#1

ROD STEWART zum 65. Geburtstag

in Off-Topic 10.01.2010 09:45
von HH aus EE (gelöscht)
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Jeder Song erzählte eine Geschichte - ROD STEWART zum 65. Geburtstag


Der Rock’n’Roll und das Show-Business leben heute nicht mehr von Werten, die ganze Dekaden überdauern. In diesem Geschäft wird heutzutage mit dem Augenblick und dem äußerlichen Schein Geld verdient, viel Geld. Da fallen in aller Regel all diejenigen durch, die ehrliches Handwerk und aufrichtige Gedanken ihr Credo nennen.
Doch es war auch schon mal anders. Davon zeugen Namen wie ELVIS PRESLEY, das Phänomen BEATLES oder eine Legende wie BOB DYLAN. Bei diesen Namen bekomme ich heute noch Gänsehaut und die Assoziationen jagen durch meine Gefühlsnerven.

Heute wird ROD STEWART 65. Der Mann war anfangs nie ein Freund von künstlichen Posen und auch keiner, der einen langfristigen Lebensplan in Richtung Ruhm gehabt hätte. Dieser Typ hat sich einfach nur selbst verwirklicht und daraus Legenden entstehen lassen, ehe er dem Kommerz seine heimische Tür weit öffnete. Aber das ist eben auch Rock’n’Roll.

Ich gebe zu, dass ich mir nach „Atlantic Crossing“ nie wieder eine Platte oder CD von ihm gekauft habe. Mit „Do Ya Think I’m Sexy“, „Hot Legs“ oder „Baby Jane“ konnte ich nichts mehr anfangen und mit seinem glitzernden Bühnenoutfits auch nicht. Mein Lebensmotto war auch nicht „Forever Young“ und deshalb ließ ich ROD „The Mod“ mit seinem Glitzer-Image von da an allein. Es wird ihn nicht interessiert haben und das beruht auf Gegenseitigkeit.

Aber dieser Typ mit der blonden Morgenmuffel-Mähne war auch einmal ein Synonym für ein Lebensgefühl, das identisch mit Rock’n’Roll ist. Jedenfalls für mich und einen Haufen anderer „Unverbesserlicher“ hierzulande und weltweit.

Als ROD STEWART im Jahre 1969 den Derwisch STEVE MARRIOTT bei den SMALL FACES ersetzte und mit dem Neuzugang RON WOOD daraus nur noch die FACES wurden, hatten sich Musiker gefunden, die fortan Sex & Drugs & Rock’n’Roll in Reinkultur lebten. Dabei war es nicht von Bedeutung, ob es um die Vernichtung von Alkohol oder um das „Umräumen“ von Hotelzimmern ging. Auch nicht ob man gerade vor Tausenden ein Konzert gab oder sich im Studio befand. Die FACES mit dem Sänger ROD STEWART waren böse, laut und dreckig, wie der Blues, den sie von der Bühne rotzten, so etwa bei „A Nod’s As Good As Wink … To A Blind Horse“ (Ebenso gut kannst’e auch einem blinden Pferd zuwinken) von 1971. Da hätten sich selbst die ROLLING STONES noch eine Scheibe Revoluzzerei abschneiden können. Erst vor Jahresfrist hatte ich das Glück, mir genau dieses historische Tondokument von IAN McLAGGAN (Keyboards) signieren lassen zu können – „do ya think I’m happy! -

Wenige Jahre vor dieser Platte war ROD STEWART am Zustandekommen der legendären Langrille „Truth“ von JEFF BECK, dem ehemaligen YARDBIRDS-Gitarristen, beteiligt. Hier veredelt er alte Folk-Songs wie „Greenesleves“ und beeindruckt mit „O’l Man River“ und immer wieder begeistert mich seine Version von „Morning Dew“. Dieses Album von 1968 ist noch heute der Hammer und ein Meilenstein der Rockgeschichte, an dem sich noch viele “Suppen-Stars“ die Zähne ausbeißen und die Finger verrenken werden, vorausgesetzt, sie kennen das Teil überhaupt!

