GERULF PANNACH - Liedermacher
In den fünf Jahren von 1970 bis 1975 war ich im Kreiskabinett für Kulturarbeit Bad Liebenwerda tätig. Die Einrichtung befand sich in einem wunderschönen alten Klinkerbau in der Schloßstrasse, direkt gegenüber war die Post. Die Arbeit von Dorfklubs und Jugendgruppen zu unterstützen, war mein Tätigkeitsfeld.
In beinahe der gleichen Zeit, nämlich 1970 und 1971, hatte ich einen Kollegen, der in solch einem Kreiskabinett in Leipzig arbeitete. Das wusste ich damals allerdings nicht und GERULF PANNACH hatte auch andere Aufgaben als ich. Eine davon brachte ihn mit der KLAUS RENFT COMBO in Kontakt. In den Jahren danach war er einer von vielen Liedermachern, die damals im Sog der Singebewegung wie Pilze aus dem Boden schossen. So lernte er auch CHRISTIAN „Kuno“ KUNERT und WOLFGANG FUCHS kennen. Der Rest ist bekannt und Geschichte.
Seine vielleicht volkstümlichsten Zeilen sang zu Lebzeiten CÄSAR und inzwischen ist der „Apfeltraum“ schon längst ein Lied des Volkes, zumindest dort, wo ich lebe.
Am heutigen 3. Mai vor 12 Jahren starb PANNACH 49jährig an den Folgen von Krebs. Heute wäre er genau ein Jahr älter als sein unbekannter Kollege in Bad Liebenwerda und wahrscheinlich würde er noch immer bissige, wütende und beißende Texte zu aufrüttelnden Melodien schreiben und singen, denn zum Meckern und Verändern gibt es heute mehr als je zuvor.
Vielleicht auch würde er heute irgendwo auf einer Bühne stehen, ganz allein vor vielen Menschen und mit der Gitarre in der Hand. Und vielleicht würde er diese Zeilen singen, die er einst für die KLAUS RENFT COMBO zornig in die Welt setzte und sich singend wundern, wie aktuell seine damaligen Gedanken noch immer sind:
„Mensch, wir werden fett gefüttert,
mit Kampagnen immer neu
und ich krieg’ das große Kotzen,
Mensch, ich fraß schon massig Heu.“
Da wird einem schon bewusst, wie viele Weggefährten inzwischen den irdischen Weg nicht mehr gehen und wie sehr wir sie gerade im Heute brauchen könnten. Doch die Gedanken sind frei und heute bei dir. Ich lege mir die Platte auf, um den Zeiten und dem Regen da draußen zu trotzen, die Zeilen von ERICH MÜHSAM im Kopf und Deine Melodie dazu auf den Lippen – „Fluche Seele, fluche!“.
GERULF, JENNI, PJOTR, HEINZ und CÄSAR, wir vermissen euch so sehr und es tut schon wieder weh!