Vom Klimawandel und anderen Konstanten
Der Winter hat bewiesen, dass er’s noch kann. Es ist zeitig kalt geworden, arschkalt sogar, und er hat uns Schnee geschickt. All den Schnee, den er sich in vergangenen Jahren aufgespart hatte. Das letzte Jahr ausgenommen, da hatte er’s schon mal ausprobiert. Mit einem Mal versank man im Dezember mit den Schuhen vollständig im Schnee und dort wo er Lust und Platz hatte, kam schon mal ein Meter zusammen, wenn der Wind half. Das war der Tag, an dem der Winterdienst eine neue Zeitrechnung einführen und die Vorräte für den Februar des Folgejahres angreifen musste. Manchmal könnte sogar Planwirtschaft und ein Blick auf den Kalender helfen, aber dafür gab’s keine Richtlinie.
Kurz vor Weihnachten war es dann plötzlich wieder wärmer und der Grundwasserspiegel hatte genug Potential, um sich wieder zu erheben. Es war viel Matsch auf den Straßen und der Winterdienst frohlockte mit geschwellter Brust. Wenn ich da Winter gewesen wäre, hätte ich denen auch die kalte Schulter und eine lange Nase gezeigt. Also gab es pünktlich am Heiligen Abend Neuschnee. Diesmal aber die doppelte Menge und mit etwas mehr Feuchtigkeit als Beimengung. Das machte die Schneeschieber, Stromleitungen und Äste schwer. Die Auswirkungen machten sich bei mir als „Rücken“ bemerkbar und zwischen Magde- und Hamburg als gerissene Stromleitungen und spiegelglatte Straßen. Das war vielleicht ein lustig Schlittern, nachdem Streusalz und Sand alle und die Räumfahrzeuge eingeschneit waren. Herzliche Grüße von der globalen Erderwärmung und vom Klimawandel.
Ich den USA tobt übrigens gerade ein Blizzard durch die Straßen von New York City. Vielleicht beschleunigt das ja den Koyoto-Denkprozess bei den Amis – „nobody knows the trouble I’ve seen, nobody knows, but Jesus“.
Kluge Leute ließen in diesen Tagen ihre PKW in der Garage, andere haben ihr heiß geliebtes Blechgefährt erst gar nicht gefunden unter dem vielen Schnee. „Learning by doing“ und keiner hat’s wirklich registriert, nur gemerkt. Siehe da, plötzlich beherrschen wir das Prinzip von „Vorsicht und gegenseitiger Rücksichtnahme“. Geht doch!
Das hat man nun von einem Frühbucherrabatt und was nützen einem 20% Rabatt beim frühen Buchen, wenn ich die gesparten 20% dann wieder in fremden Warte- und sonstigen Hallen ausgeben muss und sei es für lange Unterhosen. Da nützt auch alles „Wettern“ nichts, die Produktion von Enteisungsmitteln wurde auf der Basis des Vorjahres geplant. Wenn der Markt jetzt nach mehr schreit, so war das schlicht nicht vorgesehen. Nachfrage zu hoch und die Flieger demzufolge zu tief, also ganz unten auf dem Boden. Was hatten wir für einen klaren winterlichen Himmel über die Weihnachtstage!
Diejenigen, die den heiligen Abend in den heiligen Hallen neben den Hangars verbringen mussten, hatten zumindest das einzigartige Erlebnis und hoffentlich auch die Erkenntnis, dass wir Menschen für die Natur nichts besonderes neben Pferden, Schafen, Vögeln und Eisbären sind. Sie behandelt alle gleich, niemand wird bevorzugt und alle sind in gleicher Weise am Reichtum oder Mangel beteiligt. Was da die Politik lernen könnte, wenn sie sehen könnte! Doch die sind gerade damit beschäftigt, ihren Kontakt zur Außenwelt durch Entzug von Passierscheinen einzugrenzen. Dabei braucht es gar keinen Terror, nur Schnee und Kälte, doch irgendwie denken Terroristen auch nur in engen Grenzen. Hauptsache, die Kuppel vom Reichtag ist nicht aus dem gleichen Material wie die der Arena auf Schalke, denn Schnee macht’s auch ohne Ausweis – etwas Druck und rein!
