CÄSAR, TAMARA, FRANK, all die anderen und die ZEIT

Sicher ist es nicht so, dass ich morgens aufstehe und mein erster Gedanke wäre der an CÄSAR, Gundi, NIEMEN, FRANZ oder TAMARA. Das hätten die nicht gewollt und so ist auch nicht das wirkliche Leben, das ganz andere Wertigkeiten hat. Doch es gibt Momente oder auch Tage, da sind diese Erinnerungen da. Manchmal hole ich sie mir auch ganz bewusst.

Jeder meiner eigenen Geburtstage ist so ein Anlass, an meinen Freund Frank zu denken, mit dem ich gemeinsam hätte feiern wollen, wäre damals nicht dieser schreckliche Unfall gewesen.
Am 1. Mai, dem Geburtstag meiner Mutter, denke ich an sie und am Nikolaustag stoße ich symbolisch mit meinem Paps im Himmel an, während auf dem Plattenteller „Sorry Suzanne“ von den Hollies läuft. Am 8. März telefoniere ich mit meinen Bruder und 2011 zu seinem runden Geburtstag 59a werden wir ganz sicher so richtig die Sau rauslassen.

Czeslaw Niemen fällt mir ein, wenn irgendwo mehr als nur eine Kerze brennt, so wie auf dem LP-Cover, und den Gundermann vermute ich hinter jedem hohen Schornstein im Lausitzer Kohlerevier. Vor dem Haus haben wir Sonnenblumen gesteckt und wenn sie groß, rund und gelb sind, werden die Gedanken bei Tamara sein, dem wahren und einzigen Paradiesvogel.

Für CÄSAR steht seit meinem Geburtstag 59a ein Apfelbäumchen im Garten und jeder Gang an ihm vorbei ist seit dem Herbst vergangenes Jahres mit einem stillen Hallo an den Musikanten verbunden. Wenn der Sommer warm wird, werde ich auch mal einen „Apfeltraum“ an seiner Seite träumen und er wird auch Besuch bekommen, wenn sich Weggefährten hier einfinden, um eine gesellige Zeit miteinander zu verbringen. Ob er genug kleine Äpfel tragen wird, um jedem Weggefährten einen zu schenken, wird sich erst noch zeigen.

An diesem Mai-Sonntag bin ich allerdings mal nach Leipzig gefahren, in seine und meine Geburtsstadt, um in kleiner Runde mit Freunden aus dem CÄSAR-Fanclub „Weggefährten“ gemeinsam ein paar Stunden zu verbringen. Halbe Strecke zwischen Elsterwerda und Köthen. Da hat man Zeit bei einem Kaffee (und noch einem) mal ausgiebiger zu schwafeln, als dies am Telefon möglich ist und man sieht sich dabei in die lachenden Augen. Keine Hektik, wie vor einem Konzert und viel Ruhe, die nach einem Konzert auch nicht mehr da wäre. So etwas mal im Sonnenlicht des Frühlingstages mitten in der Leipziger City zu tun, spült auch ein wenig den Staub des Alltags von der Seele.

Die nachdenklichen und besinnlichen Momente erlebten wir nachmittags auf dem Südfriedhof, dort wo CÄSAR seinen Platz gefunden hat. Unsere Rosen schmücken jetzt seine Ruhestätte und die Gedanken, die uns bewegten, sind auch dort geblieben. Auch nebenan bei Klaus haben wir kurz Hallo gesagt, ehe wir weiter nach Abtnaundorf gefahren sind.

Hier im Stadtpark hatte Simone Dake einen letzten Wunsch CÄSAR’s erfüllt, indem sie im Park, nahe dem ehemaligen Wohnhaus, eine junge Rotbuche zum Gedenken an den Leipziger Musiker pflanzte. Dieses junge Bäumchen, direkt an einem Kinderspielplatz, wollten wir begrüßen und einige Momente in Ruhe verweilen.

Dieser Sonntag im Mai verlief mal in anderen Bahnen und folgte anderen Intentionen, als die, die ich sonst habe, wenn es um Musik oder Musiker geht. Einfach mal wieder Zeit für Gedanken und für Freunde haben, Ruhe für das, was uns im Leben treibt und dann doch wieder unruhig werden lässt. Einer dieser Gedanken heißt CÄSAR und das, was treibt ist das Wissen, noch nicht alles erledigt und noch lange nicht alles weiter gegeben zu haben. „Ich wünsch’ Dir Zeit“ ist eine seiner Liedzeilen. Ein Stück davon hatte ich heute – DANKE dafür.