Nach dem Konzert der 5 kleinen Jägermeister verließ ich Chemnitz fluchtartig, denn mich zog es noch auf den Kunsthof Gohlis. Doch meine Hast war eigentlich gar nicht notwendig, die Autobahn war frei und ich erreichte mein Ziel viel zu zeitig. Aber das war gar nicht so schlecht, denn so konnte ich mir noch eine halbe Stunde Pause in freier Natur gönnen. Ein paar Rinder und ein Storch auf einer Wiese waren genau der richtige Anblick, um mal zur Ruhe zu kommen. Ich genoss die Stille, die ab und zu nur durch ein Muhen unterbrochen wurde. Schließlich wurde es langsam Zeit den Kunsthof Gohlis aufzusuchen.
An diesem Ort habe ich in letzter Zeit schon einige Konzerte erlebt und ein wenig habe ich mich in den Hof wohl auch verliebt. Für mich ist der Kunsthof eine kulturelle Wohlfühloase und es ist mittlerweile so, dass ich mich bei guten Freunden zu Besuch wähne, wenn ich hier einkehre. Sigrid und Uwe stellen jeden Monat mit Enthusiasmus und viel Herz eine Menge toller Veranstaltungen auf die Beine. Längst hat sich der Ruf des Kunsthofes Gohlis als beste Adresse für Livemusik im gemütlichen, familiären Rahmen in Sachsen und darüber hinaus herumgeschwiegen.
Am Sonnabend war nun der Liedermacher Akim Jensch aus Osnabrück zu Gast. Akim ist mir im Laufe der Zeit als lieber Freund und auch als Musiker ja sehr ans Herz gewachsen. Gelegentlich habe ich hier auch schon über Konzerte von ihm berichtet. Ursprünglich wollte er im Kunsthof gemeinsam mit seiner Partnerin und Ehefrau Tina auftreten, aber kurzfristig erkrankte leider ihre Tochter Wiebke und deshalb blieb sie daheim in Osnabrück. Das Wiedersehen mit Akim verlief herzlich und wir hatten noch genug Zeit, um über dies und das zu quatschen. Auch ein paar liebe Freunde aus Hoyerswerda tauchten plötzlich im Kunsthof auf. Der Abend konnte also seinen Lauf nehmen.
Gegen 20 45 Uhr setzte der Liedermacher seinen Hut auf und marschierte anschließend zur Bühne. Ich war überrascht, denn Akim setzte sich für die ersten Darbietungen auf einen Hocker und er hatte eine neue Gitarre von der Firma Seagull in den Händen. Bisher spielte er doch immer nur mit seiner heißgeliebten Klampfe aus dem Hause Takamine. Das neue Gerät kam aber nur am Anfang zum Einsatz und auch der Hocker hatte nach wenigen Minuten ausgedient. Wie sich das gehört stellte sich Akim Jensch erstmal den anwesenden Konzertbesuchern vor und er tat das natürlich musikalisch mit dem Lied „Guten Abend, liebe Leute“. Er nahm uns etwas später gedanklich mit zu einem Ausflug ins „Allerwelts – Café“.
Akim’s Lieder zeichnen sich durch sehr schöne Texte von gedanklicher Tiefe aus. Er beobachtet seine Umwelt genau und horcht auch tief in sein Innerstes hinein. Die Lieder, die daraus entstehen, behandeln die kleinen Dinge des persönlichen Lebens, wie das gemeinsame „Frühstück“ mit seiner lieben Tina oder die Suche nach dem eigenen Ich wie in dem Lied „Wirrwarr des Lebens“. Es lohnt sich wirklich mit Akim’s Liedern auf Gedankenreise zu gehen. Es dauerte auch im Kunsthof nur ein paar Augenblicke und ich war wieder regelrecht gefesselt von diesem singenden Hutträger. Er hat halt so eine besondere Ausstrahlung, der man sich einfach nicht entziehen kann.
Wer wissen möchte, wie der Mensch mit dem bürgerlichen Namen Jens Schröder tickt, sollte sich mal „Gleicher unter Gleichen“ anhören. Nach längerer Zeit hatte er dieses Lied endlich wieder ins Liveprogramm genommen. Dieser Song geht mir immer sehr zu Herzen, denn ich verbinde damit auch viele schöne Erinnerungen an die seinerzeit in Hoywoy gegründete Musketier-Fraktion und die vielen gemeinsamen Stunden im SURF.Inn bei Grit und Dirk mit KLARtext, Trixi G und Akim Jensch & Tina’s Voice. „Gleicher unter Gleichen“ ist unser aller Hymne und mehr als ein bloßes Lippenbekenntnis. Deshalb war es ein wunderbares Gefühl, dieses Lied an diesem Abend mit eben solchen Freunden gemeinsam leise mitzusingen. Wenige Minuten später spielte Akim seine persönliche Hommage an Trixi G „Euer Lebenstrip“.
Nach einer kurzen Pause ging es mit „Die nutzlosen Tage“ und „Ich lass die Welt einfach sein“ weiter. Akim’s Musik ist sehr vom amerikanischen Folk beeinflusst, es finden sich aber auch andere Richtungen wie Jazz oder herkömmliche Liedermacherei in den Liedern wieder.
Seit letztem Jahr arbeitet Jensch auch mit einem amerikanischen Texter zusammen. Aus dieser Zusammenarbeit sind einige neue englischsprachige Songs entstanden. Mit „The pages of history“ stellte er uns eines dieser neuen Lieder vor. Mir fehlten ja noch einige meiner Lieblingslieder, doch darauf brauchte ich nicht mehr lange zu warten. „Raus aus dem Staub“, und „Sklaven des Geldes“ folgten nämlich gleich. Eine Livepremiere gab es dazu auch noch, denn erstmals spielte er „Lieder der Vergangenheit“ in einem Konzert. Das locker-optimistische „Ich fahr mit dem Wind“ leitete er mit ein paar Sätzen über seinen neuen Wohnanhänger ein. Das Geschichten erzählen ist auch eine der Stärken von Akim, die ich überaus schätze. Den Titelsong seines letzten Soloalbums „Meine Reise“ enthielt er und natürlich auch nicht vor. Diese Scheibe war und ist für mich sowieso die beste Liedermacher - CD seit Jahren. Das Konzert neigte sich viel zu schnell dem Ende zu und auf mehrfachen Wunsch spielte er im Zugabenteil endlich „Mein Herz für den Osten“. Dieser Abend war wirklich rundum gelungen und wir ließen ihn bei netten Gesprächen ganz langsam ausklingen.
Gruß Kundi