Gerhard GUNDERMANN ist leider seit 14 Jahren nicht mehr unter uns und auch der Bassist der SEILSCHAFT Thomas Hergert musste im Jahr 2007 diese Welt verlassen. Doch in den Herzen vieler Menschen ist für GUNDI, seine Lieder, seine Texte und seine Gedanken immer ein Platz. Seine Songs sind wahre Volkslieder geworden und das ohne Unterstützung der Medien. Er war sicher kein "Gott" und hatte auch seine eigenen Widersprüche, aber er gibt uns immer wieder Halt mit seinen Liedern und das nun schon 14 Jahre über seinen Tod hinaus. GUNDERMANN wird manchmal als "Stimme des Ostens" bezeichnet. Da ist sicher etwas dran, denn er sprach vieles aus, was wir denken und fühlen. Er nahm dabei kein Blatt vor den Mund und er konnte seine Gedanken in greifbaren, verständlichen Liedtexten skizzieren.

Dass seine alte Band gelegentlich wieder gemeinsam auftritt, ist ein Gewinn für die Musikwelt. Authentischer als die Seilschaft kann wohl keine Band GUNDERMANN's Lieder spielen.
Mit Bassist Christoph Frenz( er spielte schon bei den Wilderen mit Gundi) und Christian HAASE (Gesang, Gitarre) haben sich die verbliebenen Seilschafter genau die richtigen Leute ins Boot geholt.

DIE SEILSCHAFT spielte am Freitag im Kreißsaal der PUHDYS vor schätzungsweise 350 - 400 Fans. Besser gesagt, die Band und das Publikum sangen gemeinsam 3 Stunden lang die Lieder von Gerhard GUNDERMANN. HAASE war leicht angeschlagen und in seinem üblichen Aktionsradius etwas eingeschränkt, er hatte sich einen Tag vorher beim Aussteigen aus dem Auto den Fuß vertreten. Aber er hat sich durchgebissen, zeitweise sitzend gespielt und den hochgelegten Fuß mit Eis gekühlt.

Es war ein tolles, emotionales Konzert und DIE SEILSCHAFT hat mal wieder eindrucksvoll ihre musikalische Klasse und ihre Spielfreude unter Beweis gestellt.

Hier sind erste Fotos. Ein kleiner Bericht folgt sicher demnächst noch.

Gruß Kundi

DANKE Kundi für deine ersten Worte und Fotos. Leider konnte ich nicht dabei sein, manchmal gibt es einfach zu viele Interessante Konzerte an einem Tag.

Hab sie auf der großen Bühne in Freiberg gespielt?

jeep Petra, sie haben unten im Saal gespielt, auf der großen Bühne

In der Reihe "Historische Ereignisse" lesen Sie heute einen Beitrag vom 19.10. 2012:

Das altehrwürdige Tivoli in Freiberg, das in den letzten Jahrzehnten auch als Tempel der PUHDYS-Jünger Berühmtheit erlangte, platzte zwar nicht aus allen Nähten, aber das hatte ich auch nicht erwartet. So 350 – 400 Leute mögen es gewesen sein und das ist schon eine ordentliche Hausnummer für einen Abend mit Liedern eines ostdeutschen Antistars, der noch dazu bereits 1998 sein Leben ausgehaucht hatte. GUNDERMANN findet in den Medien (Radio, TV) außerdem nicht statt. Trotzdem entdecken immer wieder Leute über Mundpropaganda und/oder Tonträger Gundi’s Songs neu für sich. Das betrifft Menschen aller Altersgruppen und nicht wenige davon waren noch Kinder, als Gundi starb.
Gerhard GUNDERMANN hat in den neunziger Jahren die neuen, aus dem Systemwechsel bedingten Schmerzen der Lausitz(bzw. vieler Lausitzerinnen und Lausitzer), die auch seine eigenen waren, wie kein anderer in Liedern verarbeitet. Auch die verloren gegangenen Illusionen sowie die kleinen Sorgen und Nöte waren immer wieder Themen, die er aufgriff.
Heute wissen wir, dass viele seiner Texte eine hohe Halbwertszeit haben. Manchmal ist es für mich sogar erschreckend, wie aktuell GUNDERMANN’s gesellschaftliche Betrachtungen heute noch sind. Unterdrückung, Krieg und Elend in der Welt, Raubbau an der Natur, Arbeitslosigkeit und soziale Ungerechtigkeit sind auch heute noch gesellschaftliche Fragen auf die wir Antworten suchen. Mit seiner Beobachtungsgabe und Gedankentiefe transportierte GUNDERMANN in den Songs das Lebensgefühl tausender Menschen. Ich könnte jetzt noch ellenlange Ergüsse über Leben und Werk von Gerhard Gundermann und meiner Beziehung dazu schreiben. Das tue ich diesmal nicht, weil ich momentan wenig Zeit habe und weil ich mich auch in dem einem oder anderen früheren Bericht schon dazu geäußert habe. Manchmal ist weniger sowieso einfach mehr.