Nahezu zeitgleich startete ROD STEWART eine Solo-Karriere, deren Fortgang man noch heute registrieren kann, wenngleich sie mich schon lange nicht mehr interessiert, geschweige denn überzeugt.
Aber sein Solo-Start und die ersten LP-Veröffentlichungen sicherten ROD STEWART einen ewigen Ehrenplatz im Rock-Olymp. Schon sein LP-Erstling „An Old Raincoat Never Let You Down“ (Ein alter Regenmantel enttäuscht dich nie) von 1969 lässt aufhorchen und “Gasoline Alley” (1970) ist einfach nur ein Traum mit unverfälschtem erdigen Folk und kernigen Rocksongs.
Gänzlich weg und alle war ich dann 1971 bei „Every Picture Tells A Story“ (Jedes Bild erzählt eine Geschichte), als er „Maggie May“ in den Äther röchelte und zärtlich „Mandolin Wind“ hauchte. Das hatte Klasse und atmet bis heute den Hauch der Unsterblichkeit. Den Höhepunkt erreichte er ein Jahr später mit „Never A Dull Moment“ (Niemals so’n doofer Augenblick) von 1972 mit dem Charterfolg „You Wear It Well“(Es steht dir gut). Gleichzeitig schaffte er mit diesem Album die Kertwende in Richtung Charts, die er folgerichtig 1975 mit „Atlantic Crossing“ und dem Überhit „Sailing“ eroberte.
Von da an verlor ich seine Spur in der Bedeutungslosigkeit von Chartnotierungen und massenkompatibler Alltagskost. ROD STEWART hatte sich business-gerecht verjüngt und eine neue Zielgruppe für sich ausgemacht. Das ist auch eine Leistung, aber eben eine, die mir nicht wirklich Emotionen entlocken kann.

Allein für die Jahre von 1968 bis 1972, einschließlich dem Sampler „Sing It Again Rod“ und seiner Version von „Pinball Wizard“ aus „Tommy“ von den WHO sollten wir ihm dankbar sein und uns an einen überragenden Rocker und Sänger erinnern. In diesen wenigen Jahren einer in Jahrzehnten zu zählenden Karriere gab er mehr, als andere es ihr Leben lang vor sich herträumen werden – Rock’n’Roll mit rauchigem Sound, Folk vom Feinsten und einer Stimme, die uns aufhorchen und erschauern lässt. Was kann man eigentlich mehr verlangen?

Der Mann wird mit dem 10. Januar 2010 sein 65. Lebensjahr vollenden und auf all die blöden Kommentare pfeifen, die man ihm andichten wird. Er wird sicher seinen Ruhm genießen und die Skandälchen, die man von ihm berichtet auch. Vielleicht wird er denken: „So what – never a dull moment“. Allein schon für seine Geschichten von „Maggie May“ und „Mandolin Wind“ gönne ich ihm am heutigen Tag sein hämisches Grinsen, einen guten Schluck und (s)eine Blonde im Arm.
Nur gut, dass ROD „The Mod“ nie Fußballer wurde. Besser das Ende einer Karriere als Rockstar in unseren Erinnerungen, als gar keine Erinnerung an einen, der mal hätte ein durchschnittlicher Fußballer werden wollen. Seine alten Songs erzählen noch immer die besseren Geschichten vom Leben!

Angefügte Bilder:
Atlantic Crossing_800_524.jpg
Dull Moment_800_550.jpg
Every Picture_546_800.jpg
Faces mit Stewart_799_544.jpg
Gasoline Alley_597_800.jpg
LP Cover Faces sign_498_800.jpg
Sing It Again_642_800.jpg
Stewart_548_800.jpg
Truth_514_800.jpg
zuletzt bearbeitet 10.01.2010 09:46 | nach oben springen

#2

RE: ROD STEWART zum 65. Geburtstag

in Off-Topic 10.01.2010 12:01
von Mary (gelöscht)
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Ich werfe meinen noch sehr müüüden Blick hier herein und was finde ich..., wieder mal ein Puzzle-Teilchen der Rockgeschichte...
Danke Hartmut!

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#3

RE: ROD STEWART zum 65. Geburtstag

in Off-Topic 10.01.2010 15:38
von Wodka (gelöscht)
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Herr Helms hat einmal wieder den Geist der "gesitteteren" Generation zum Ausdruck bringen können, und das sehr gut.

Ich möchte mir trotzdem erlauben das Ganze ein wenig zu ergänzen, nämlich mit den Anfängen des alten Herrn Stewart ...

1967 gründete Jeff Beck eine Band, die Jeff Beck Group. Da sang Rod Stewart, am Bass stand Ron Wood, der spätere Rolling Stone, Micky Waller haute auf die Pauke und Nicky Hopkins bediente die Keyboards. Zwei Platten gab es von ihnen, "Truth" und "Cosa Nostra Beck - Ola".

Aber es gab wie immer Theater in der Gruppe, es kam zur Auflösung, Stewart und Wood gingen zu den Faces. Danach hat Hartmut ja weiter berichtet ....

Die beiden LP's habe ich leider auch nicht, aber Eingeweihte können sich unter dem bekannten Zugang im Ordner Public/Musik/BBC Sessions 67 - 68 genau diese BBC-Sessions der Jeff Beck Group mit Sänger Rod Stewart herunterladen ...

Viel Spass beim Hören ...

Hans

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