#1

Pankow in Fürstenwalde

in Konzertberichte Ostrock allgemein 23.03.2009 19:55
von Heike † | 84 Beiträge | 130 Punkte
Pankow in Fürstenwalde
Ein ganz normaler Freitag und doch anders

 
Es ist Freitag, der 20. März 2009
Ein Freitag wie jeder andere auch. Ich gehe zur Arbeit wie jeden Tag und freue mich auf “meine Kinder”. Natürlich weiß ich sehr genau, was ich heute mit ihnen machen möchte. Soweit ist alles wie immer, dennoch ist an diesem Freitag alles anders. Jetzt fragt ihr sicher, was denn so anders ist?

Es ist immer noch Freitag der 20. März 2009 und ich komme an meinem Arbeitspatz der Kulturfabrik Fürstenwalde an. Schon seit Monaten freue ich mich besonders auf diesen Tag, seitdem ich weiß, dass genau heute eine Band bei uns zu Gast sein wird, die ich seit Jahren nicht mehr live gesehen habe.
 
Diese Band heißt PANKOW
und wird am Abend bei uns ein Konzert geben.

11:00 Uhr an diesem Freitag:
Jetzt sind allerdings andere Dinge zu erledigen. Der Kinderladen, in dem ich arbeite, wird heute als Künstlergarderobe umfunktioniert. Das heißt, ich muss mit den Kindern in anderen Raum umziehen. Kein Problem, da wir glücklicherweise genug Räume zur Auswahl haben. Für heute ist ein Videonach-mittag angesetzt und die Kinder bringen ihre Lieblingsfilme mit, dazu Kuchen, Kekse und Brause und alle Kinder sind glücklich. Also Beamer und DVD-Player aufgebaut und es kann losgehen.
 
14:00 Uhr an diesem Freitag:
Auf Wunsch der Kinder noch schnell ein Willkommensgruß für Pankow an die Tafel geschrieben und der Filmnachmittag kann beginnen.

16:00 Uhr an diesem Freitag:
Die Kinder sehen einen Film und ich spreche mich mit meiner Kollegin in der Gastronomie ab, denn am Abend helfe ich hinter der Theke aus. Die Techniker treffen ein und stellen das Foyer mit ihren großen Kisten voll, um dann alles in den Musikkeller zu bringen und aufzubauen. Auch die Musiker sind da und ziehen sich in ihre "Garderobe" (unserem Kinderladen) zurück, freuen sich über den Willkommensgruß und fragen mich, wo die Kinder denn heute seien und sie hoffen nicht, dass sie sie vertrieben haben.
 
17:00 Uhr an diesem Freitag:
Die Technik ist aufgebaut und die Musiker sind da. Soundcheck, man hört es durch das ganze Haus. Wunderbar, das erinnert mich sofort an die vielen Soundchecks, die ich schon bei CITY erlebt habe.
Die Kinder werden unruhig und wollen am liebsten mal schauen, wer da so einen “Krach” macht. Wir schleichen uns vor die Tür des Musikkellers und hören zu, können natürlich nicht rein, denn mit 18 Kindern würden wir wohl gewaltig stören. Allerdings sind die Kids der Meinung, dass ihnen die Musik nicht besonders gefällt und wollen freiwillig zurück zu ihrem Film. Ich muss lächeln, denn als ich Kind war, gefiel mir die Musik der Erwachsenen auch nicht. Für mich stand aber fest: Ja, genau das ist es worauf ich mich schon seit Monaten freue, Rockmusik gespielt von Musikern, die ihr Handwerk verstehen.

18:00 Uhr an diesem Freitag:
Die Kinder sind nach Hause gegangen. Der Soundcheck ist beendet und die Musiker haben es sich in der "Kinderladen-Garderobe" gemütlich gemacht und stärken sich für ihren Auftritt.
Ich bereite mich auf meinen Abenddienst vor, ziehe mein KUFA-Shirt an, esse auch noch etwas und bereite den Tresen und die Getränke vor. Es geht ja auch bald los.
 
18:30 Uhr an diesem Freitag:
Ich gehe durch die Kulturfabrik, halte ein kleines Pläuschchen mit meinen Kollegen und treffe auf die ersten Gäste des Abends. Schön, dass man sich von anderen Konzerten kennt, liebe Freunde aus Dresden und dass ihr den Weg nach Fürstenwalde gefunden habt. Schade, dass wir uns nach dem Konzert nicht mehr gesehen haben.
 
