Ja ich saß auch im Olympiastadion. Das Spektakel hatte ich 2011 in Düsseldorf, dem damals einzigen Stadionkonzert der Tour (allerdings unter geschlossenem Dach) schon einmal gesehen. Schon da dachte ich - das wird die letzte Runde, also nichts wie hin. Als es dieses mal hieß, Olympiastadion gab es kein Halten, wenngleich mich Düsseldorf am 06. sehr gereitzt hätte. Vor allem, weil der Mann an diesem Tag 70 wird. Nun glaube ich nicht, dass Gilmour über den Kanal fliegt oder Mason mit ner Trommel auf die Bühne kommt, aber wer weiss, ob sich nicht doch irgendwas spezielles ereignet.

Zur Show muss man nicht viel sagen. Für mich steht "The Wall" außerhalb der üblichen Maßstäbe, auch wenn Waters nach wie vor nicht wirklich brillant singt, Kilminster und Wykoff hörbar nicht Gilmour sind und und und. Das Ganze ist von der ersten bis zur letzten Sekunde ein einzigartiges Spektakel dass allein von der gigantischen Musik leben könnte, die vom gesamten Ensemble das Waters um sich geschart hat, geradzu perfekt wiedergegeben wird. Stellenweise fragte ich mich erneut - singen und spielen die live oder spielen die Playback ein (wobei ich behaupte - Waters würde nie Playback akzeptieren, er ist ein absoluter Perfektionist und verlangt diese Perfektion in jedem Detail von sich und allen seinen Leuten). Die Frage habe ich mir bei Waters Konzerten vor Jahren in Erfurt schon einmal gestellt und 2011 eben in Düsseldorf.
Zur musikalischen Klasse kommt die unglaubliche Videoinstalation. Nicht nur dass die Beamer über ein Fussballfeld hinweg gestochen scharfe Bilder lieferten, was dort handwerklich geleistet wurde ist für den normalen Konzertbesucher kaum zu verstehen. Eigentlich gehört dem was da über die "Wall" flimmert ne Oskarnominierung für Animationsfilm oder so. Gigantisch ist untertrieben. Richtig irre ist die Schlussszene. Waters als Livebild vor den sich durch die Stehlen windenden Ranken, die eigentlich ja Würmer sind. Wo immer sich Waters hinbewegt, verschwinden die anderen Bilder konturlos obwohl sie beid auf der gleichen Fläche ablaufen. Da fragt man sich, wie geht das? Da ist kein greenroom oder wie das heißt was man auf Fernsehstudios kennt.

Auch wenn ich das Stück wie gesagt schon mal gesehen habe, in Speers Olympiastadion wirken einige Szenen viel extremer als irgendwo anders in der Welt. Man dreht sich um und kann die animierte Monumentalarchitektur anfassen. Mit etwas Fantasie sieht man die uniformen, marschierenden Horden und den Zampano vor der begeisterten Masse. Irre! Ich vermute, Waters hat ähnliche Assoziationen, denn mit dem Krieg und der Rolle der Deutschen im Krieg hat er nicht abgschlossen.
Was Waters aber mindestens so doll um nicht zu sagen viel mehr geprägt hat, ist eine abgrundtiefen Abneigung gegen Diktatur und wie er sagt "Staatsterrorismus". Welch Ironie, dass er zuweilen selbst als autoritär bis fast diktatorisch beschrieben wird.
Das er zu denen gehört, die Israel nicht in einer naturgegebenen Opferrolle sieht, vielmehr zu denen zählt, die in Israels Umgang mit den Palistinensern faschistoide Züge sehen, kann man nicht leugnen. Dass er deshalb den Davidstern zunächst aus den Bombenschächten fallen lies und ihn nun auch auf das fliegende Schwein malen lies, ist ganz sicher Ausdruck dieser seiner Haltung, aber für mich kein Grund das Werk an sich in Frage zu stellen. Jemand schrieb, was die Walküre von Wagner für die Klassik ist, ist "The Wall" für die Moderne. Kunst muss Reibung erzeugen und bedarf einer gewissen Freiheit wenn sie in einen Kontex eingeordnet ist. Genau das würde ich der aktuellen Aufführung von "The Wall" keinesfalls absprechen.

Kommen wir zum Thema Bilder.
Was Bernds Fotos angeht, so hat er sich offen sichtlich an die maßgaben des Meisters himself gehalten. Keine lichtstarken Kameras mit abnehmbaren Objektiven und kein Blitz. So kann man aus 120 m nur relativ "verpixelte" Bilder zum Hausgebrauch machen. Ich weiss und erwarte meine Steinigung wegen meiner Unberechenbarkeit und Ungleichbehandlung Einzelner - aber wenn Waters solchge Fotos erlaubt hat, erlaube ich sie auch aus der eigenen Schatulle zu holen und hier einzustellen, wenn Bernd das möchte. Vielleicht in die Gallerie und nur einzelne in den direkten Forumsbereich.

