Seit einem Vierteljahrhundert gibt es die Band SHAWUE und seitdem tritt die Band auch
jedes Jahr in Ottendorf-Okrilla, Ortsteil Medingen auf. Wenn man so will, kann man diesen Bericht auch mit „25 Jahre SHAWUE = 25 Jahre SHAWUE in Medingen“ überschreiben. Es ist zu einer guten Tradition geworden, dass am ersten Weihnachtsfeiertag im Saal des Gasthofes der Message Folk-Bär steppt und die Folkrock-Kuh fliegt. Dass Band, Veranstalter und Fans sich schon so lange die Treue halten, verführt mich mal wieder dazu ein paar Zeilen zu schreiben. So wie ich das sehe, wird das hier wieder mal alles andere als ein vernünftiger Konzertbericht. Aber das Recht so zu schreiben, nehme ich mir einfach heraus. Wer es liest, wird sicher nicht dümmer. Dafür werde ich vielleicht nicht ganz so viel vom Konzert selbst schreiben. Es gibt in den Tiefen dieses Forums ja schon einige SHAWUE- Konzertberichte.
Im Jahr 1987 gründete sich im Raum Cottbus eine neue Band mit dem Namen Dejá vú (um Verwechslungen zu vermeiden erfolgte später die Umbenennung in SHAWUE)
Von Anfang an dabei und immer wieder Motor des Ganzen war Lutz Neumann.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er als Musiker schon ein paar Jahre Erfahrungen unter anderem bei den Bands Balladeer und Report Cottbus gesammelt. Letztgenannte war schon einer recht bekannte Band in der DDR und sie durfte auch einige Lieder im Rundfunk produzieren. Mit "Erinnerung" (Komposition und Text: Lutz Neumann) hatte sie sogar beachtlichen Erfolg in den entsprechenden Wertungssendungen. Die Band trat auf der renommierten Musikauktion in der Cottbusser Stadthalle auf und spielte 1985 bei einem Pressefest in Cottbus vor 5000 Leuten. Auch in die TV-Jugendsendung rund hatte es Report Cottbus mal geschafft. Ich möchte aber gar nicht die ganze Geschichte von SHAWUE und vom Musiker Lutz Neumann hier ausbreiten. Wer Interesse daran hat, kann sich auf www.shawue.de informieren.
Ein paar Sätze möchte ich aber doch noch Lutz „de Shawue“ Neumann verlieren. Ich habe allergrößten Respekt vor Lutz, weil er seit über 35 Jahren auf der Bühne steht und mit SHAWUE seit einem Vierteljahrhundert seinen Traum als Musiker lebt, auch wenn er von der Band allein nicht leben kann. Das Livegeschäft ist für die Musiker wichtig, es wird aber immer schwieriger. Die Konkurrenz ist groß und auch Veranstalter wollen oder müssen sparen. Wer als Fan regelmäßig zu Konzerten geht, hat an den Wochenenden sehr oft die Qual der Wahl. Da spielen manchmal 3, 4 oder gar 5 Bands an verschiedenen Orten im eigenen Einzugsbereich. Für uns ist diese Auswahl sicher toll, aber für unsere Musiker ist das ein zweischneidiges Schwert. Deswegen sind solche treuen Veranstalter, wie im Fall SHAWUE der Gasthof Medingen, für die Band Gold wert. Natürlich profitieren alle Seiten von dieser Zusammenarbeit
Auch das Personalkarussell bei SHAWUE drehte sich häufig. Die Gründe dafür sind sicher vielschichtig und alle werden wir nie erfahren. Einige Musiker orientierten sich beruflich um und hatten deshalb keine Zeit mehr für die Band, andere wollten sich vielleicht mehr ihren Familien widmen und einzelne waren auch unzuverlässig. Auch der Sensenmann schlug bereits zu und holte viel zu früh Christian „James“ Müller zu sich. Der Gitarrist aus Bautzen
hatte eine ganz eigene Art Gitarre zu spielen und er war auch ein kreativer Komponist. James war unbestritten einer der markantesten Musiker der ganzen SHAWUE-Geschichte. Leider habe ich James nie live mit SHAWUE erlebt. Ich habe ihn aber Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre mit der legendären Honky Tonky Band aus Bautzen mehrmals live gesehen. James war in der Spreestadt nicht nur als Musiker eine Berühmtheit, auch als Puppenspieler wirkte er sehr erfolgreich. Ich habe bei you tube ein ganz interessantes Zeitdokument gefunden. Honky Tonky in Nessebar: http://www.youtube.com/watch?v=EIvvdGcQ31g
und auch von SHAWUE mit James gibt es einige Aufnahmen von einem Konzert 1998 in Altdöbern. bei y t. Ich habe mich mal für „Ich komm heim“ entschieden:
http://www.youtube.com/watch?v=-d8YdbRkTuI
Manch anderer Bandleader hätte bei dem ganzen Stress und Personalwechseln Gitarre und Mandoline längst ins Korn geschmissen, aber Lutz „de Shawue“ wagt immer wieder den Neuanfang. Da muss man schon ähnlich „verrückt“ sein wie wir Konzertnomaden, um nicht die Lust und den Mut zu verlieren. SHAWUE ist trotz der Besetzungsschwierigkeiten immer eine überzeugende Liveband geblieben. Halbe Sachen macht Lutz Neumann nicht. Die Fans bekommen immer mindestens 100 % SHAWUE, egal ob live oder auf CD. Man fühlt sich als Konzertbesucher von der Band auch respektiert und angenommen. Vor und nach dem Konzert kann man immer mit den Musikern, besonders mit Heike und Lutz, ins Gespräch kommen. Kurzum SHAWUE und an der Spitze Lutz sind mir sehr sympathisch.
