LIFT am 23.03.09 in Dresden
in Konzertberichte Ostrock allgemein 23.03.2009 22:59von Mary (gelöscht)
Von den Songs her nichts Neues, aber ich weiß, ... ich klebe weiter an Lift, wie ein Kaugummi unter der Tischplatte...
RE: LIFT am 23.03.09 in Dresden
in Konzertberichte Ostrock allgemein 24.03.2009 11:52von HH aus EE (gelöscht)
Bin zwar kein Kaugummi und also nicht klebrig, aber die Musik von LIFT fesselt mich bis heute, keine Frage. Habe gestern auch noch kurzfristig versucht, mich in Richtung Dresden zu bewegen, aber die Umstände waren mir nicht wohl gesonnen - das Wetter auch nicht.
Sicher werde ich eine andere Gelegenheit finden, der Musik von LIFT zu lauschen, wenn auch in der abgespeckten Variante und ohne die grandiosen Keyboards.
Will dem auch gar nicht hinterher trauern, sondern mich freuen, daß diese schönen Songs noch immer live zu hören sind......die Dinge sind, wie sie sind!
RE: LIFT am 23.03.09 in Dresden
in Konzertberichte Ostrock allgemein 24.03.2009 18:41von Mary (gelöscht)
Der Veranstaltungsort, das Ministerium für Wissenschaft und Kunst in Dresden auf der Wigardstr., also „vor meiner Haustür“ und sofort stand für mich als „Lift-Liebhaber-auf-Ewigkeit“ fest, da muss ich hin…
Ich musste einige Hürden nehmen, bevor ich endlich auf der Gästeliste stand. Eintrittskarten wurden nämlich nicht verkauft, die Veranstaltung war kostenlos. Ein weiterer Grund, unbedingt dabei zu sein…
Im Foyer des Ministeriums angekommen, wurde mir für einige Minute doch etwas seltsam zumute…, diese „Staatsdiener in Schlips und Kragen“ verwirrten mich… Egal. Ich war bereit für ein neues „Abenteuer Lift“.
Aber es sollte ja auch eine Lesung mit Gesprächen stattfinden, was in diesem Ambiente sicher der Hauptteil war. Warum nicht, ich bin „Bücherwurm“ durch und durch, lasse mich gern in die „Buchstabenwelt“ entführen…
Das Fernsehen war da.., oh Schreck, nicht schon wieder! Vorsorglich platzierte ich mich in Reihe 3. Die erste Reihe war sowieso reserviert…
Lift (nur vertreten durch Werther Lohse, Yvonne Fechner und Bodo Kommnick) spielte als Einleitung „Am Abend mancher Tage“ und ich ließ mich forttragen von der Musik, die ich seit Jahrzehnten liebe. Etwas „verloren“ wirkten die drei vor dem eher steifen Publikum…
Werther erklärte danach, dass sie sich geehrt fühlen, hier spielen zu dürfen und dass er gespannt sei, wie der Abend verlaufen würde…
Dr. Eva-Maria Stange, Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, begrüßte die Gäste, „…die so zahlreich der Einladung gefolgt waren…“
Ups.., ich hatte keine Einladung erhalten, eben ein „Außenseiter“ in diesen „heiligen Hallen“, was mir aber inzwischen völlig egal war. „Am Abend mancher Tage, da stimmt die Welt nicht mehr…“, um es mit Lift zu sagen...
Frau Dr. Stange klärte nun auch auf, warum dieser Abend hier eigentlich stattfand, bisher hatte ich darüber nur Mutmaßungen angestellt. „…20 Jahre danach…“, ich vermutete Erinnerungen an die „Wende“ und lag damit nicht ganz falsch…
Der wahre Anlass war das Erscheinen des Handbuches „Literaturlandschaft Sachsen“.
Heute entdeckte ich dazu diesen Link:
http://www.saechsischer-literaturrat.de/...0c62febaa4c3867
Hätte ich ihn eher gefunden, wäre ich informiert gewesen…
Andreas Reimann, ein in Leipzig geborener Lyriker und Grafiker, eröffnete den Lesereigen. Doch bevor er zu lesen begann, spielte LIFT „Liebeslied“, einen Titel, dessen Text eben jener Andreas Reimann 1980 neben anderen für sie schrieb.
Reimann las kurze Episoden, Gedichte aus „Gräber und Drüber“, die mich aufmerksam lauschen ließen. Es war von Kindern die Rede, die „Blinde Kuh“ spielen, ohne zu wissen, wozu man Augen verband, die Kreisel tanzen ließen, ohne zu wissen, wozu man eine Peitsche schuf…
Oder ein anderes Mal, las er sinngemäß „…Jagen war nur noch Töten, den Hunger hatte man vergessen…“
Reimanns Werke durften bis 1989 nicht veröffentlicht werden.
Róža Domašcyna, eine sorbische Lyrikerin und Übersetzerin, stellte eines ihrer Werke vor.
Die Einleitung zu ihrem Leseteil las in sorbischer Sprache.
Marcel Beyer, ein Schriftsteller aus Baden-Württemberg, der seit Jahren in Dresden lebt, soll vor diesem Auftritt gesagt haben: „Jetzt weiß ich, warum es sich gelohnt hat, nach Dresden zu kommen…, einmal mit LIFT auf der Bühne stehen…“
Er las aus „Kaltenburg“ und ließ mich bei seinen Worten frösteln. Aus der Sicht eines Kindes erzählte er vom Sterben der Vögel im Februar 1945 in Dresden. „Kaltenburg“ handelt vom gleichnamigen Österreicher, der später in Dresden ein zoologisches Institut gründete.
