Politiker sein
("Heute begleitet auch die Politiker viel Häme, viel Spott und viel Misstrauen – mehr als früher, und das kann so nicht bleiben", Christian Wulff in einem aktuellen ARD-Interview)
Ich möchte Politiker sein,
wäre nicht mehr so’n armes Bevölkerungs-Schwein,
man macht mir beim Bürger ’n Termin
und der bezahlt auch für mich das Benzin.
Im Bundestag säße ich rum,
wenn ich Lust hab’, sonst wär’ ich ja dumm,
vielleicht hebe ich auch mal die Hand,
das kann ich auch ohne Verstand.
Im Dienstwagen fahren ist toll,
wenn ich spreche, dann nach Protokoll,
den Text haben mir Profis erdacht
und so blieb’ ich noch lang an der Macht.
Den Wählern erzählte ich viel,
was sie hören woll’n, das wär’ mein Stil
und hätt’ ich das Rennen gemacht,
läuft es anders, als der Wähler gedacht.
Ich wär’ für die Demokratie,
mit mir an der Macht, bekommt ihr sie nie,
denn wichtig ist nur irgend so’n Kreuz,
ich hab’ das Mandat, ihr die ARGE, mich freut’s.
Ich hätte ein großes Budget,
mach’ ich Fehler, tun sie andern nur weh,
und ich könnt’ sie euch prima erklähr’n,
es ist sinnlos, sich mal zu beschwer’n.
Ich wär’ gern in der Politik,
um die Welt reisen, das fänd’ ich wichtig und chic,
all die Bonus-Meilen vom ganz langen Flug,
wären mir für den nächsten Urlaub genug.
Dann wär’ ich ein wichtiger Mann,
für mich selbst mache ich, was immer ich kann,
selbst das Erhöhen der eig’nen Bezüge
fällt mir gar nicht so schwer, ist geprobt zur Genüge.
Nur ich bin hier wirklich der Staat
und ihr finanziert ihn mit Steuer und fleißiger Tat,
ihr rackert für Schulden, für Zinsen und mich
und bleibt doch was übrig, der Staat nimmt es sich.
Das könnte noch ewig so geh’n,
demokratisch gewollt, weil Parteien besteh’n
und siegt mal durch Zufall eine and’re Partei,
dann dreh’ ich mein Fähnchen und bin dort mal dabei.