Am Abend des 1.Weihnachtsfeiertag 2012 ging es für mich also wieder in den Gasthof Medingen. Die Band war natürlich ein paar Stunden eher angereist und hatte schon den Aufbau der Technik und den Soundcheck hinter sich gebracht. Am Eingang der Gaststätte gab es zur Eintrittskarte(13,-) für jeden Gast von der Band gleich auch noch eine Flasche vom besten Bier der Welt (Freibier *g*) zur Begrüßung. Sicher könnte ich mir das eine Bier, was ich vor dem Konzert dann getrunken habe, auch selber kaufen. Aber allein die Geste fand ich schon Klasse und wenn man die Bierpreise des Hauses zugrunde legt, hat man schon mal 2,70 Euro gespart. Die Wirtsleute hatten anlässlich des gemeinsamen 25 jährigen Jubiläums auch etwas für SHAWUE vorbereitet. Die Band sollte als kleines Erinnerungsgeschenk für die bisherigen 25 Jahre im Gasthof Medingen eine Gitarre mit den Unterschriften aller Gäste und aller fleißigen Helfer des Familienbetriebes erhalten. Auch mein Schriftzug ziert jetzt diese Klampfe. Leider wurde das gute Stück nicht im Rahmen des Konzertes übergeben, sondern irgendwann hinterher. Das war eine vertane Chance, denn eine offizielle Übergabe auf der Bühne mit ein paar würdevollen Worten wäre ganz sicher bei allen gut angekommen.
SHAWUE eröffnete gegen 22.00 Uhr mit „Macht die Leinen los“. Es wurde ein ganz langer Abend, denn die Band spielte etwa bis 01.30 Uhr. Es gab nur eine klitzekleine Pause von etwa 15 Minuten dazwischen. Über 3 Stunden reine Spielzeit, mehr als 30 gespielte Lieder und eine spielfreudige Band ließen die Temperaturen in dem alten Saal schnell ansteigen. Das Publikum ging gut mit. Ganz schnell fanden sich die ersten Tänzer vor der Bühne ein. Die Leute spendeten reichlich Applaus und begeisterte Pfiffe gab es zwischendurch auch noch jede Menge. Die Musik von SHAWUE ist ja zu weiten Teilen auch sehr mitreißend und tanzbar. Ihr Folkock mit deutschen Texten ist aber nicht nur was für die Beine, sondern auch etwas für Bauch und Hirn. Die zum Teil sozialkritischen Liedtexte sprechen schon Probleme, Missstände und Schicksale an.
Lutz hatte für die beiden Weihnachtskonzerte in Medingen und Reichwalde wieder eine tolle Setlist zusammengestellt, die die ganze Bandbreite und Geschichte von SHAWUE abdeckte. Einige der Lieder wie „Jokerman“ oder „Teresa“ hat die Band schon vor 25 Jahren an selber Stelle gespielt. Übrigens stand „Teresa“ gar nicht auf der Setlist, der Meister hatte es schlicht und einfach vergessen, den Song einzutragen. Aber das war für die Musiker kein Problem, sie haben das Lied sowieso alle drauf.
Der Sound war okay, aber die Lichtshow war wieder sehr grottig. Wer schon in Medingen war, kennt das ja. Die Band gab alles und war immer nah am Publikum dran. Immer wieder gingen Gitarrist Ronny Jank und Lutz bis an den Bühnenrand und suchten den Kontakt zum Publikum.
Lutz spielte ein Mandolinensolo sogar auf den untersten Stufen der Bühnentreppe stehend, um noch näher an den Fans zu sein.
Leider verkündete Lutz aber während des Konzertes auch wieder Besetzungswechsel. Die Band wird 2013 mit neuer Rhythmusgruppe an den Start gehen. Schlagzeuger Christoph Meister hat dieses Jahr bei SHAWUE nur ein paar Konzerte ausgeholfen. Er hat nämlich noch eine eigene Band und spielt auch bei anderen Projekten mit. Dass Tochter und Bassistin Charlott „Lotti“ Neumann aussteigt, hatte sich zwar im Vorfeld schon herumgeschwiegen, aber es jetzt sozusagen „amtlich“ zu hören, war für viele Fans nicht leicht. Für die Beteiligten aber wohl auch nicht. Ich glaube, dass Lutz über die Entscheidung seiner Tochter nicht gerade glücklich ist. Lotti spielte ja im Jahr 2004 im Alter von 15 Jahren ihre ersten Muggen als Aushilfe bei SHAWUE. Von 2007 an bis jetzt war sie ununterbrochen in der Band und hatte sich durch ihr erfrischendes Auftreten auf der Bühne die Sympathien vieler Fans erspielt. Lotti hielt dann bei der Bandvorstellung eine emotionale Abschiedsrede, bei der sie wohl selbst zeitweise mit den Tränen kämpfen musste. Es gab dann einen sehr schönen, persönlichen Moment bei „Dann schrei“ (oder war es bei „Sie tanzt auf ihren Rädern“?), da rockten Vater und Tochter nebeneinander und sahen sich lange tief in die Augen.
Als sich beide dann anlächelten, war die Welt wohl wieder in Ordnung. DANKE, Lotti und alles Gute für die Zukunft!
SHAWUE ließ sich nicht lumpen und spielte auch noch ein paar Zugaben. Es war ein denkwürdiges und insgesamt schönes Konzert und ich hoffe, es folgen noch einige solche Weihnachtsfeiern in Medingen.
Ich bin sowieso schon sehr gespannt auf die Zukunft, denn der „neue“ Basser ist schon gefunden und soll wohl bei SHAWUE kein Unbekannter sein;-). Namen nenne ich aber öffentlich keine. Das bleibt der Band vorbehalten.
Gruß Kundi
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