19:30 Uhr an diesem Freitag:
Einlass! Meine Kollegin und ich sind bereit hinter der Theke. Die ersten Fans stürmen in den Raum. Ich muss schmunzeln, denn ich erkenne mich selbst wieder, diesmal aus einem anderem Blickwinkel hinter meiner Theke. Ich weiß genau wie es ist, wenn man vorne sein will. Die Dresdener Fans haben es geschafft.
 
Im Nu füllt sich der Raum und wir haben alle Hände voll zu tun, um unsereGäste mit Getränken zu versorgen.

20:00 Uhr an diesem Freitag:
Der Musikkeller ist voll. Hinter der Theke verkaufen wir immer noch Getränke. Applaus! PANKOW kommt auf die Bühne, die Fans schreien und jubeln, andere Gäste sind noch etwas zurückhaltender.
Schon hört man die ersten rockigen Töne, die Begeisterung im Saal steigt, es wird sofort mitgesungen und mitgeklatscht, ja das ist das Flair, das ich kenne und liebe.
 
Heute bin ich nicht bei CITY und stehe nicht in der ersten Reihe, aber ich genieße es dabei zu sein. Erhitzte Fans holen sich schnell noch' nen Bier bei mir, man merkt ihnen die Begeisterung an.

Die erste halbe Stunde des Konzertes ist vorbei. Auf die Lieder und Texte konnte ich mich nicht konzentrieren, doch es wird ruhiger vor der Theke und auch endlich gelingt es mir wirklich zuzuhören. Ich höre sie, die alten  bekannten Pankow- Lieder wie "Rock'n'Roll im Stadtpark", aber auch Lieder des aktuellen Albums “Nur aus Spaß”, das ich vorab schon gehört hab und für sehr gelungen halte.

Rockige Klänge gewürzt mit witzigen Einlagen und Ansagen des Frontmannes begleiten durch das Konzert. Die Bässe teilweise so gewaltig, dass uns hinter unserer Theke ein Bierglas aus dem Schrank fällt und zerbricht, jedoch so gut abgemischt, dass niemand einen Hörsturz bekommt.
 
Die Stimmung im Saal steigt. Auch die, die am Anfang nur lauschten, werden mitgerissen und klatschen und singen mit.
 
Der Spruch:
"Ich kenne Fürstenwalde,
ich bin hier öfter in Eurem Schwimmbad", tut wohl das Seine dazu.
 
Ich kämpfe mich durch die Massen, schließlich möchte ich auch ein paar Fotos im Kasten haben. Die Pankower zeigen sich sehr fotogen und so komme ich schnell zu meinen Bildern.

21:45 Uhr an diesem Freitag:
Die Band bedankt sich beim Publikum: "Und Ihr! Ihr seid jetzt müde! Ihr seid jetzt müde! Ihr seid müde!" Natürlich will hier keiner müde sein. Natürlich will noch keiner nach Hause gehen. Soll es zu schon zu Ende sein, das was erst begonnen hat? Der Beifall will nicht enden und es war nicht anders zu erwarten, weiter geht dieses gewaltige Rockspektakel unter anderem mit der guten "Ilse Bilse" -für mich immer wieder ein gern gehörter Titel.

"Pankow, Pankow, kille, kille, Pankow, kille, kille, hoppsassa" erklingt, die Massen singen, die Stimmung erreicht ihren Höhepunkt und der Saal tobt.
 
Doch auch dieses Konzert muss einmal zu Ende sein und die PANKOWer verlassen nach gut zwei 1/2 Stunden die Bühne, aber nicht um zu verschwinden, sondern um geduldig die Autogrammwünsche zu erfüllen und bereit zu sein für ein Gespräch.
 
22:30 Uhr an diesem Freitag:
Wir räumen hinter der Theke auf, bewirten die noch durstigen Gäste, hören immer wieder wie genial dieses Konzert war, werden zu Drinks eingeladen, die wir freundlicherweise ablehnen, denn wir müssen uns noch um die Band kümmern, die sich inzwischen in die "Kinderladen-Garderobe" zurückgezogen hat und auf Getränkenachschub wartet. Bepackt mit Bier und Wasser und unseren Plakaten "besuchen" wir die Jungs in der "Garderobe" und bekamen natürlich sofort die gewünschten Unterschriften und auch noch mal ein herzliches Dankeschön ausgesprochen.

