Ein Raddampfer, die JACKPOT-Band und MEIN Wochenende
Es ist ein sonniger Sonntagnachmittag und das Band der Autobahn Richtung Dresden strahlt glänzendes Licht aus. Freundliches Wetter nennt man das und genau so fühle ich mich auch. Als ich die Hellerberge runter fahre, steigen wie zur Begrüßung große Ballons in den Himmel. Bunt und majestätisch schweben sie über dem Tal, das man einst das der „Ahnungslosen“ nannte.
Nach einigem Suchen habe ich einen Parkplatz gefunden und bewege mich hin zum Terrassenufer, dorthin wo die großen Schaufelraddampfer liegen. Da unten warte ich auf die sieben freundlichen Sachsenherren, die alle zusammen JACKPOT sind. Als sie endlich eintreffen, Musiker sind so pünktlich nicht, fällt die Begrüßung herzlich aus und so nebenbei werden Gepäckstücke und Instrumente nach unten zum Anlegen transportiert. Ich schummle mich dazwischen und gehöre von nun an zur Crew. Wir gehen nicht an Bord sondern schleppen das notwendige Instrumentarium auf das Oberdeck, wo JACKPOT in den nächsten Stunden für ein musikalisches Feuerwerk sorgen wird.
Der Kahn legt in der Abenddämmerung vom Dresdner Terrassenufer ab und die Band geht aus dem Stand auf’s Gaspedal. In der Art von Glenn Miller, nur ein wenig rockiger, nimmt der „Kahn der fröhlichen Leute“ Fahrt auf und JACKPOT spielen passend zur Stimmung „In The Summertime“ und natürlich „In The Mood“. Damit haben sie die Dresdner Nachtschwärmer sofort auf ihrer Seite. Tolle Stimmung auf dem Oberdeck. Ich fühle mich sauwohl, lasse meine Füße wippen und staune, wie gut ein Radeberger aus dem Faß schmecken kann. Unter der Carolabrücke hindurch, am Königsufer und den Elbwiesen entlang, wird die Albertbrücke immer größer und dann stampft die „Leipzig“ flußauf nach Pillnitz.
Die Band donnert „Hit The Road Jack (No More, No More)“ und eine Etage tiefer wird getanzt. Dazu fehlt auf dem Oberdeck der Platz, was der Stimmung keinen Abbruch tut. Da wird unaufgefordert mitgeklatscht und gejubelt, während die Herren um Bandleader und Gitarrist Micha Heidrich dem Swing & Groove freien Lauf lassen. So angeturnt und angejazzt kann ich in der Dämmerung die Baustelle der Waldschlösschenbrücke erkennen und „Hufi“, die Hufeisenfledermaus von PSR, meine ich auch im Dämmerlicht gesehen zu haben.
Über das „Blaue Wunder“ rollt der Verkehr und der Schillergarten ist proppevoll. Ich lasse mir zwei Wiener und den typischen Sächsischen Kartoffelsalat schmecken, während der Fahrtwind mir die Serviette vom Tisch pustet.
Nach der Stärkung spielt JACKPOT einen ganzen Set Dixieland und die Bläsersektion Till Patzer, Jürgen „Heinzel“ Heinzmann und Frank Gerth kann sich solistisch und gemeinsam so richtig auf dem Rhythmusteppich von Schlagzeuger Georg Fröde und Bassist Jürgen Baum austoben. Der Mann in der rechten Ecke an den Tasten und der Dixie-Melone auf dem Kopf, Rainer Clausnitzer, läßt dazu die Töne aus den Tasten perlen. Die Truppe hat sichtlich Spaß an dem, was sie tut und ich bin froh und glücklich, die Chance wahrgenommen zu haben, mit den Jungs gemeinsam in die Nacht zu jammen.
Kurz hinter Schloß Pillnitz ist die Elbe bei diesem Niedrigwasser noch immer breit genug, um mit dem Dampfer eine Wende zu machen. Die meisten an Bord kennen dieses Gefühl, gewendet zu werden und lachen über den Witz der Band, daß danach noch immer die gleiche Währung gilt.
Jetzt wird gerockt, daß die Fetzen fliegen. Da kommt „Hey Joe“ schon mal mit einen knackigen Bläsersatz. Der Sound der Band wird nur noch vom Tuten des entgegen kommenden Dampfers übertönt. Auf beiden Kähnen herrscht Jubelstimmung und ehe ich mich richtig besinnen kann, taucht die Silhouette der Stadt mit ihren tausend Lichtern und der Kuppel der Frauenkirche wieder auf.
JACKPOT macht Stimmung bis zum Anleger und während die ersten schon am Ufer stehen, wippen die letzten am Oberdeck noch mit den Hüften und klatschen in die Hände. Genau so habe ich mir diesen Abend vorgestellt und gewünscht.
Danach ist der Kahn leer und nachdem das Instrumentarium wieder in Koffern und Kisten verschwunden ist, beginnt der Rücktransport. Die Zeigen rücken gegen Mitternacht, als ich mich leicht verschwitzt von Michael, Till, Jürgen, Frank, Rainer, Georg und dem ständig lächelnden „Heinzel“ verabschiede. DANKE Jungs, daß ihr mich auf- und mitgenommen habt. Dies war mein letztes Wochenende der fünften Lebensdekade und ich habe jeden Moment dieses schönen Abends mit Euch an Bord genossen. Eine Band ohne aufgesetztes Image, Vollprofis mit Leib und Seele und ständig zum Lachen und Witzeln aufgelegt: „Musikant ist ein schönes Land, heute hier und morgen gestern!“
Ach übrigens, die Jungs sind Wiederholungstäter und spätestens am 17. Oktober wieder auf dem Raddampfer „Leipzig“ zu finden. Ab 19.°° Uhr geht’s dann wieder nach Pillnitz und zurück mit JACKPOT an Bord, die Musik machen.
Wenn ich in 14 Tagen wieder zu einem Konzert gehen werde, werde ich noch immer der gleiche sein – obwohl ein wenig hat sich dann schon verändert. Inzwischen freue ich mich darauf, auf den kommenden (Wahl)Sonntag und ganz besonders auf Euch!