Kleine weiße Friedenstaube…
Oftmals sind Melodien und Texte gemacht, damit sie beim Hörer eine ganz bestimmte Botschaft hinterlassen. Solche Lieder gibt es viele, auch Friedenslieder.
Eine dieser Melodien ist mir nach sechs Jahrzehnten noch immer im Ohr, weil das Lied „Kleine weiße Friedenstaube“ eines der ersten war, das mir, neben „Backe, backe Kuchen“, bewusst über meinen Lebensweg flatterte. Das Gleichnis von weißer Taube und Frieden hat mich bis in die Gegenwart gefesselt und bewegt mich emotional noch immer ganz tief. Da lasse ich mir auch keine DDR-Prägung einreden, denn Frieden ist keine Erfindung irgend eines Staatswesens in Ost oder West, sondern eine Hoffnung und der Wunsch vieler Menschen. Es ist mir im Rückblick gesehen auch ziemlich egal, dass dieses und andere Lieder über die LIEBE zum FRIEDEN in der DDR entstanden, am 1. Mai, zum Republikgeburtstag oder Chorabend gesungen und im Radio gesendet wurden. Nicht der Ort oder das Medium blieben in der Erinnerung, sondern die Melodie, der wunderschöne Text und damit das Anliegen:
„Kleine weiße Friedenstaube, fliege übers Land,
allen Menschen, groß und kleinen, bist du wohl bekannt.“
Zum Glück stehen diese Zeilen und die Melodie nicht im Verdacht, „zum Wohle“ der DDR geschrieben worden zu sein, denn die Kindergärtnerin ERIKA SCHIRMER aus Nordhausen schrieb das Lied im Jahre 1948, als sie das Symbol der Friedenstaube von Picasso auf einem Plakat in ihrer Heimatstadt erblickte. Es wurde mit ehrlichem Herzen in die Welt gesetzt und die Botschaft, es möge endlich Frieden auf der ganzen Welt sein, ist leider noch immer brandaktuell und will auch noch immer so verstanden werden.
Frau Schirmer hätte auch schreiben können „Stell dir vor, alle Menschen leben in Frieden“ und „sie leben wie Brüder“. Das wäre die gleiche Botschaft und als ich sie von JOHN LENNON gesungen hörte, hatte ich Tränen in den Augen. Später, als der Schock uns bewusst machte, dass die Wunschvorstellung von der weißen Taube nie wieder live mit John’s Stimme erklingen würde, hab’ ich nur noch geheult, denn „Imagine“ ist ein wunderschönes Friedenslied und JOHN LENNON war und ist vielen Symbol für den Frieden. Ich bin ein ziemlicher Idealist und der Wunsch nach Frieden, den ich in mir fühle, ist groß, sehr groß, auch DANK Erika Schirmer und John Lennon.
Manchmal lässt man(n) es zu, dass solche Botschaften einem emotional bewusst machen, wie traumhaft schön ein friedliches Miteinander sein könnte, wenn diese übermächtige Gier nach Macht und das räuberische Drängen nach Geld nicht wären. In der mächtigen Rüstungsindustrie und in den Bankenimperien werden mit dem Tod und der Unterdrückung von Menschen Milliarden verdient. Nichts anderes ist die Produktion von Waffen und Munition und nichts anderes ist das Jonglieren von großen Hedge-Fonds mit Währungen und den Preisen von Nahrungsmitteln und jeder im Parlament ist schuldig, wenn er sich nicht dagegen stellt.
Deshalb trifft mich ein einfaches Lied wie „No Man’s Land“ von ERIC BOGLE ganz tief innen, auch wenn eine weiße Taube darin nicht vorkommt. Da ist sie trotzdem! Dieses Lied, das in Deutschland durch HANNES WADER als „Es ist an der Zeit“ bekannt wurde, ist eine beklemmende Friedensbotschaft der ganz besonderen Art und deshalb mag ich es so sehr.