Eine Gesprächsrunde schloss sich an, in der Reimann, Domašcyna und Beyer zu „Wende-Eindrücken“ befragt wurden. Andreas Reimann meinte, man wollte eine bessere DDR, keine schlechtere BRD…
Danach wurde der Konzertteil mit LIFT angekündigt, nicht ohne den Hinweis ans Publikum, man könne Wein, Bier, Wasser trinken gehen… oder sitzen bleiben und einfach LIFT lauschen.
Wieder wusste ich, „wo“ ich mich befand. Tatsächlich leerten sich einige Plätze.
Doch jetzt kam „mein“ Teil des Abends. Nachdem ich vorher nur sehr zaghaft mit meiner Digicam agiert hatte, zückte ich diese nun bedenkenlos, hockte mich an die erste Reihe und versuchte einzufangen, was möglich war. Die Beleuchtung war für mein einfaches Gerät eher nachteilig.
„Sommernacht“ erklang, „Wasser und Wein“, Werther animierte das „steife“ Publikum zum Mitklatschen, was nur verhalten erwidert wurde. „Jeden Abend“, „Kleine Ahnung“, „Komm her“…, das Publikum taute langsam auf. Es reihte sich Titel an Titel und Ton an Ton in typischer „Liftweise“. „Freitag“ sang Werther an diesem Montag und ich wünschte in diesem Augenblick, es wäre schon so.
„Falsche Schöne“, „Finden wir uns neu“, „Mein Herz soll ein Wasser sein“ erklangen. Der letzte Titel, gesungen von Stephan Trepte, war für mich viele Jahre „der Titel“ schlechthin. „Scherbenglas“ folgte, „Nach Süden“ leitete Werther mit Worten vom baldigen Sommer ein, was eine Lachsalve auslöste, denn draußen kehrte fast der Winter zurück.
„Abendstunde, stille Stunde“…
Auch wenn das Publikum in der 2. Hälfte des Konzerts doch noch recht munter geworden war, rechnete ich nicht damit, dass Werther hier das „Lied fürs Volk“, den „Rausschmeißer“ bei jedem Liftkonzert ankündigen wird, „Wasser und Wein“, gesungen vom Publikum…
Er tat es… und ich sang so laut ich konnte...
Das Fernsehen hatte schon vor geraumer Zeit das Filmen eingestellt...
Nach dem Konzert entschied ich mich nicht für Wasser. Ich genoss im Foyer an einem dieser runden Stehtische mit den perlweißen Decken, zwischen den Besuchern, zu denen ich nicht wirklich passte, ein Glas Wein und freute mich, diesen Abend erlebt zu haben.
LIFT singt in „Jeden Abend“: „… komm zurück zu mir…“.
Ja, ich komme zurück, ja, ich werde wieder dabei sein, irgendwann, irgendwo…
RE: LIFT am 23.03.09 in Dresden
in Konzertberichte Ostrock allgemein 24.03.2009 18:56von PM • | 4.235 Beiträge | 5060 Punkte
Danke Mary, interessant, dass man sich bei so einem Anlass tatsächlich mal an eine Ostband erinnert hat, eigentlich recht exotisch in der heutigen Zeit. Aber ein Konzertbericht von dem Ereignis konnte ich heute nachmittag schon lesen - und zwar von deiner "Hinterfrau" per Mail.
RE: LIFT am 23.03.09 in Dresden
in Konzertberichte Ostrock allgemein 24.03.2009 19:11von HH aus EE (gelöscht)
DANKE für die Eindrücke und die Befindlichkeiten, gut nachvollziehbar. Vielleicht doch ganz gut, daß ich nicht dort war, wo mein gestreiftes Hemd, meine etwas biedere "Frisur" und mein Habitus nicht (mehr) hinpaßt...
Da wirft man manchmal ehemaligen DDR-Bands vor "staatstragend" gewesen zu sein, dabei ist "Am Abend mancher Tage" alles andere, als politisch oder gar "staatstragend", wie gestern in Dresden verwendet. Ich glaube, dieser Zusammenhang und dieses "Abinente" (Bauer sucht Frau, Ministerin sucht Zusammenhang)) beginnt ganz langsam, mir den Magen umzukrempeln.
Was den Heutigen "hoch, heilig und demkratisch" ist, sollte den Damaligen immer zur Schande gereichen - auch einem Ministerpräsidenten aus Mäcker-Pomm. Für diese stille Art der Vereinnahmungen bin ich nicht mehr zu haben - Punkt!
LIFT-Musik werde ich DANN und DORT wieder hören, wo das "Abinente" paßt und ich dazu gehöre. Darauf freue ich mich, in Zeiten wie diesen und meine Hochachtung vor jemandem, die diese Spannungen ausgehalten hat. Ich hätte es wahrscheinlich nicht gekonnt und bin inzwischen ein wenig froh, daß es so kam.....
...." irgend etwas ist zerbrochen, fällt so schwer"...
Oh Hartmut,
ich stelle mir gerade vor, Du wärest da gewesen und ich wäre erschienen .... Schon nach der proletarischen Begrüßung hätten wohl Herren in dunklen Anzügen uns mit breiten Schultern in Richtung Ausgang gedrängt.
Aber ich will heute nichts weiter sagen, bin schön böse mit mir selbst, dass ich früh aufgestanden bin. Wäre ich bloss im Bett geblieben, so wie John und Yoko vor 40 Jahren. Da hätte ich wenigstens was für den Frieden getan .....
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