#1

"Geschichten aus der Dresdner Neustadt" Lesung mit E. Güldner, F. Drechsler, Percussion Norbert Jäger

in Off-Topic 26.02.2011 02:46
von Mary (gelöscht)
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Schon am Vormittag schaute ich bei "Büchers Best", einem kleinen Buchladen in der Dresdner Neustadt vorbei, um mir meinen "Platz für den Abend" zu sichern. Eine Lesung, akustisch untermalt von Norbert Jäger, sollte hier stattfinden. Ich kannte diesen ungemein interessanten Buchladen bis dahin nicht, zumindest nicht von innen. Ein Versäumnis, wie ich gestehen muss. Fast könnte man meinen, eine Art "Tante-Emma-Buchladen", wenn man denn diese "Wortneuschöpfung" zulassen will. Beim Nachdenken stelle ich fest..., auch ich eile meist schnurstraks zu diesen "Bücherriesen" oder ich bestelle meine Bücher übers Internet. Dabei lebt so ein kleiner uriger Buchladen, das fühlt man schon beim Eintreten. Alles ist noch persönlich, man ist hier neben Kunde, in erster Linie ein Mensch. Keith Richards jedenfalls schaute mich auch hier vom Regal aus an, seine Biografie "Life" war das letzte Buch, was ich mir kaufte. Ich hätte es also auch hier bekommen...
Und dort, wo sich Katzen wohl fühlen, ist die Welt sowieso in Ordnung... Ich durfte die "Bücherkatze", die mich beim Eintreten begrüßte, fotografieren
Es geht bald weiter...

Angefügte Bilder:
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zuletzt bearbeitet 26.02.2011 02:57 | nach oben springen

#2

RE: "Geschichten aus der Dresdner Neustadt" Lesung mit E. Güldner, F. Drechsler, Percussion Norbert Jäger

in Off-Topic 26.02.2011 10:23
von Mary (gelöscht)
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Hier erst einmal ein paar Fotos zum "Ambiente"...

Angefügte Bilder:
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zuletzt bearbeitet 28.02.2011 01:29 | nach oben springen

#3

RE: "Geschichten aus der Dresdner Neustadt" Lesung mit E. Güldner, F. Drechsler, Percussion Norbert Jäger

in Off-Topic 27.02.2011 19:41
von kkMEI (gelöscht)
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Zur Lesung hier meinen FOTOLINK

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#4

RE: "Geschichten aus der Dresdner Neustadt" Lesung mit E. Güldner, F. Drechsler, Percussion Norbert Jäger

in Off-Topic 02.03.2011 17:00
von Mary (gelöscht)
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Die Tür des Geschäfts war abends verschlossen, denn genau davor war die kleine Bühne errichtet worden. Man trat durch den Hausflur ein.
Ein typischer „Dresden-Neustadt- Hausflur“, eine Kerze neben dem Eingang zur Lesung verbreitete flackernd ein anheimelndes Licht.
Meine „Eintrittskarte“ war die Quittung über die Zahlung des Preises, die ich schon am Morgen vorgenommen hatte. Dieser Beleg verschaffte mir Eintritt in den verwinkelten, kleinen Buchladen. Der, aus mehreren kleinen Räumen bestehend, mit Regalen voll gestellt war, die eine Last an Büchern zu tragen hatten, die jedes Genre der Literatur streiften. Kleine CD-Sammler hingen in den Türrahmen. Dort entdeckte ich „Stalingrad“ und griff zu. Ob ich die CD jetzt noch kaufen könne, wurde lächelnd bejaht. Ich habe ja schon zahlreiche Lesungen erlebt. Am Leseabend kann man dort nur das vorgestellte Buch und frühere Exemplare des lesenden Autors kaufen. Hier ist alles anders, locker, entspannt, fast familiär.

Besucher blätterten in Büchern, unterhalten sich…, bis eine Art Schiffsglocke zum ersten Mal scheppernd erklingt und alle zusammenfahren lässt.
Es sei wie im Theater, nach dem 3. Läuten geht es los, meint der Inhaber lachend.
Nach dem 3. Läuten zwängten sich Francisca Drechsler, Edward Güldner und Norbert Jäger durch die Besucherreihen.
Viel Platz zum Laufen hatten sie hier nicht, dicht gedrängt saßen die Zuhörer in dem kleinen, engen Raum.
Nach kurzen einleitenden Worten des Inhabers von „Büchers Best“ begann der Leseabend.
Zwei Bücher hatte Edward Güldner mitgebracht, den Gedichtband „Flussufer“, grafische Gestaltung hierzu Francisca Drechsler und „Böhmische 21 – Geschichten aus der Dresdner Neustadt“ mit Zeichnungen von Rainer Wriecz.
Nach einem kurzen Klangbild aus Tönen von Norbert Jäger, entführt uns E. Güldner ans „Flussufer“, natürlich an das Ufer der Elbe.
„Eingezwängt in das Elbtal,
in dem sich nur der Fluss bewegt,
stehe ich auf der Stelle,
bin das Ufer.
Verharrend betrachte ich der Zeiten Lauf.
Wo endet der Fluss beginnt die See.
Keiner kann es sagen,
kein Grenzstein bezeichnet diese Stelle.
Mein Standpunkt ist weit genug flussauf.
Was können mir hier die Gezeiten...“
(Auszug)
Norbert Jäger zaubert Wellengeplätscher,
setzt mit genau passenden Tönen hier und da einen Punkt unter das Gesprochene, stellt eine Einheit von Wort und Hintergrundtönen her.
Nach einem Einblick in den Gedichtband, wurde aus „Böhmische 21“ gelesen. Hierauf freute ich mich besonders.