Natürlich war es nur ein Wunsch, „Give Peace A Chance“ zu singen, aber den Wunsch braucht es, um daraus ein „If I Had A Rocket Launcher“ (1983) von BRUCE COCKBURN werden zu lassen, der weiter singt „… I’d make somebody pay“. Der Kanadier war auch in der DDR zu Gast und sang damals auch sein bewegendes „Nicaragua“, ein Liebes- und Friedenslied für das geschundene Land, das Gundermann später mit einem deutschen Text für Kuba versah.
Eines der schönsten Friedenslieder schrieb Buffy Sainte-Marie, die Kult-Sängerin Indianischer Abstammung aus Kanada. Der „Universal Soldier“, der als „Katholik, Hindu, Atheist, Chinese und Buddist“ in den Krieg für „Kanada, Frankreich, die USA und für Russland“ geschickt wird und glaubt, damit das Ende des Krieges zu bezwecken. Diese Lüge vom „Sinn des Krieges“, die Donovan in den 60ern populär machte, ist heute noch so wahr wie vor 50 Jahren!
Auch möchte ich nicht verheimlichen, dass ich einen Mann und seine Lieder besonders mag: PETE SEEGER. Es sind sein Lebensweg und seine aufrichtige Überzeugung, das richtige zu tun, wenn er für die einfachen Leute und deren Lieder singt. Er sang „We Shall Overcome“ und machte es, wie JOAN BAEZ auch, zur Hymne all derer, die Frieden und Gerechtigkeit lieben.
Ich liebe all diese und andere Friedenslieder, denn ich kann nicht erkennen, dass die Welt seit dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ sicherer geworden und die Gier nach fremden Ressourcen geringer geworden wären und deshalb brauchen wir auch zukünftig die Lieder für Frieden und solche gegen den Krieg. Wir brauchen die alten Songs wie „Schau her“, das einst Reiner Schöne (Text: Hartmut König) sang, wir brauchen „Wer die Rose ehrt“ mit der Stimme von CÄSAR oder „Chilenisches Metall“ mit der von KUNO. Wir brauchen die neuen Lieder wie „Affenkrieg“ von Haase oder „Gott in Not“ von Dirk Michaelis. Wir könnten ein neues „Bengla Desh“ gebrauchen und vielleicht noch einmal „Live Aid“ und am besten, ein völlig anderes System, das den Menschen und unseren Globus in den Mittelpunkt stellt.
Wir alle gemeinsam sollten uns besinnen, denn so wie diese Welt derzeit aussieht, kann sie nicht bleiben. Ich hab’ nur keine Idee, wie man sie ändern könnte, denn die bisherigen Alternativen, die ich kenne, taugen so wenig, wie das System, in dem wir leben (müssen). Deshalb bin ich froh, dass dieses einfache Lied über die „Kleine weiße Friedenstaube“ aus meiner Kinderzeit meine stillen Gedanken aussprechen kann, von denen ich hoffe, sie mögen die Herzen und Hirne erobern, damit endlich überall auf der Welt Frieden werde:
„You may say that I’m dreamer, but I’m not the only one.” – Jonn Lennon – “Imagine”
(Du könntest sagen, dass ich ein Träumer bin, aber ich bin nicht der Einzige.)
„Du sollst fliegen, Friedenstaube, allen sag’ es hier,
dass nie wieder Krieg wir wollen, Frieden wollen wir.“
Wahre Worte - danke!
Wobei das Thema DDR und Friedenslieder mindestens so differenziert zu betrachten ist wie das Verhältnis zur außerparlamentarischen Friedensbewegung insgesamt. Wenn der West-Linke Hannes Wader "Es ist an der Zeit" sang mit dem Refrain "Ja, auch dich haben sie schon genau so belogen, so wie sie es mit uns heute immer noch tun", war die Zielrichtung klar - eben die imperialistischen Kriegstreiber im Westen. Das war im DDR-Rundfunk und -Fernsehen genau so willkommen wie auf Amiga-Schallplatten und beim FDJ-Liedersommer. Das gleiche Lied, live dargeboten von Schülern meiner Klasse auf der offiziellen Schulveranstaltung zum Jahrestag der NVA vor hochdekorierten uniformierten Ehrengästen, konnte aber auch einen Riesen-Eklat auslösen, mit Androhung des Schulverweises und unabsehbaren Konsequenzen für die weitere Lebensplanung.
