#1

PUTENSEN BEAT ENSEMBLE & GÜNTHER FISCHER in der "Louise" Domsdorf / EE !!

in Konzertberichte Ostrock allgemein 14.07.2008 09:57
von HH aus EE (gelöscht)
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PUTENSEN BEAT-ENSEMBLE & GÜNTHER FISCHER, 13.7.08 in der „Louise“, Domsdorf

„Louise“, das ist ein Name der Klang hat, einer mit exotischem Beigeschmack, der etwas besonderes vermuten lässt.

„Louise“ ist eine in Jahre gekommene Dame, der Name der ältesten Brikettfabrik Europas.

„Louise“ befindet sich mitten in der Südbrandenburgischen Provinz, versteckt in einem Waldstück bei Domsdorf, falls das jemandem was sagt.

Die „Louise“ selbst ist Stein gebliebene und vor Technik strotzende Geschichte und macht den industriellen Charme des 19. Jahrhunderts für die heutige und kommende Generationen nacherlebbar.
Dort, wo noch vor gar nicht so langer Zeit mit viel Hitze und Druck Briketts geformt wurden, die Jüngeren informieren sich bitte bei Oma, dort heizte am gestrigen Sonntagnachmittag THOMAS PUTENSEN & sein Beatensemble mit Songs von MANFRED KRUG und GÜNTHER FISCHER dem Publikum ein. Fischer selbst ließ es sich nicht nehmen, das ohnehin hochkarätige Ensemble durch seine Anwesenheit zu erweitern.

Die Songs von Fischer & Krug wurden in den Jahren 1971 bis 1976 auf insgesamt 4 AMIGA-LP’s gepresst und veröffentlicht. Damals gingen sie über die Ladentische wie die berühmten „warmen Semmeln“. Heute sind sie Kult und, ob das nun einer wahr haben will oder nicht, einer der hohen Maßstäbe für gut gemachte populäre Musik mit deutschen Texten.
Es liegen Welten zwischen diesen Liedern und dem Musikbrei aus meinem Autoradio!

Um so schöner war es zu erleben, wie der Vollblutmusikant Putensen die alten Songs zelebriert. Ganz ohne falschen Pathos oder nostalgische Verklärung, dafür aber mit einer ungeheuren Ladung Spielfreude und Energie. Für mich, der ich die alten Scheiben seit Jahren nicht gehört hatte, war es ein unbeschreibliches Deja Vu, dass all die Melodien und Textzeilen diese lange Zeit über in meinem Gedächtnis nur geschlummert hatten: Komm spiel mit mir, Laß ab, Der Tag beginnt, Niemand liebt dich so wie ich ….

Den Akteuren um Putensen gelang es schnell, die leicht unterkühlte Umgebung einer alten Maschinenhalle aufzuheizen. Vor allem die unnachahmlich lockere Art des Vollblutentertainers, so, wie diese monumental widerborstige Figur hinter dem Tasten und vor dem Mikrofon agierte und kommunizierte war beeindruckend und erfrischend zugleich.

Was diesen Putensen zudem sehr sympathisch macht, ist seine unaufdringliche Art, die Musikerkollegen in den Vordergrund zu dirigieren, Ihnen Platz und Raum für solistische Einlagen zu geben. Selbst Altmeister Günther Fischer fügte sich dieser Dramaturgie auch dann noch, als sein „Solo Sunny“ aus dem gleichnamigen Film, gesungen von seiner Tochter Laura Fischer erklang.
Auf der Bühne brillierten außerdem der Sänger und Saxofonist Andreas Wieczorek (Gundermann’s Seilschaft, Polkaholix), die Sängerin Anett Kölpin (u.a. Datzu) sowie aus alten Fischer-Zeiten Wolfgang „Zicke“ Schneider am Schlagzeug.
Hochkarätiger hätte die Mischung kaum sein können und ich bin mir nicht sicher, ob das die Mehrheit der Anwesenden auch wirklich mitbekommen haben.