Nachdem GUNDERMANN 1992 das Album „Einsame Spitze“ mit den Musikern von SILLY eingespielt hatte, suchte und gründete er seine neue Live-Band. DIE SEILSCHAFT war geboren. Alleine der Name SEILSCHAFT war schon eine kleine Provokation. Der Begriff von den alten Seilschaften hatte damals gerade Hochkonjunktur. Es wurde die Band seines Lebens mit der er 3 sensationelle Studioalben(„Der 7te Samurai“, „Frühstück für immer“, „Engel über dem Revier“) einspielte und unzählige Konzerte gab. Die Live-Doppel-CD „SILLY + GUNDERMANN & SEILSCHAFT: Unplugged“ mit dem Mitschnitt des Konzerts im Lindenpark Potsdam vom 22.11.1994 erschien erst 5 Jahre nach Gundi’s und 7 Jahre nach Tamaras viel zu frühen Tod.

Als beim GUNDERMANN-Tribut am 21.06.2008 in der Columbiahalle nach Jahren der Stille DIE SEILSCHAFT erstmals wieder rockte und sich dazu einen jungen, dynamischen Musiker namens Christian HAASE ins Boot holte, träumte sicher nicht nur ich den Traum von einer Wiederauferstehung der SEILSCHAFT. Der kurze Auftritt in der Columbiahalle machte einfach Lust auf mehr. Der Rest der Geschichte ist bekannt, DIE SEILSCHAFT ist seit 2Jahren wieder da und spielt ein paar umjubelte Konzerte im Jahr. Nun ist mein Vorgeplänkel doch wieder etwas länger geworden als beabsichtigt. Entschuldigung ;-).

Mit „Ist da irgendwer?“ eröffnet DIE SEILSCHAFT das Konzert in Freiberg leise und es klingt fast ein wenig schüchtern wie Andy Wieczorek die Worte ins Mikrofon haucht. Doch die Zuhörer sind sofort bei der Sache und stehen von der ersten Sekunde an wie eine Wand hinter ihrer SEILSCHAFT. „Soll sein“ bringt uns den HAASEn auf die Bühne und ans Mikro. Der humpelt an diesem Abend zwar, weil er sich den Fuß tags zuvor verknackst hat und er spielt deswegen auch gelegentlich im Sitzen, aber das kann ihn nicht davon abhalten mit Band und Publikumordentlich zu rocken. Längst ist aus der Mugge schon die Veranstaltung „Alles singt GUNDERMANN“ geworden. Große Teile des Publikums sind textlich sattelfest und diesen Zusammenhalt, den man spürt, wenn die Leute vor und auf der Bühne gemeinsam singen, beschert mir ein ums andere Mal eine Gänsehaut. GUNDERMANN’s Lieder sind wirklich zu Volksliedern geworden und auch ich stimme gerne in den großen Freiberger Chor mit ein. Bei „Herzblatt“ und „Hier bin ich geboren“ fällt mir wieder auf, wie Gundi mit wenigen Wörtern ganze Bilder malen konnte. Solche Texte beflügeln einfach die eigene Phantasie. Die Band entfaltet ihre Musikalität wie einen Teppich auf dem die Worte durch die Nacht getragen werden. Es ist diese Mischung aus Volkslied, Rock, Folkrock und Liedermachermusik, die nach wie vor spannend ist und die man sich ganz getrost fallen lassen kann. Gundi’s Lieder und DIE SEILSCHAFT fangen uns immer wieder sicher wieder auf.

