Unterschriften auf 9 Bannern ist eine recht ordentliche Bilanz.
LIEBE PUHDYS - VIELEN DANK FÜR DIE MUSIK MEINES LEBENS !
Das lasse ich so stehen und unterschreibe es auch hier.
Jetzt wurden die „Eisbären“ endlich gespielt. Sie gehören zum Pflichtprogramm, wie eben auch die „drei bekanntesten PUHDYS-Titel der Welt“. Als „Das Buch“ danach erklang, war klar – jetzt ist es vorbei, das Konzert zu dieser Zeit exakt 2 Stunden alt. Romys vor dem Konzert verteilten Leuchtstäbe sah man gut in den ersten Reihen! Das Outro „Bye, bye Harryverderci“ erklang, die Techniker fingen bereits mit den Abbauarbeiten an….
Oh je… das wars ? Ca. 5 min lang ertönte das „Zugabe, Zugabe“ im Chor, bis hin zu „He wir wollen die PUHDYS sehen…“. Wie ich einen Tag später erfuhr, war tatsächlich das Konzertende erreicht, Kai Suttner versuchte, den DJ zu animieren, dass er seine Anlage hochfährt. Aber er war solidarisch mit dem Publikum und ließ die Disko noch aus. Und tatsächlich – es gibt noch eine Zugabe, oder besser – zwei!
Zuerst das vermisste Medley mit „Türen öffnen sich zur Stadt“ zu Beginn, eine Wucht, die satten Gitarren und Klaus´ Schlagzeugspiel! Auch wählte Maschine wieder 2 Damen aus dem Publikum zum „Ikarus“ aus, die dann mit umgehängter Gitarre mehr oder weniger mitrocken konnten. Der Abend klang dann endgültig mit „Eine Frage der Ansicht“ aus.
Was uns bleibt, sind Erinnerungen an eine schöne, vielleicht sogar schönste Zeit unseres Lebens mit vielen Freundschaften, auf vielen Konzertorten die unvergesslichen Begegnungen, Momente, Aktionen. Das gemeinsame Mitsingen am Bühnenrand, die Kämpfe um die besten Plätze in den vorderen Reihen. Die Erlebnisse mit und um die PUHDYS, die vielen Bilder, Eindrücke, Videos. Viele von uns werden jetzt andere, unterschiedliche Wege gehen, die einen sieht man wieder, die anderen leider nicht mehr. Für uns sind noch 2 Konzerte in Erfurt und Berlin (2.1.16), ehe auch wir dann endgültig von der PUHDYS-Ära Abschied nehmen. Das „Rocklegenden“-Konzert im kommenden Jahr sehe ich als kleines Beiwerk, ersetzt mir aber nicht diese unbeschreiblichen Jahre mit den PUHDYS.
Dann können wir, oder viele von uns ja noch erleben, wie es mit MASCHINE und QUASTER solo weiter gehen wird. Und im TIVOLI soll im kommenden Jahr am 19.11., also pünktlich zum 47. Geburtstag ein Fantreffen stattfinden! Das planen wir natürlich dick und fett ein!
Es ist noch nicht ganz der Abschied für uns, aber wir sagen schon mal DANKE an Roland Säurich für die wundervolle Bewirtung, dem TIVOLI – Team für die wunderschöne Gastfreundschaft zu den Konzerten, dem Bannerteam um Romy Löbel für die wunderbare Aktion im letzten PUHDYS-Jahr und den vielen lieben Fans für die Freundschaft !
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