Das Phänomen „Dresden Neustadt“ ist auch an mir nicht spurlos vorüber gegangen.
Kein anderer Dresdner Stadtteil ist so bunt, so lebensfroh und eigenwillig. Für manch einen ist der Stadtteil beängstigend. Vielleicht, weil man hier lebt, wie man leben will.
Francisca Drechsler übernahm den ersten Part. Und schon nach kurzer Zeit spürte man, der Schreiber ist ein „Neustadt-Liebhaber“. Das Einfache, Menschliche wird hier hervorgehoben. Man kennt sich, hilft sich.
Edward Güldner und Francisca Drechsler wechseln sich beim Lesen ab. Zwischen den Zeilen spürt man Wehmut, dass der Stadtteil hier und da „neuzeitlich“ angepasst wurde, das Flair verloren ging. Aber auch von kleinen Siegen hören wir. Als die Kräne von der Böhmischen 21 wieder abziehen mussten…, unverrichteter Dinge natürlich.
Rührend geschrieben, fast eine Ode an die Dresdner Neustadt.
Im Kapitel „Max“ erfuhren wir, wie man zu einer Sammelleidenschaft „gezwungen“ werden kann, ohne eigentlich wirklich sammeln zu wollen. Ein „Plastefrosch“, der arglos geschenkt wurde, besiegelte Max’s Schicksal.
Der arme Max hatte schon die ganze Wohnung voller Frösche und bekommt immer mehr…
Kneipenbesuche fast wie „daheeme“, urige Neustadtgestalten und vor allem Freundschaft machen dieses Buch aus, das nun schon zum 3. Mal aufgelegt wurde. Die Auflage 1 erschien 1998, Auflage 2 erschien 2007. Der Illustrator des Buches, Rainer Wriecz, konnte die Neuauflage nicht mehr erleben.
Er verstarb im letzten Jahr. Ihm zu Ehren verlas Edward Güldner den Text, Rainer Wriecz - „Die Biegung der Geraden“, der 2001 in einem Kalender erschien.

Nach einer kleinen Rauchpause eröffnete Norbert Jäger an den Percussions, hier aus Platzgründen in sehr „abgespeckter" Form, den zweiten Teil des Leseabends.
In einem etwa 10 Minuten dauernden Soloteil ließ er uns auf seinem Klangteppich spazieren gehen,
bevor sich Francisca Drechsler näher vorstellte.
Sie, die jetzt in Potsdam lebt, sprach von ihrer Zeit in Dresden, von ihren Bildern.
Wir erfuhren, sie gestaltete das Cover der Keimzeit CD „Bunte Scherben“ und Rainer Wriecz war es, der ihr dazu einen entscheidenden Tipp gab.

Dann ging es weiter mit der Böhmischen 21.
Der Abschnitt „Die Vermieterin“, lässt mich erst lächeln, macht dann ein wenig traurig.
Eine alte Dame, die mit der neuen Zeit nicht zurecht kam, die einfach zuviel Herz hatte,
sich den „westlichen“ Geflogenheiten anzupassen. Und die Mieter? Die besaßen nicht weniger Herz…
Neustadtgeschichten, wie sie sicher nicht nur in der Böhmischen Straße 21, von der das Buch handelt, erlebt wurden.

Edward Güldner brachte den Leseabend mit weiteren Gedichten aus „Flussufer“ zum Abschluss.
So unter anderem mit „Logik“:
"Wider Erwarten ging die Titanic unter.
Weil sie unterging, drehte man einen Film über sie.
Dieser Film ist einer der meistbesuchten aller Zeiten.
Deshalb war der Untergang der Titanic ein voller Erfolg."

(E.Güldner)

Norbert Jäger setzte den entgültigen, musikalischen Schlusspunkt.

Schade nur, dass die Leseart der Vortragenden ein wenig „emotionslos“ verlief.
Ich hätte mir das Ganze mit etwas mehr Betonung, irgendwie mit mehr Gefühl gewünscht.
Erst nach der Pause im zweiten Teil, als Norbert Jäger zwei Stellen las,
spürte man so etwas wie „Herz“ beim Lesen, was dem Text unwahrscheinlich gut tat und die Besucher aufleben ließ.

Angefügte Bilder:
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zuletzt bearbeitet 02.03.2011 23:31 | nach oben springen

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