„Wie kommt DER sonst so ostrockorientierte Matti eigentlich auf Unheilig?“ wird sich geneigte Leser jetzt wohl fragen. Das ist schnell erklärt; durch meine derzeitige Tätigkeit als Anleiter für Holztechnik habe ich mit vielen Jugendlichen zu tun. Ich bemühe mich sie eher als Kollegen statt als Untergebene zu betrachten und auf dieser Basis ist ein recht offenes Verhältnis entstanden, wo auch mal ein „sich untereinander austauschen“ möglich ist. Da ihre Handys immer und überall präsent sind, bekam ich eines Tages einige unheilige Töne auf mein Ohr und ich war davon nicht abgeneigt.
Am Abend des gleichen Tages googelte ich auf einer bekannten Videoseite und fand viele weitere interessante und anrührende Titel. Mittlerweile hatte das unheilige Virus auch meine Frau und Tochter „befallen“. Als ich dann noch erfuhr, dass Freunde in der Landskronbrauerei als Veranstalter dieses Konzertes auftreten werden, stand der Entschluss fest: Wir gehen in Familie zu UNHEILIG!
Die Band wurde in der Presse wie folgt angekündigt: „Unheilig stellt eine Offenbarung im Bereich des deutschen Elektorocks dar. Geradlinige bass -, beat -, und gitarrenlastige Sounds, radiotaugliche Lieder und tiefgehende, atemberaubend aufrichtige Balladen, schicken den Zuhörer auf eine Achterbahnfahrt der Emotionen“. Besser hätte ich es auch nicht formulieren können.
Schon die Parkplatzsuche war ein kleines Abenteuer und die verschiedenen Kennzeichen verrieten, Unheilig strotzt dieses Jahr nicht mit Liveauftritten, da die Produktion des neuen Albums ansteht.
In der Brauerei ankommen umgab uns ein Heer von ca. 1000 ebenfalls schwarz gekleideten Menschen. Zeitgleich forderte der Himmel seinen Tribut an der Gothicszene und öffnete alle Schleusen.
Die beiden Voracts Cephalgy aus Dresden und die Dessauer Band Down Below, die beim Bundesvision Song Contest auf Pro7 Platz 3 belegten, mit denen ich mich nicht befasst habe, möchte ich nicht hier auch nicht weiter kommentieren, uns ging es ausschließlich um den Grafen!
Etwa 22.00 Uhr wurde die Bühne von der Technikcrew für den Auftritt von Unheilig vorbereitet. Vorbereiten heißt bei Unheilig, unbedingt gaaanz viele Altarkerzen anzünden. Da es bis dahin, wie gesagt, aus Eimern schüttete, musste die komplette Bühne und der „Laufsteg“ der ins Publikum gebaut war, trocken gewischt werden.
Ein junger Mitarbeiter der Crew nutzte das als seinen großen Auftritt, schwang seinen Wischmopp und schäkerte mit den Mädels, ja posierte sogar auf der Bühne. Ich fand’s witzig.
Kurz nach viertel elf dann das Intro zum lang erwarteten Gig von Unheilig. Der Graf erschien und los ging’s, sehr passend, mit „Lampenfieber“, gefolgt von „Spiegelbild“ (beide Songs stammen von der aktuellen „Puppenspiel“ CD). Dann folgte ein „Tanz mit dem Feuer“ ein Titel vom 2004er Album „Zelluloid“. Der Sound war schön fett aber ausgewogen und der Graf verleiht seinen Liedern mit seiner tiefen, markanten und ausdrucksstarken Stimme eine absolute Einzigartigkeit und Unverwechselbarkeit.
Nach „Verrate mich“ ging es „Auf zum Mond“, dort trafen wir die „Kleine Puppe“ und natürlich den „Astronauten“. Den Rückflug traten wir mit dem „Feuerengel“ an, um sich dann, bei der vielleicht schönsten Ballade des Abends „An deiner Seite“ in den Armen zu liegen. Diesen Titel hat er für einen Menschen geschrieben, der nicht mehr lange zu leben hat, Gänsehautfeeling pur.
Der Graf ließ einen weiteren Engel erscheinen, diesmal den „Schutzengel“, den kann ja nun wirklich jeder brauchen. Im Anschluss wurde mit dem Titel, der Unheilig 2000 ins Rampenlicht gerückt hat „Sage ja“ wieder gerockt und mit „Maschine“ und „Freiheit“ wurden noch ein paar Kohlen auf das eh schon heiße Feuer nachgelegt.
Das Publikum raste. Die Musiker freuten sich.
Dann gab’s noch die Zugaben mit dem „Spielzeugmann“, der „Den Vorhang fallen“ ließ und natürlich noch `ne Ballade, um nicht zu sagen, fast schon ein Klassiker „Mein Stern“.
Eigentlich wollten wir noch die Aftershowparty mitnehmen, um noch ein Autogramm zu erhaschen aber das Alter meldete sich zurück und befahl den Heimweg. So stiegen wir in unser Auto und folgten dem Ruf von Gott Morpheus mit den schönen unheiligen Klängen im Ohr.
Die Bilder sind leider nicht die Wucht, ich hoffe ich noch bessere von einem Freund nachliefern