Es gab also nicht nur den Wunsch und die Hoffnung vieler Menschen in Ost und West, sondern auch die Angst einiger mächtiger Leute auf beiden Seiten, dass diese Sehnsucht nach Frieden zu stark, gar übermächtig werden könnte. Eine Angst, zu der heute - leider! - viel weniger Anlass zu bestehen scheint als damals. Aber gerade deshalb sind die angesprochenen Fragen aktueller denn je, und Antworten noch viel schwerer zu finden.
Wieder wunderschön und nachvollziehbar geschrieben, Hartmut. Da fällt mir spontan noch "Wie weit fliegt die Taube" von KARAT ein. In einer Strophe heisst es: "...wie weit fliegt durch Bomben die Taube...". Friede fängt natürlich schon in einem selbst an, in der Familie, im näherem Umkreis usw. Friede hat viele Facetten und "ein bisschen Frieden" (Nicole) ist ein bisschen wenig ...
Hallo Hartmut und Gerd, ist ein interessantes Thema.
"Ein bisschen Frieden" mochte ich früher sehr. Ich durfte es nicht zu Schulveranstaltungen spielen, mit der Begründung, wir wollten ja nicht nur ein bisschen Frieden... Jedenfalls war ich mal mit einem Freundschaftszug in der Sowjetunion und zu einem Estradenprogramm sang ein Mädchen in lupenreinen Deutsch eben diesen Song. Sowas vergisst man nie.
"Sag mir wo die Blumen sind" gehörte zum Standartprogramm vieler Singeclubs, aber ich kann mich erinnern, dass es gern gesehen wurde, wenn der Schluss abgeändert wurde, es ging dann so: Die Antwort mein Freund, weiß nicht allein der Wind, die Antwort, sie wird von uns bestimmt...
Zu diesem Thema möchte ich gern etwas beisteuern. Irgendwann ich den Achtzigern hörte ich auf einer ziemlich verrauschten Kassette folgendes Lied:
Nur zur Verteidigung Verfasser ist mir unbekannt
Ich hab's euch mal eingescannt, lest selbst...
Ein Friedenslied der anderen Art
Drei Akkorde sind einer zuviel !!!
Es gab doch damals auch ne LP von Udo Lindenberg,ok man musste schon früh am Plattenladen stehen!
Darauf war das Lied" Wozu sind Kriege da?",das hab ich oft mit meiner Freundin gehört und mitgesungen!
Und dieses Lied trifft immer noch zu!
Das von ApfeltraumMatti vorgestellte Lied " Nur zur Verteidigung" stammt von Michael Z. Man kann es neben 4 anderen Titeln hier hören und auch downladen:
http://www.michael-z.de/Musik%20%26%20Te...26%20texte.html
Auf dieser homepage findet man auch noch mehr Informationen über den Künstler.
Gruß Kundi
RE: FRIEDENSLIEDER
in Off-Topic 04.09.2010 12:00von ApfeltraumMatti • | 85 Beiträge | 92 Punkte
Wir brauchen Deine Hilfe!
|
Wir hoffen, dass dir unser Forum gefällt und du dich hier genauso wohlfühlst wie wir. Wenn du uns bei der Erhaltung des Forums unterstützen möchtest, kannst du mit Hilfe einer kleinen Spende dazu beitragen, den weiteren Betrieb zu finanzieren. Deine Spende hilft! Spendenziel: 30€
88%
|
Besucher
0 Mitglieder und 13 Gäste sind Online |
Forum Statistiken
Das Forum hat 9797
Themen
und
100270
Beiträge.
Heute waren 0 Mitglieder Online: Besucherrekord: 2000 Benutzer (08.01.2015 07:34). |