Klaus „Jenni“ Renft zum 68. Jahrestag seiner Geburt
Wenn es diesen Typen mit seinen ausgeleierten Jeans und dem lockeren Pullover oder dem T-Shirt darüber, mit seinem spärlich gewachsenen Kopfhaar und den langen Strähnen bis zur Schulter nicht gegeben hätte, wie anders wäre das Leben so manchen jungen Mannes, zwischen Fichtelberg und Kap Arkona, ab den späten 60ern verlaufen. Dieser freundlich-eigenwillige Rocker hatte den 17jährigen Peter, genannt CÄSAR, in seine Kapelle geholt und ihn zusammen mit anderen wilden Jungs Musik machen lassen. Er selbst stieg immer in seinen Bass ein, den er redlich halten und zupfen konnte, stand beim Musizieren mit geschlossenen Augen am Bühnenrand oder trank am Tresen ein Bierchen mit uns, meist freundlich lächelnd.
Dieser KLAUS RENFT, wie er sich nannte, hatte die Fähigkeit, aus ganz unterschiedlichen Kerlen immer wieder eine Band zu basteln und gemeinsam Musik zu machen, die man sonst nur von wenigen hörte in jenen Tagen. So ein wilder und chaotisch wirkender Männer-Clan war so ziemlich das Beste, was unsereinen in den späten 60ern und frühen 70ern in dieser kleinen DDR am Wochenende passieren konnte. Für Stunden fühlten wir unser Ideal vom Rocker und von „Born To Be Wild“ in unseren Herzen und hörten Musik live, die wir eigentlich nur aus dem (West)Radio kannten. Nach und nach kamen die eigenen Lieder der Combo hinzu, mit denen wir uns identifizierten und die unser Denken auch ein wenig lenkten.
Für mich war dieser schlanke Endzwanziger auf DDR-Dorfkneipen-Bühnen eine ähnlich Erfahrung wie etwa Che Guevara, Angela Davis oder Jürgen Kuczynski. Nur, dass ich eben mit Jenni Bier trinken und reden konnte, wie mit CÄSAR auch. Die waren zum Anfassen, zum Mitreden und auch zum Mittrinken. Es waren die gleichen Ideen, die gleichen Ideale und vielleicht auch die gleichen Irrungen im und Beulen am Kopf, die mich für mein späteres Leben fit machten.
Inzwischen hat der eine und andere sein Leben schon gelebt und so manchen mit ein paar Fragen sowie Leidens- und Lachfalten im Gesicht hier zurück gelassen, auf das wir erst später nachkommen mögen.
Gut so, denn die Ideen vom anderen Leben, vom kulturvollen und streitbaren Miteinander und von der Rose und ihren Dornen sind noch lange nicht Realität. Genau so wenig ist der Apfeltraum schon ausgeträumt und im Bauch des Riesen ist noch immer nur Grummeln zu hören, statt Aufmüpfigkeit und Wut oder gar Zorn.
Wenn also KLAUS RENFT am heutigen 30. Juni seinen 68. Geburtstag feiern könnte, dann würde er das sicher mit einer Pfeife in der Hand und diesem gelassenen Grinsen im Gesicht tun, das einem die Weisheit schenkt.
Daran denke ich heute und an die frühen Jahre mit der KLAUS RENFT COMBO in den Beatschuppen, die ich besuchte. Ich denke an die Jahre nach der Wende, die mich aufgefressen hatten und den Blick auf manches Konzerterlebnis verwehrten, das ich hätte haben können.
Ich denke an einige Minuten Musik, wie sie einst klang und stelle mir vor, was Jenni zu all dem sagen würde, was er heute sehen und hören würde, wenn er denn könnte. Aber ich stelle es mir für mich allein vor und ohne Anspruch auf Wahrhaftigkeit, denn KLAUS feiert heute nicht, einige Gäste können nicht mehr kommen und der Lauf der Zeit frisst uns noch immer, wenn wir nicht aufpassen.
Also werde ich einen Moment der „Besinnung“ finden, um an Klaus zu denken und an die Männerrunde da oben, die sich empor geschwungen hat zu Jenni’s 68. Geburtstag, so „Als ob nichts gewesen wär’“. Zum Wohle Leute. Prost Klaus!