In der Freie Presse erschien am 24.04. dieser Artikel:

Maschine wieder startklar für Freiberg
Der Puhdys-Sänger feilt an einer neuen CD und hat auch die nächste Tour längst geplant. Eine Station ist dabei Ehrensache.
erschienen am 24.04.2018

Alt wie ein Baum möchte ich werden genau wie der Dichter es beschreibt. So sangen die Puhdys 1976, und inzwischen gibt es die Band nicht mehr, und nicht nur ihr einstiger Frontmann Dieter "Maschine" Birr ist längst älter als so manche Bäume, zum Beispiel die Puhdys-Eiche gleich hinter dem Tivoli, 1994 gepflanzt. Aber der Musik, der Bühne, Freiberg und dem Tivoli bleibt er treu. Nun ist ein neues Album angekündigt, eine Tour steht. Und Freiberg natürlich wieder mit dabei. "Ehrensache. Wenn Freiberg nicht im Tourplan stehen würde, hätte ich Einspruch erhoben", sagt der Mann, der ohne jegliche Allüren auskommt, der im Tivoli im normalen Restaurant zu Mittag speist, im Handumdrehen das Du anbietet und sich gern vom Freiberger Eisgraf Silvio Schemmel zum Eis einladen lässt. "Aber bitte mit Krokant."

Dann muss er weiter, nach Dresden, Soundcheck für die Lese-Show. Maschine ist ein viel beschäftigter Mann. Das Feuer erlischt nicht. "Das Feuer musst du schon haben", sagt er. "Das ist meine Natur. Ich will immer noch etwas erreichen." Das neue Album "Alle Winter wieder" ist gerade in der Endproduktion, im Herbst soll es erscheinen. Die folgende Tour umfasst 15 Stationen.

"Die Idee zum Winteralbum kam von meiner Frau", erzählt der Sänger. "Wir haben ja mit den Puhdys schon Winteralben gemacht. Sie hat gesagt: Mensch, das war immer so schön gesungen." Also setzte er sich hin, vertonte Winter und Vorweihnachtszeit, musikalisch, nachdenklich, aber rockig. Weiß ein Berliner überhaupt, was ein richtiger Winter ist? "Wir hatten früher schon auch Winter", versichert er. "Viel Schnee, Rodeln, Schlittschuhlaufen" - all das kannte er als Kind auch. Wenn es heute in Berlin schneit, sieht er das mit anderen Augen, sagt er und lacht: "Fürs Schneeschieben bin ja ich zuständig." Und die Konzerte in Freiberg zum Bandgeburtstag im November haben ihm ja auch das ein- oder andere Schnee-Erlebnis beschert. "In Freiberg musste man auf jeden Fall schon Winterreifen drauf haben."

Maschine kennt die Stadt. In- und auswendig. Und von unten. Aus dem Bergwerk. Zu allen Sehenswürdigkeiten hat Tivoli-Chef Roland Säurich die Puhdys schon geschleppt. Wie es kam, dass sie ausgerechnet in Freiberg zum ersten Mal auftraten, weiß Maschine nicht mehr. "Harry war ja unser Manager. Aber damals hätte keiner ahnen können, dass es 47 Jahre andauert." An das Konzert erinnert er sich noch gut. "Ich weiß noch, dass Herbert Dreilich da war. Der war vor mir bei den Puhdys, und das war mir ein bisschen unangenehm. Er war ja in London aufgewachsen und sprach Englisch. Wir konnten kein Englisch und haben die Lieder einfach abgelauscht. Schriftlich kriegte man das nirgendwo her. Wir haben also irgendwas gesungen. Das erste Lied war "Venus" von Shocking Blue. Aber die Leute waren gut drauf. Es gab welche, die sind uns vom ersten Tag an hinterher gereist."

In den ersten Jahren spielt die Band jedes Wochenende, mitunter zwei Auftritte am Tag. Nachmittags zum Tanztee, dann abends zum Tanz. "Wir haben alles selbst aufgebaut, haben eine richtig harte Schule hinter uns. Schön war, als wir unseren ersten Rowdy hatten. Das genießt man." Seitdem hat sich viel getan. Nicht zuletzt technisch. Das zeigt die aktuelle Album-Produktion, in verschiedenen Studios werden verschiedene Instrumente eingespielt. "Heute gibt es viel mehr Möglichkeiten, nachträglich zu bearbeiten, zu editieren. Eine Platte zu produzieren ist ein technischer Prozess. "Das Bandgefühl findet live statt", sagt Maschine. Im Studio vermisst er es nicht. "Das Ergebnis zählt", sagt er. "Aufnahmen, die du hörst, haben eine ganz lange Entwicklung im Studio hinter sich. Man muss wieder und wieder ausprobieren, das ist unheimlich viel Arbeit. Selbst bei ganz großen Duetten, die du hörst, hat vielleicht einer in Amerika gesungen und einer in Europa. Das Ergebnis zählt."

Live ist das natürlich etwas anderes. Prinzen-Sänger Tobias Künzel wird mit dabei sein, Kerstin Ott, die Stimme und Komponistin von "Die immer lacht". Auch Uwe Hassbecker, im Hauptberuf Silly-Gitarrist, ist wieder mit dabei. "Eine Ehre", sagt Maschine, auf dessen Liste der Kollaborationen Namen wie Till Lindemann, Jan Josef Liefers, Jule Neigel, Wolfgang Niedecken, Heinz Rudolf Kunze stehen. Einmal, in Köln, als das Album "Frei wie die Geier" aufgenommen wurde, war sogar Michael Jackson im gleichen Studio. Der King of Pop war auf Tour, sang zwischendrin ein paar Tonspuren ein. "Ich weiß nicht, welchen Titel", sagt Maschine. "Er hat 13 Spuren vollgesungen, eine besser als die andere, haben die Techniker erzählt. Die waren alle begeistert. Zu Gesicht bekommen haben wir ihn nicht." Das wird bei Maschine anders sein, spätestens beim nächsten Mittagessen im Restaurant des Tivoli.

Dieter "Maschine" Birr gastiert mit den Gaststars Tobias Künzel und Kerstin Ott und dem neuem Programm "Alle Winter wieder" am 15. Dezember, 20 Uhr im Tivoli Freiberg. Tickets gibt es unter anderem in den Freie-Presse-Shops sowie im Internet unter https://meinticket.freiepresse.de.

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