Ostrockklassik in Leipzig – das wird wohl als eines der verrücktesten Konzerte in meinem Gedächtnis hängen bleiben.
Die Leipzig Arena war bis auf den letzten Platz gefüllt – keine Ahnung, wie viel da reingehen 7000?
Die Karten hatte ich schon seit Februar, trotzdem nur Plätze in der Mitte – was nicht grad meine Vorfreude steigerte. Die Bestuhlung reichte bis 3m vor die Bühne, die aber nicht all zu hoch war.
Auf Mittelplätzen war man bestimmt schon 60m von der Bühne weg.
Diesmal war ich in Familie unterwegs und dann hatte sich noch Susi zu uns gesellt, ein verschärfter Puhdysfan, die ich hier über unser Forum kennen gelernt habe. Sie ist die Fanin mit dem weitest entfernten Wohnsitz und gerade mal auf Heimaturlaub.
Es ging los mit „Wer die Rose ehrt“. Nachdem Karat an der Reihe war – überlegte ich ernsthaft, was ich eigentlich hier für das viele Geld mache, konnte nur irgendwas von weitem auf der Bühne langhuschen sehen sowie die Bilder, die auf große Monitore übertragen wurden. Aber Fernsehen kann man ja zuhause.
Doch da wir hier ja ein hervorragend funktionierendes Infonetz haben – war mit klar, dass man bei Silly die ungeliebten Plätze verlassen darf. Schon ab Vroni Fischer begannen wir uns vorzupirschen , am Rand durfte man auch stehen bzw hocken um Niemandem im Wege zu sein. Hatte vorher mit einem Ordner gesprochen und die schienen im Bilde zu sein, dass die Leute dann vorkommen dürfen.
Als dann Anna den Satz sagte – „Wenn euch vom vielen Sitzen was wehtut – könnt ihr aufstehen“- passierte exakt nichts. Sie musste in ihrer zweiten Ansage wiederholen, dass man gern vorkommen kann. Wie der Blitz waren Susi und ich vorn – aber was soll ich euch sagen, wir waren die Einzigen.
Es war für mich mit meiner Schüchternheit der Supergau und ich peilte schon den Fluchtweg.
Zum Glück kamen dann die Sillyfans angestürmt und vorn ging sofort die Post ab. Aus dem ungeliebten Sitzkonzert wurde ein Highlight. Silly war sagenhaft in Form und sie boten auch mit Abstand die beste Show. Die Anna gefällt mir von Mal zu Mal besser. Auch ihre Ansagen kamen locker und herzlich.
Hatte auch das Glück, Dirk Zöllner aus der Nähe zu sehen, passte prima dazu und ist eine Bereicherung, hätte mir mehr von ihm gewünscht. Auch IC hatte unheimlich viel Applaus und ein kleiner Seitenhieb zu den vergangenen Ereignissen wurde vom informierten Publikum mit viel Beifall bedacht.
Ja und dann näherte sich der Höhepunkt des Abends. Die Puhdys enterten die Bühne.
Sie waren alle sehr gut drauf. Der Gitarrenwärter hatte wieder einen kleinen Gastauftritt, aber das tat der Stimmung keinen Abbruch. Live ist live. Bei den Puhdys hatte sich dann etwa die Hälfte der Zuschauer von den Plätzen erhoben. Stimmungsmäßig war es ganz klasse und die Puhdys sind eben der Stimmungsanheizer Nummer Eins.
Die Zweieinhalb Stunden waren viel zu schnell um.
Es war auch eine andere Zielgruppe da, als zu den reinen Ostrockkonzerten, fast keine T-shirtträger und viele Leute aus der klassischen Richtung. Was mir sehr gefehlt hat, war der Ausflug von Maschine in die Reihen des Filmorchesters. Das haben sie diesmal weggelassen.
Für mich ist dieser Kompromiss, den der Veranstalter hier gefunden hat, in Ordnung.
Ein halbes Konzert wurden alle auf den Plätzen gehalten und dann darf man vor. Es würden eindeutig weniger von dieser Art Publikum kommen, wenn es reine Stehkonzerte wären. Und ich denke, jeder der ein Herz für den Ostrock hat, kann das verstehen.