Die Truppe harmonierte und hatte sichtlich ein Riesenvergnügen, sich durch das Repertoire der vier Langspielplatten zu musizieren. Höhepunkte herauszupicken ist völlig unmöglich. Jeder Song eine Perle und die sind so schön und unterschiedlich faszinierend, wie Perlen nun mal sind. Frauen werden das verstehen und wir Männer lieben den Augenblick, in dem sie erstrahlen und leuchten.
Gebannt hab’ ich auf Putensen geschaut, als er allein am Piano „Sie“ in den Saal hauchte und meine Glieder haben gezuckt, als er sich in das von Bläsersätzen dominierte „Laß ab“ hineinsteigerte.
Einen Augenblick schien die Zeit zu erstarren, als er „Wenn Du schläfst mein Kind“ sang, jenes wunderschöne (Schlaf)Lied, das schon 1964 auf einer kleinen Vinyl-Single erschien und noch heute Sammlerherzen einen Adrenalinschub verleihen kann.
Natürlich durften die Klassiker schlechthin nicht fehlen: Sonntag, Gestern war der Ball, Du bist heute wie neu. Wenn es überhaupt einen Höhepunkt gab, dann das Duett Putensen & Kölpin mit „Mach’s gut, ich muss gehen“ – Krug muss Ohrensausen oder Schluckauf gehabt haben.

Nur dumm, dass auch so ein Abend irgendwann mal zu Ende geht. So richtig wollte das wohl keiner. Weder die auf der Bühne und die davor auch nicht. Wahrscheinlich wollten uns die Musikanten darauf freundlich hinweisen, als sie vom Podest stiegen und musizierend in Richtung Ausgang wanderten, um aber auf gleiche Weise wieder einzumarschieren und sich mit „Danke für den Abend“ noch einmal für ein weiteres Konzert in hoffentlich naher Zukunft zu empfehlen. Lieder dafür gibt’s jedenfalls noch viele und die „Louise“ würde ich dann auch wieder gern besuchen.

P.S.: Dienstag, 15.07.08: Ich füge jetzt noch den Artikel bei, der am heutigen Dienstag in der "Lausitzer Rundschau" zu diesem Ereignis veröffentlich wurde. Mindestens einen Tag Verspätung, aber immerhin -und das im Zeitalter der elektronischen Medien.
Angefügte Bilder:
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zuletzt bearbeitet 15.07.2008 19:32 | nach oben springen

#2

RE: PUTENSEN BEAT ENSEMBLE & GÜNTHER FISCHER in der "Louise" Domsdorf / EE !!

in Konzertberichte Ostrock allgemein 14.07.2008 19:20
von Wodka (gelöscht)
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Ja lieber Hartmut,

ich hätte es Dir ja voraussagen können! -lächel- Und es freut mich ungemein, dass es Dir nicht anders ging, als mir, als ich dieses Programm das erste Mal erleben durfte. Und auch bei diesem Konzert fehlte leider wie bei mir damals, ein Teil, die "Greifswalder Stadtstreicher", eine Wortschöpfung von Pute, waren nicht dabei. Schade, die geben dem Ganzen immer den letzten Schliff.

Nun kennt hier sicher nicht jeder Thomas Putensen, weiß mit ihm nichts anzufangen. Also tut wohl ein wenig Aufklärung Not?! Pute ist gelernter Tischlet und ein echtes Greifswalder Kind. Er war einer der Hauptdarsteller des DEFA (Kult) Films "Ete und Ali", komponierte Theatermusiken während seiner Zeit am Theater Greifswald, war Pianist an der staatlichen Balettschule Berlin, komponierte Filmmusiken und brachte nach der Wende eine CD mit DDR-Pionierlieder heraus. Die "Pazerkreuzer-Putensen-Band" ist vielleicht dem einem oder anderem ein Begriff. Pute ist der Verrückte, der bei "Wetten das", einer der ersten Sendungen, seine Wette gewann, nämlich alleine das Klavier auf die Bühne zu tragen und dann dort zu spielen. Und nicht zu vergessen, Pute ist wahrscheinlich der beste Freund von Reini Fissler, ihm gelang es bereits mehrmals Reini zu animieren wieder zu singen, zuletzt beim Putensenkonzert im Kultutpalast Dresden.