An der Tafel stand ein Dankeschön an die Kinder, die ihren Raum zur Verfügung stellten, in dem die Herren Herzberg, Ehle, Reznicek, Dohanetz und Barton sich sehr wohl fühlten.
 
Liebe Grüße an die Kinder werden mir mitgegeben, die ich natürlich sehr gern ausrichten werde, auch wenn den Kindern die Musik nicht gefallen hat.

23:45 Uhr an diesem Freitag:
Feierabend! Noch eine Abschiedszigarette mit meinen Kollegen. Die Musiker sind weg, die Techniker sind weg und die Besucher auch.
 
Dieser Freitag, der eigentlich wie jeder andere war und doch ganz anders, ist zu Ende und ihr wisst jetzt auch warum, denn:
 
"Komm Karlineken, komm Karlineken komm,
wir woll'n zu Pankow geh'n,
da ist es wunderschön ...!"


Fotos: http://picasaweb.google.com/kikufaheike/Pankow20032009#

Geht nicht, gibt's nicht.

25.08.1961 - .... viel zu früh von uns gegangen

zuletzt bearbeitet 23.03.2009 21:13 | nach oben springen

#2

RE: Pankow in Fürstenwalde

in Konzertberichte Ostrock allgemein 23.03.2009 20:04
von Bernd (gelöscht)
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Wie süß ist das denn? Heike als Gastgeberin in ihrem "Kinderladen" erzählt uns von den Vorbereitungen bis zur letzten Zigarette von einem wunderschönen PANKOW-Konzert. Einzigartig klasse. Und natürlich auch die Bilder sind super!
Kinder von heute wollen eben anderen "Krach".... Kennen wir ja als Eltern zur Genüge .
Danke Dir für diesen klasse Erlebnisbericht !
Mein PANKOW-Debüt fiel ja leider aus....

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#3

RE: Pankow in Fürstenwalde

in Konzertberichte Ostrock allgemein 23.03.2009 20:06
von PM | 4.235 Beiträge | 5060 Punkte
Liebe Heike, das ist wohl einer der tollsten Konzertberichte, die ich je in diesem Forum gelesen habe. Dieser Blickwinkel ist einmalig.
Pankow hab ich vor kurzem auch gesehen und da kann ich mir dieses Ereignis bei euch richtig vorstellen. Die Grüße an der Tafel für deine Schützlinge finde ich sehr fanfreundlich und weitsichtig gedacht. Muss hier mal bekennen, dass ich mit der Musik von Pankow zu Ostzeiten absolut nichts anfangen konnte und trotzdem haben sie mir in Dresden super gefallen.
Wer die Dresdener Pankowaktivisten waren, kann ich mir fast vorstellen.

Klick mal druff hier:

zuletzt bearbeitet 23.03.2009 20:11 | nach oben springen

#4

RE: Pankow in Fürstenwalde

in Konzertberichte Ostrock allgemein 23.03.2009 22:24
von Sonny | 1.753 Beiträge | 2061 Punkte

Da schwanke ich nun doch wieder, dass ich am 26. zu Pankow nach Halle fahre. Ich hatte es schon abgehakt, weil ich technische Probleme hab. Mal sehn. Dein Bericht macht nun doch wieder Lust drauf, Pankow mal zu erleben. Ist echt erfrischend, Heike, wie Du das geschrieben hast.


*
Doch die Zeiten ändern sich. Ob wirs mögen oder nicht. Alles hat seine Zeit.

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#5

RE: Pankow in Fürstenwalde

in Konzertberichte Ostrock allgemein 24.03.2009 08:59
von Belinda | 274 Beiträge | 302 Punkte

@Heike, habe deinen Bericht mit Freude gelesen. Auch uns hat es in der Kufa Füwa gefallen. Kritik gibt es nur für die Beleuchtung :-(

Angefügte Bilder:
Füwa 044.jpg
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#6

RE: Pankow in Fürstenwalde

in Konzertberichte Ostrock allgemein 29.03.2009 13:51
von Bastell | 2.182 Beiträge | 2247 Punkte

Klasse Bericht, warum ick den jetzt erst finde...ick arbeite zu viel!
War ja jestern in Berlin bei, einfach nur genial!

Grüßle Sandra



*~*~Leben is Rhythmus, Rhythmus is Stamping Feet~*~*

Gib mir Asyl im Paradies

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