Ich weiß nicht, was die Musiker von der Bühne aus gesehen haben, ich stelle mir aber vor, dass sie vor sich ein Meer glänzender Augen gesehen haben. DIE SEILSCHAFT spielte sich wieder mit Herz in die vielen Herzen der Fans. „Vögelchen“ und „Ich mache meinen Frieden“ waren noch aus der Abteilung verhaltene Songs, aber der Spannungsbogen wurde damit allmählich weiter aufgebaut. Mit „Sehnsucht nach dem Rattenfänger“ und „Kämpfen wie Männer“ wurde es dann richtig rockig. Tina Powileit am Schlagzeug und Christoph Frenz am Bass bauten richtig Druck auf und Michael Nass ließ die Keyboards ordentlich heulen. Mario Ferraro’s Stahlsaiten jubelten und schrieen und DIE gesamte SEILSCHAFT war plötzlich pure (Rock-)Energie. Bei „Frühstück für immer“ steigerte sich das sogar noch etwas und unterstrich die ratlose Wut des entlassenen Bergarbeiters, die von Gundi im Text verarbeitet wurde.

Die Ballade „Cuba“ hat DIE SEILSCHAFT neu ins Programm aufgenommen. Das freut sicher nicht nur mich. „Gras“, die Hymne aller Gundi-Fans, gestaltete sich wieder zu einem
Chor, der damit einen speziellen und dankbaren Gruß an Gundi. schickte. Geradezu inbrünstig sangen die Fans dieses Lied mit. es ist eigentlich unbeschreibbar, was einem da ganz warm durch den Körper fließt. Dann setzte sich HAASE an den Bühnenrand und sang „Vater“. Für mich persönlich war das der emotionale Höhepunkt des Abends. Seit auch mein Vater nicht mehr unter uns weilt, höre und empfinde ich dieses Lied ganz anders als früher.

„Keine Märchen mehr“ und „Niemandsland“ rauschten wie im Film an mir vorbei. Ich war mit den Gedanken immer noch bei „Vater“. Mit „Ruhetag“ folgte der nächste Geniestreich von GUNDERMANN’s SEILSCHAFT. Der Text war von Gundi und die Komposition lieferte damals Gitarrist Mario Ferraro.

Ich möchte jetzt gar nicht mehr groß ins Detail gehen und erwähne hier nur noch, dass DIE SEILSCHAFT noch jede Menge andere Songs spielte, zum Beispiel „Spricht der Teufel“, „und musst du weinen“, Alle oder keiner“, Wenn ich wär“. Aber den besonderen Gast möchte ich euch nicht vorenthalten. Johan Meijer aus Holland betrat die Bühne und gemeinsam spielte man die „Schwarze Galeere“( bei Meijer heißt der Titel „vliegende holländer“) Ungewohnt, aber nicht uninteressant klang Meijers Gesang für meine Ohren. . Johan hat Gundi’s Texte in seine Heimatsprache übersetzt und im Jahr 2008 eine CD „Hondsdraf-Meijer zingt Gundermann“ veröffentlicht.

Als weitere Überraschung hatte DIE SEILSCHAFT einen eigenen neuen Titel im Gepäck. Er hieß „Regen“ und fügte sich nahtlos in das Gesamtprogramm des Abends ein. Der Zugabenteil war recht umfangreich „Kann dich nicht mehr leiden“, „Einsame Spitze“ Nach Haus“ fallen mir da noch ein. Den Schlusspunkt setzte DIE SEILSCHAFT mit einer reinen Instrumentalversion von „Einmal“.

Gruß Kundi