„Blaue Berge“ im Süden Brandenburgs …..
….. doch eigentlich sind es die Hügel der Grödener Berge, die man von Lauchhammer aus in Richtung Süden am Horizont sehen kann und die sind im Sommer wohl eher grün statt blau. Jetzt sind sie allerdings mit Schnee bedeckt. Davon hat gestern Abend die Amerikanische Band BLUE MOUNTAIN aus Oxford, Mississippi sicher nichts mitbekommen und der Vergleich stimmt sowieso nicht, war aber verlockend.
BLUE MOUNTAIN in Person von CARY HUDSON steht auch eher für Blues’n’Country, staubig, energiegeladen und schweißgetränkt, so wie im ländlichen Süden der USA „southern-mäßig“ musiziert und gerockt wird. Genau auf diese einmalige Mischung, die ich in meiner Erinnerung natürlich auch mit anderen großen Namen dieses Genres verbinde, war ich neugierig. Darauf, wie eine unverfälschte und ursprüngliche kleine Variante mit diesen Wurzeln live klingen und rocken würde.
Nach dem Hören der neuen CD „Midnight In Mississippi“ verblieb mir irgendwie der Eindruck von einer tollen Band mit großer musikalischer Vielfalt und dennoch irgendwie ein matten Glanz, so wie die vom Nebeldunst verhüllte Mississippi-Landschaft im Amerikanischen Süden vielleicht an einem Herbstmorgen aussehen mag. Der Silberling weckte in mir die Hoffnung, daß ein Live-Ereignis daraus einen glutroten Sonnenuntergang zu zaubern vermag, der die Vorfreude auf einen heißen kommenden Tag in sich haben kann.
Den Begriff Country-Rock für die Musik von BLUE MOUNTAIN zu verwenden, halte ich eher für unglücklich gewählt bzw. aus deutschsprachiger Sicht gar nicht zutreffend, assoziiert doch der „ungeschulte“ Leser mit dem Begriff Country eher Namen wie Hank Williams, Johnny Cash oder Emmylou Harris. Im Falle der drei Amerikanischen Musiker aus Oxford ist wohl eher die gitarrenlastige Rocktradition des ländlichen Südens der USA gemeint und aus meinem Gefühl heraus stehen dafür eher Namen wie Little Feet oder die Allman Brothers. Diesem musikalischen Pfad folgend, gab es gestern Rockmusik vom Feinsten, noch immer ungeschliffen, rau und dennoch allerhöchsten Ansprüchen genügend.
Was CARY HUDSON da auf seiner uralten Gibson(?), die schon „more about 3000 shows have seen“, zauberte, das hatte was. Die Gitarre sah aus wie die geschunden Seelen derer, von denen seine Musik erzählt. So etwa bei „She’s The Wild One“ oder beim Titelsong der aktuellen CD „ Midnight In Mississippi“, wo er es im Gespann mit seiner Gitarre blendend versteht, genau diese Stimmungen über die Rampe zu bringen. Mit seiner Partnerin im Leben und am Bass, LAURIE STIRRATT, musiziert sich ein über Jahre eingespieltes Team durch das umfangreiche Repertoire des Vollblutmusikers und manchmal, wenn ich die Augen geschlossen hielt, meinte ich die trockenen und treibenden Klänge einer Band zu hören, deren Songs meine Jugendjahre begleitet hatten – CCR. Besseres, als solcherart Assoziationen können einem nicht passieren.
Die Stimmung im REAL MUSIC CLUB war ausgelassen, einige tanzten und andere gaben sich voll und ganz der Musik oder ihrem Idol für einen Abend auf der Bühne hin. CARY HUDSON selbst versteht es meisterhaft, genau diesen Eindruck entstehen zu lassen. Für ein Solo tritt er an die Bühnenkante und wagt von da auch noch den Sprung in die Massen, lässt sich vor seinen Fans in den Staub des Saloons gleiten und rockt dabei, als wäre er einem Jungbrunnen entstiegen – da kann Glenn Frey nur vor Neid erblassen!
Fazit: Wer sich die teuren Tickets für ein EAGLES - Konzert mit Ausblick auf eine hundert Meter entfernte Bühne nicht leisten kann oder will, findet bei einem Konzert von BLUE MOUNTAIN eine bekömmliche Alternative aus den USA, Originale mit Garantie auf die erste Reihe und Blick in die Gesichter der verschwitzten Musiker sowie auf ein schweißnasses Gitarrenbrett. Hier brennt noch richtig die Luft und der Schweiß tropft einem vor die Füße. Da kann ich auch gerne auf eine „überfrohrene Hölle“ verzichten und mich auf die Gluthitze von Mississippi im REAL MUSIC CLUB Lauchhammer einlassen, wohl wissend, danach noch durstiger auf weitere Entdeckungen zu sein.
Nachtrag: So leicht hatten es BLUE MOUNTAIN an diesem Abend gar nicht, denn als „Support“ standen THE ROAD BROTHERS aus Sächsischen Landen auf der Bühne, die mit Bluegrass, Country und einem geilen Sächsischen Schandmaul auch gut und gerne den Abend selbst hätten zu einem Ereignis machen können. Die Lobeshymne auf die drei Gesellen werde ich nachreichen. Versprochen!