Drugstore im (Grünewalder)Lauch
Wozu in die Ferne schweifen, die heimatliche Umgebung bietet auch so manche Überraschung. Eine solche ist der GRÜNEWALDER LAUCH, westlich von Lauchhammer und am Rande eines ehemals riesigen Braunkohlereviers gelegen. Der See liegt, von der heimischen Tourismusindustrie noch weitgehend unentdeckt, malerisch am Rande der Schradenlandschaft und zum großen Teil von Wald umgeben. Als Braunkohle- und kleine Russpartikel noch vom Ostwind über das Land geweht wurden, überzog sich der See, wie viele andere hier auch, mit einen feinen glitzernden Schicht aus Schmutz. Dann wurde auch Kochwäsche nicht sauber und manch Husten chronisch. Diese Zeiten sind endgültig vorüber und der Strand im Lauch eine willkommene Alternative für Leute ohne Fernweh, wie ich, und die mit schmaler Geldbörse, so wie meine.
Dieses Wochenende hielt sich in bescheidenen Dimensionen und das Strandfest im Lauch kam unerwartet als Idee auf. Klein-Ballermann ist nicht mein Traumziel, aber zu feiner Country & Western-Musik ein Bierchen zu genießen, ist auch nicht verachten, wenn man einen Fahrer hat. Ab 19.°° Uhr waren auf den Plakaten DRUGSTORE angekündigt und die standen schon lange auf meinem Wunschzettel.
Als wir mit Fußhupe und bei gleißendem Sonnenschein dort ankamen, war die Biermeile erst zur Hälfte gefüllt. Auf der Bühne sortierten und steckten ECKI LIPSKE & Co. ihre Kabel. Alles schien so, wie es die Informationen im digitalen Netzwerk beschrieben und die Plakate angekündigt hatten. Also noch Zeit für das erste Bier und später auch für die obligatorische Bratwurst.
Eine Stunde später als auf den Werbemitteln angekündigt, schien alles für den Beginn des Konzertes bereit zu sein, doch statt dessen kündigte der DJ, was für eine maßlose Übertreibung für diesen Dorf-Dialekt-Sprecher, eine Tanzrunde mit guter deutscher Schlagermusik an. Da brauchte ich dringend das zweite Bier. Nur gut, so dachte ich, dass mein Kumpel aus Göda diesen weiten Weg nicht auf sich genommen hatte. Dem würde diese Art Campingplatz-Mugge mit einer Stunde Verspätung auch nicht behagen. Das war kaum ausgesprochen, da kamen die beiden Reisenden in Sachen Monokel, Haase und AC/DC auch schon über die Tanzfläche geschlendert. Na so eine Überraschung auf beiden Seiten, zumal die Begrüßung durch den Wautsch in Richtung Hosenbein ebenfalls ziemlich heftig ausfiel.
Inzwischen rückten die Zeiger zielsicher gegen 21.°° Uhr, da erklangen endlich die ersehnten Live-Klänge von der Bühne und schon beim zweiten Song, einer Clapton-Nummer, waren die ersten Line-Dancer auf dem steinernen Parkett zu bewundern. Zu dieser Stunde begann der Abend schon wieder kühl zu werden. Auf der Haut wuchsen Gänsepickel und meine gerade erst überstandene Bronchitis meinte, auch noch ein paar Töne husten zu müssen. Laut „Plan“ hätte das Konzert jetzt ausklingen sollen und eine Schlagershow starten müssen, doch irgendwie war Planung an diesem Abend ein Nebenprodukt oder auch einfach nur Glücksache. Schade für uns, denn Gesundheit geht vor Rock’n’Roll und auch vor Country & Western. Dabei hätte es so schön zu werden versprochen können müssen sollen haben und geworden wären …. see you next time with DRUGSTORE, aber ohne Lauch und Hammer bei einer stinknormalen Mugge. Bis dahin bin ich auch wieder gesund und mein weitgereister Musikliebhaber aus Göda sicher wieder zu Hause angekommen.