So kurz vor dem Jahreswechsel ist Neuschnee angekündigt. Wieder einmal. Wir hatten eine weiße Weihnacht, warum nicht auch weiße Sylvester. Im hohen Schnee machen die Böller nur einen dumpfen kleinen Rums und die Raketen findet man auch erst nach dem Tauwetter wieder. Es könnte also etwas besinnlicher werden, zumal bei -20°C um Mitternacht die Finger ziemlich schnell klamm und die Füße kalt werden können. Außerdem wird rund um den Globus auch so schon genug scharf geschossen – in den USA sind mehr Waffen zugelassen, als man Sylvesterböller kaufen könnte – da sollten wir uns mit Geld für Knallerei ein wenig zurück halten, zumal Deutschland ohnehin einer der größten Waffenexporteure ist. Jetzt wissen wir auch, wo die Konjunktur ihre Wurzeln hat. Von wegen Konsum!
Wenn der Winter gut ist, Lust hat und vielleicht auch ein wenig Sturheit besitzt, dann hält sich das alles bis Ende Februar. Egal, was uns die Parteien im Vorwahlkampf versprechen werden, Hilfe und Unterstützung für Privathaushalte und deren dann voll laufende Keller bei einsetzenden Tauwetter wird nicht dabei sein. Jedoch nur derjenige, der mir da eine Perspektive andeutet und sie dann auch halten kann, wird von mir eine Stimme bekommen. Wenn nicht, gibt es nur eine Watsche. Je größer, desto besser und von möglichst vielen!
Wenn es also eine „Winter-Partei“, von mir aus auch eine „Sommer-Partei“, geben würde, die zu wählen, könnte ich mir vorstellen. Die sorgen dann zwar, je nachdem, für Kälte, Schnee und Eis oder Hitze, Trockenheit und Regengüsse, aber die halten wenigstens, was sie versprechen, sind kalkulierbar und man kann sich darauf einrichten. Das Klima wandelt zwar auf „neuen Pfaden“, wird wärmer oder kälter, aber es ist eben Klima und Wetter bleibt Wetter. Das sind wenigstens Konstanten und das mag der deutsche Michel, mich eingeschlossen!
Da draußen liegt Schnee, ziemlich viel sogar. Es ist kalt und die Luft ist frisch und gesund. Es schneit sogar schon wieder zaghaft und morgen früh schnappe ich mir wahrscheinlich wieder den Schneeschieber.
Ich mag diese Jahreszeit trotzdem, denn sie strahlt friedliche Ruhe aus und nimmt uns ein wenig von der Hektik, die wir Monate davor produziert und in die Welt gesetzt haben. Die letzten paar Tage bis zum Jahreswechsel will ich nutzen, um diese Gelassenheit ein wenig in mich aufzusaugen und möglichst viel davon in kommende Turbulenzen mitzunehmen. So ein Stück Naturbelassenheit ganz für mich allein, um mich ein wenig stärker zu machen. Wäre das nicht toll?
Dann kann auch das „Super-Wahl-Jahr“ 2011 kommen, das Politiker gerade herbei zu reden versuchen. Diese Sau können sie von mir aus durch das Dorf jagen, fangen müssen sie aber die Sauerei allein. Ich lass’ mich nicht (mehr) vor ihre politischen Karren spannen. Dann doch lieber Schnee schieben und „Rücken“ haben, Wasser im Keller und feuchte Wände. Im Vergleich zur politischen Schaumschlägerei und den Grabenkämpfen der Parteien untereinander ist das wenigstens was Grundsolides oder kann sich jemand das nächste Frühjahr ohne Hoch- und Grundwasser vorstellen? Ich jedenfalls nicht, ein Frühjahr, Sommer, Herbst und wieder Winter ohne Parteien allerdings schon - Prosit Neujahr!
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