Mein berüchtigtes Wort zum Sonntag:
Die Arbeitswoche war mal wieder hart und hektisch. Die Termine überschlugen sich und das Wetter leistete auch seinen Beitrag dazu, dass ich mich am Freitag eigentlich matt und erschöpft fühlte. Die große Hitze war dem Dauerregen gewichen und eigentlich hatte ich den Kanal gestrichen voll. Da half nur eine Spezialtherapie, um mich wieder aufzubauen. Dem Himmel sei Dank, dass just an diesem Tage Jürgen KERTH mit seiner Gitarre aus dem Hause MIGMA im Kunsthof Zickra spielen würde. Zickra ist ein Ortsteil der Kleinstadt Berga an der Elster und liegt in Ostthüringen. Das ist eigentlich keine Weltreise bis dahin, aber bei diesem ekelhaften Dauerregen wurde die Autobahn nahezu zum Fluss und mein koreanischer Flitzer mutierte bei solchen Bedingungen fast zum Motorboot. In Dresden legte ich kurz an, um meine Begleiterin Tina aufzunehmen. Dann schwammen wir weiter Richtung Thüringen.
Gegen 20.00 Uhr erreichten wir endlich Zickra und den dortigen Kunsthof. Ringsum parkten schon jede Menge Autos und nachdem wir unser Transportmittel auch ordnungsgemäß verankert hatten, nahmen wir Kurs auf den Kunsthof. 12 Euro kostete das Billett an der Abendkasse und wenig später waren wir im Gastraum. Der war bereits rappelvoll und wir hatten Mühe ein vernünftiges Plätzchen zu finden. Die Musiker waren gerade mit dem Soundcheck durch und Jürgen gönnte seiner Migma noch ein paar Minuten Pause.
Der Veranstaltungsraum im Kulturhof ist rustikal eingerichtet. Als Besonderheit sind die 2 Emporen zu sehen, auf denen sich die Gäste auch tummeln können. Aber auch dort oben waren die Plätze schon alle belegt. An der Selbstbedienungsbar holten wir uns erstmal etwas gegen den Durst. Das Angebot an der Bar war gut und die Preise waren auch moderat.
Während dieser Zeit stand Jürgens Gitarre einsam und leblos auf der Bühne. Es blieb noch Zeit für eine herzliche Begrüßung und ein paar Plaudereien.
Ohne großes Brimborium ging dann das Konzert los. Jürgen schnappte sich seine MIGMA, Stefan KERTH seine Bassgitarre und der Eisenacher Marco Thiermann nahm seinen Arbeitsplatz am Schlagzeug ein. Plötzlich begann die bis dahin stumme Gitarre zu leben. Jürgen KERTH wurde eins mit dem Instrument und schon schwebten die schönsten Töne durch den Raum. „Komm zurück“ und Komm herein“ waren die ersten Perlen des Abends.
Das Publikum lauschte den Musikern gebannt. KERTH trat bei seinen Solis oft an den Bühnenrand und wie selbstvergessen, ganz in die Musik vertieft, ließ er die Eine durch die Fertigkeit seiner Finger singen. Nach seinen Soloausflügen gab es oft Szenenapplaus für den Thüringer Meister. Techniker Peter hatte anfangs mächtig viel zu tun, aber bald war der Sound ordentlich eingepegelt. Insgesamt spielten Jürgen, Stefan und Marco 3 Blöcke mit reichlich 2,5 Stunden Musik. KERTH sang mit seiner warmen Stimme seine Geschichten aus dem Alltag. Ob der „Blues von der grauen Maus“ oder „Oh wie würd ich euch beneiden“, jedes Lied für sich ist ein kleines Kunstwerk. Es sind eigentlich nur einfache Botschaften, die KERTH in seinen Liedern verkündet, aber vielleicht macht gerade das auch das Besondere an seinen Texten aus. Sie sind ja einfach, verständlich gehalten und auch in Alltagssprache formuliert. Natürlich gab es auch rein musikalische Stücke bei denen nur die Instrumente und ganz besonders die 6 Saiten der Gitarre sangen. „Frühlingsmelancholie“ war eines dieser Instrumentalstücke. Jürgen wird zwar gerne als ostdeutscher Blues - König bezeichnet, aber eigentlich wird ihm diese Bezeichnung nicht ganz gerecht. KERTH ist einfach mehr als „nur“ Blues. Er wandert musikalisch zwischen Rock, Blues, Swing, Reggae oder Jazz hin und her. Auch Soul- und Funkeinflüsse kann man in seiner Musik finden. Nach der zweiten Pause gibt es eine kleine Überraschung, denn bei „He, junge Mutti“ spielt ein junger Musiker aus dem Publikum den Bass. Er heißt Fabian, kommt aus Gera und spielt sonst auch in einer Band, deren Namen mir entfallen ist. Für den Jungen war das sicher ein Erlebnis und er hat seine Sache auch sehr ordentlich gemacht. Weiter ging die Reise durch das KERTH’sche Schaffen und bald waren wir beim Zugabenteil. Dort konnten wir sogar „Helmut“ endlich wieder mal live hören. Nach reichlich 2, 5 Stunden Spielzeit war dann Feierabend. Das Publikum spendete noch einen sehr ausgiebigen Schlussapplaus und wenige Minuten später sah man die Musiker beim Autogramme schreiben und / oder in Gespräche mit den Fans vertieft. Wir verabschiedeten uns aber schnell und machten uns durch den Regen wieder auf den Heimweg. Es regnete zwar immer noch wie aus Kannen, aber Jürgen, Stefan und Marco hatten genug musikalische Sonnenstrahlen in unseren Seelen zurückgelassen. Die Eindrücke vom Konzert, gepaart mit unserem Galgenhumor wegen verschiedener Umleitungen und dem Wetter waren aber ein guter Kompass für den Heimweg.
Gruß Kundi