Putensen lebt heute auf seinem Bauernhof bei Greifswald, direkt am Bodden. Berühmt ist das jährliche Osterfest auf seinem Anwesen, wo Künstler und Freunde aller Sparten sich versammeln. Und Putensen ist ein wunderbarer Mensch!

Nun ist jazzlastige Unterhaltungsmusik sicher nicht jedermans Sache, ein Konzert von Putensen kann man aber trotzdem fast jedem empfehlen.

Hans

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#3

RE: PUTENSEN BEAT ENSEMBLE & GÜNTHER FISCHER in der "Louise" Domsdorf / EE !!

in Konzertberichte Ostrock allgemein 14.07.2008 21:17
von PM | 4.235 Beiträge | 5060 Punkte
wo er Recht hat, hat er Recht - der liebe Hans.
Die Zeilen von Hartmut hier und das Erlebnis Putensen zu 60 Jahre Amiga taten ein Übriges, mich nach Domsdorf zu locken. Habe ich nicht bereut.

Ein ganz klasse Konzert. Wie hier schon gesagt wurde, die Krugplatten sind ein ganz besonderer Teil des Erbes aus einem anderen Land in einer anderen Zeit. Der kulturell interessierte DDR Bürger hatte mindestes eine Krugplatte und eine Jazz Lyrik Prosa (demzufolge man den "Hasen im Rausch" immer noch auswendig kann). Bisher war mir nie geläufig, dass die tollen Krugtitel nie live gespielt wurden, da der große Meister hier die Flocke gemacht hatte.

Wegen Krug selbst wäre ich keinesfalls bis nach Brandenburg gefahren. Aber hier bei Günther Fischer und Thomas Putensen sind die Sachen in den richtigen Händen. Es hat mich nicht gewundert, dass so viele Leute da waren, allerdings meist schon Ältere.

Selten hab ich erlebt, dass eine Truppe selbst so viel Spaß an dem hatte, was sie spielte und die Sachen wirkten keinesfalls angestaubt.
Ein Künster aus dem Ensemble kam mir bekannt vor - aber mein Personengedächtnis lies mich wieder mal im Stich. Dann fielen mir die schwarz / gelb gestreiften Schuhe ins Auge und mir war klar, dass ich diese gerade erst irgendwo gesehen hatte. Der Schuhträger war Andreas Wieczorek von Polkaholix, den wir zum Gundermannkonzert erleben konnten.

Nur Eine hat dieses Konzert sabotiert. Die hochschwangere Hauskatze der Brikettfabrik mit dem passenden Namen "Louise" pinkelte während des Konzerts demonstrativ an die Boxen. Vielleicht war sie eben kein Krugfan.

Klick mal druff hier:

zuletzt bearbeitet 15.07.2008 07:07 | nach oben springen

#4

RE: PUTENSEN BEAT ENSEMBLE & GÜNTHER FISCHER in der "Louise" Domsdorf / EE !!

in Konzertberichte Ostrock allgemein 14.07.2008 21:32
von HH aus EE (gelöscht)
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Die MIETZE war sicher ein Krug/Putensen-Fan und vom Pinkeln habe ich nüscht gerochen - wir saßen auf der anderen Seite des Geschehens.

Aber gelacht haben wir auch ............... ist die nicht niedlich ??

Angefügte Bilder:
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#5

RE: PUTENSEN BEAT ENSEMBLE & GÜNTHER FISCHER in der "Louise" Domsdorf / EE !!

in Konzertberichte Ostrock allgemein 14.07.2008 22:37
von PM | 4.235 Beiträge | 5060 Punkte

Und hier noch einige Bilder vom Tage - die Katze hab ich leider verwackelt , dafür ist der Rest geworden.


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