Was das Bild vom Pfeil an der east side Gallerie angeht habe ich erst gedacht - geht nicht. Nach nochmaliger Überlegung sage ich, das war doch ein quasi privater Besuch an der Mauer, oder? Da hat einzig und allein Waters Rechte einzufordern, da es ein öffentlicher Ort ist und auch nur dann, wenn er da allein auf einem Bild zu sehen ist. Eben das Recht am eigenen Bild. Das wird er wohl nicht tun, da er sich ja exponiert dort präsentiert hat. Sollten noch ein paar Köpfe dazu zu sehen sein, entfällt sogar das. Zudem gibt es von dem Auftritt jede Menge "freies" Material. Ok, ok, das gilt mitunter mehr oder weniger auch für andere Events, doch hier lieg die Sache wohl so deutlich auf der Hand, dass ich sage - man kann ein solches Bild einstellen.

Ich sage expliziet Danke, dass mit dem Thema nicht leichtfertig umgegangen wird.

Und damit noch ein Verweis auf ein quasi professionelles Video von einem Konzert von "The Wall" in Los Angeles. Wer sucht der findet und dürfte begeistert sein.
Derzeit gibt es keine DVD von der aktuellen Tour. aber Insider sind sich sicher, die wird es nach Tourende früher oder später sicher geben. Das wird für meine Begriffe ein Muss für jeder interessierten Musikfan, gleich ob er das Spektakel live gesehen hat oder nicht.

Ja,Bernd,Pfeil und Fred,
absolute Spitze,die Berichte und Informationen in Bildern.

Hätte ich das ein paar Tage früher gelesen,dann wäre ich heute sicher in Düsseldorf.
Habe vorher noch überlegt, sind ja nur ein und eine halbe Stunde,ist jetzt aber doch zu spät.

Vor ca 30 Jahren habe ich mich intensiv mit `The Wall` beschäftigt, danach bin ich leider musikalisch sehr einseitig geworden.

Dank Euch denke ich jetzt mal verstärkt über andere Sachen nach.Gruß Hubert!

Endlich mal was, wo ich auch mitreden kann. Ja Bernd, ich bekomme die Künstler zusammen. Allesamt richtig gute, zum Teil überduchschnittliche Musiker, die eine perfekte Show geboten haben und sich einmal mehr die Seele aus dem leib spielten und sangen.
Ich bastle mal ein bischen, dann stelle ich hier auch mal ein paar Bildchen mit Namen und Rolle im Schauspiel ein. Ich hoffe ich bekomme das hin *ggg*

Die beiden wichtigsten Leute neben Waters sind sicher Dave Kilminster, der die Gitarrenparts von David Gilmour übernimmt (er war wirklich gut, aber anderenorts schon besser - ich fand er hat Teile der beiden Gitarrenparts von Comfortably Numbs etwas zu schnell gespielt und recht wenig Zwischentöne angezupft. Aber immernoch absolut außergewöhnlich ...) und Robby Wyckoff der die Gilmour Parts singt und das ganz passabel macht, wie ich finde. Dazu sollte man Snoie White erwähnen, der an der Rhythmusgitarre bereits das Album "The Wall" mit einspielte, die 80ger Tour mitmachte udn nun der erste Musiker war, den Waters für die große Tour 2010 fest engagierte. Im Background singen 3 Lennon's die zuvor in der Band Venice zusammengespielt haben. Sie haben übrigens nichts mit John zu tun. Dann gibt es natürlich noch einen Schlagzeuger und einen Mann der die Tasten drückt und und und. Wie gesagt ich schau mal nach ein paar Bildern und stelle die Band dann hier ein.

Mein Rechner hat mir die Freundschaft gekündigt, so dass ich im Augenlick nicht wirklich das tuen kann, was ich eigentlich wollte. Schreibe von einem "geborgten" Gerät, auf dem die gesammelten Infos nicht verfügbar sind.
Daher nur soviel zu den Musikern, genauer gesagt zu einem. den Part von Rick Wright an den Tasten hat Rodger Waters Sohn Harry eingenommen. Der junge Mann mit dem Akkordeon bei "Outside the Wall" Wenn man sich einige Bilder von ihm ansieht, hat er eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Ex Basser der Stern Combo - Robert Brenner