Wiedersehen im Traum?
Irgendwann, etwa Mitte der Siebziger, erwachte in mir der Traum einmal ein Konzert zu besuchen. Es muss 1979 gewesen sein als ich, damals nur in Begleitung meiner Schwester mein erstes Rockkonzert besuchten durfte. Es fand in der Görlitzer Stadthalle statt und die Veranstaltungsreihe nannte sich „Musikboutique“. An diesem Abend sollte Karussell auf der Bühne stehen. Im Vorfeld des Konzertes schaute ich mir all das an, was auf der Bühne stand und zeigte mich von dem Equipment beeindruckt. Am nachhaltigsten sind mir bis heute Raschkes Hammondorgel mit dem rotierenden Phaser und die rot – gelben Lichteffekte in Erinnerung geblieben. Die Musik hat mich damals noch wenig interessiert.
31 Jahre später erlebte ich gestern ein Deja vue und das Wiedersehen und Hören fand nicht im Traum statt. Auf dem schön hergerichteten Schlossplatz des kleinen Örtchens Kittlitz bei Löbau, sollte das Konzert mit Karussell den krönenden Abschluss der dortigen 850-Jahrfeier bilden. Leider war der Boden durch den vielen Regen schon völlig auf geweicht, dafür sollte es während des Konzertes trocken bleiben.
Es hatten sich schätzungsweise drei – vierhundert Leute, mittleren Alters vor der Bühne versammelt und viele erwartungsvolle Gesichter. Wieder beäugte ich die Bühne, diesmal weniger staunend, eher prüfend.
Kurz nach 19.00 Uhr ging es los. Nach einem kleinen Intro erklang kraftvoller, glasklarer Sound und mit einem Titel, der nicht hätte passender sein können, „Der Gitarrist“. Und so ging es fast zwei Stunden weiter, fast alle bekannten Songs der Band erklangen, manchmal auch im neuen Gewand. Joe würdigt mit seiner Stimme die guten alten Cäsartitel, ich denke da an „Mein Bruder Blues“, „Besinnung“ oder und „Zweifel“. Oscheks Stimme ist immer noch so klar und schneidend wie einst, nicht umsonst wird er die „Heidelerche von Leipzig“ genannt. Hans ist die sächsische Ausgabe von Carlos Santana, manchmal ist weniger mehr. Wolf spart auch auf der Bühne nicht mit seinen Führungsqualitäten oder geizt mit Keyboardklängen und Jan und Benno ließen den Schlosspark mit einem Drum & Basssolo erbeben.
Über 20 Titel ohne Pause oder Ermüdungserscheinungen ist schon eine beachtliche Leistung und dann noch das Ganze mit Spielfreudigkeit und Publikumsarbeit gepaart, brachte für mich die Erfüllung des Abends.
Während der anschließenden Autogrammstunde wurde ein Hammerfeuerwerk abgefackelt. Ich bin meinem Grundsatz treu geblieben, von Kollegen holt man sich keine Autogramme.
Danke, Karussell für diesen wunderschönen Abend!